Schrobenhausen
Wenn der Überflieger zum Schulversager wird

Der Bund Hochbegabung will in Schrobenhausen regelmäßige Treffen etablieren Bereits erste Kontakte geknüpft

17.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Erfahrungen aus erster Hand: Hans-Ulrich Greiner, Vorsitzender des Bunds Hochbegabung, setzt sich zusammen mit seiner Frau für die Belange überdurchschnittlich intelligenter Kinder ein. - Foto: Wöhrle

Schrobenhausen (SZ) Wer aus dem Rahmen fällt, hat es in aller Regel schwer. Das gilt auch für eine Gruppe von Menschen, von der man meinen könnte, dass ihr alles zufliegt: die Hochbegabten. Vor allem überdurchschnittlich intelligente Kinder haben in der Schulzeit - erstaunlicherweise - häufig mit Problemen zu kämpfen.

Diese Erfahrung machte auch Hans-Ulrich Greiner, Vater dreier erwachsener Söhne und Vorsitzender des Bunds Hochbegabung. Der Auslöser für sein Engagement in der Hochbegabtenförderung waren die schulischen Schwierigkeiten seines ältesten Sohnes. Der Bub war in seiner Klasse nicht integriert und fand keinen Anschluss unter seinen Mitschülern. Psychologische Tests ergaben schließlich, dass er einen Intelligenzquotienten von mehr als 130 hat und damit zur Gruppe der Hochbegabten gehört, die zwei bis drei Prozent der Bevölkerung ausmacht. "Unser Sohn hat in der Schule oft aus dem Fenster geschaut und bei anderen einen abwesenden Eindruck hinterlassen. Als ihn die Lehrerin einmal fragte, ob er überhaupt zuhört, konnte er ihre letzten fünf Sätze fehlerfrei wiederholen", erinnert sich Greiner.

Hans-Ulrich Greiners Sohn ist kein Einzelfall. Hochbegabte Kinder sind in ihrer Schulklasse oft Außenseiter. Sie reden wie Erwachsene, benutzen gerne Fremdwörter und wirken besserwisserisch. Von Gleichaltrigen werden sie oft als fremd wahrgenommen. Weil sie aber immer noch Kinder sind, verstehen sie oft selbst nicht, warum die anderen sie nicht verstehen.

Als sich auch bei den anderen beiden Söhnen Greiners eine Hochbegabung zeigte, kam der erfolgreiche Architekt auf die Idee, sich in der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGhK) zu engagieren. Bereits 1997 hatte seine Frau zusammen mit anderen Müttern die "Kleverkids" gegründet, ein Netzwerk zur Unterstützung betroffener Eltern. Die Elternselbsthilfegruppe ist mittlerweile seit über 20 Jahren im Nürnberger Raum und in Nordbayern aktiv. Dort kommen in gemütlicher Runde Eltern hochbegabter Kinder zusammen, um sich auszutauschen, Vorträge zu organisieren und Aktionen für Kinder zu planen. Eine Besonderheit dieser Veranstaltungen ist es, dass die ganze Familie mit einbezogen wird. Denn in der Familie wird das Kind bei Problemen aufgefangen und gestärkt. "Die Kinder müssen merken, dass sie mit ihren Schwierigkeiten nicht allein sind auf der Welt", erklärt Hans-Ulrich Greiner. Das Elternnetzwerk bemüht sich zusätzlich um einen wissenschaftlichen Hintergrund seiner Arbeit, der durch enge Vernetzung mit nationalen und internationalen Wissenschaftlern, Psychologen, Institutionen, Stiftungen, anderen Vereinen und Behörden geschaffen wird.

Die "Kleverkids" integrierten sich in den vergangenen Jahren in größeren Verbänden, gründeten Vereine, unterstützen Schulen und waren auf internationalen Kongressen vertreten. Seit über einem Jahr werdeb unter dem Dach des neu gegründeten Vereins Bund Hochbegabung das Wissen und die Kontakte aus 20-jähriger Erfahrung weitergegeben und weitere Stammtische für Eltern ins Leben gerufen - so jetzt auch in Schrobenhausen. Erste Kontakte hat es bereits gegeben und auch ein Treffen, das auf gute Resonanz stieß, im Sportpark Mühlried hat schon stattgefunden. Daran will der Bund Hochbegabung mit Hans-Ulrich Greiner an der Spitze nun anknüpfen und einen regelmäßigen Stammtisch gründen.