Schrobenhausen (SZ) "Haltet die Uhren an. Vergesst die Zeit. Ich will euch eine Geschichte erzählen." Dieses Zitat des Dichters James Krüss war eines der Leitmotive der "Sob liest"-Veranstaltung "Die Kraft des Wortes im Märchen" am Samstagabend von Margret Ehrmann und Gudrun Naughton.
Die beiden Märchenerzählerinnen erweckten mit ihren Worten bekannte Märchen zum Leben. Sie berichteten vor rund 45 Besuchern über die Art und Weise, wie vor allem in Märchen Worte Kraft besitzen und aufzeigen, "was Worte anrichten können, was sie bewegen können, und was sie bewegen, wenn man ihnen zuhört", so Margret Ehrmann. Durch viel Gestik und den jeweiligen Figuren angepasster Stimme konnten die einzelnen Könige, Prinzessinnen und Prinzen der bekannten und weniger bekannten Stoffe beinahe lebendig werden.
Der Schrobenhausener Pfarrsaal wurde durch Geschichten wie "Der stumme Prinz", dem Grimm'schen "König Drosselbart" und viele weitere Erzählungen in einen Raum mit ganz besonderer Atmosphäre verwandelt. Das Publikum saß in einem großen Kreis, der mehrmals erweitert werden musste, und war so den Erzählerinnen sehr nah. Für diese war eine so große Zahl an Zuhörern ein einmaliges und auch erstes Erlebnis, so Margret Ehrmann. Begleitet wurden die Märchen von den zwei Gitarristinnen Rebecca Specht und Svenja Kleegrewe, die dem Abend einen musikalischen Rahmen gaben. Mit stimmungsvoller, meditativer Musik nach jeder Erzählung gaben sie den Zuhörern die Gelegenheit, die Bilder und Ereignisse der vorherigen Märchen noch einmal aufsteigen und Revue passieren zu lassen. Über das Gehörte konnte man sich dann in einer kurzen Pause mit den anderen Gästen austauschen, etwas trinken oder auch mit Margret Ehrmann oder Gudrun Naughton selbst ins Gespräch kommen.
"Sob liest"-Cheforganisatorin Heike Kielsmeier freute sich im Namen ihres Teams, dass es mit dieser Lesung beim zweiten Lesefest in Schrobenhausen geklappt hat. Auch berichtete sie über die weiteren vielen Aktionen im Rahmen des Lesefestes - wie unter anderem die vielen weiteren Lesungen in Schulen und Kindergärten.
Büchereileiter Herbert Götz verwies zum Ende des Abends noch auf die Redensart "Erzähl mir doch kein Märchen" und dessen negative Bedeutung. Nach dieser stimmungsvollen und lebendigen Märchenvorlesung sollten die Zuhörer nun aber, wenn sie das Wort Märchen hören, einen anderen Sinn im Kopf haben und sich vielleicht an diesen Abend und die Bilder sowie an die Kraft hinter diesen Worten erinnern.
