Schrobenhausen
Ton und Holz aus Thüringen

Keramikerin Annekatrin Schönert und Holzdesignerin Ilona Schlupeck bei "kunst & mehr"

26.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

 

Schrobenhausen (SZ) Kunstbesuch aus der Partnerregion: Zwei kreative Köpfe aus dem thüringischen Saale-Orla-Kreis zeigen bei „kunst & mehr“ ihre Werke. Annekatrin Schönert und Ilona Schlupeck setzen bei ihren Arbeiten auf natürliche Rohstoffe und das Spiel mit Strukturen.

Gesägt, gebeizt, geschnitten. Manche Flächen glatt, manche gebrochen. Farbig, oder nicht. „Die Arbeit mit Holz ist für mich ein Spiel mit der gewachsenen Form“, sagt Ilona Schlupeck. Ein Spiel mit hundert Möglichkeiten. Die Holzdesignerin aus dem thüringischen Tegau ist eine der beiden Künstlerinnen aus der ehemaligen DDR, die ihre Werke für drei Tage nach Schrobenhausen bringen. Bei „kunst & mehr“ wird Schlupeck Holzreliefs und Skulpturen präsentieren. Sie ist voller Vorfreude. „Nicht auf die lange Autofahrt“, verrät sie. „Aber auf neugierige Besucher.“

Große und kleine Formate hat Schlupeck für die Kunstausstellung ausgesucht. Das größte Relief misst 1,20 auf 1,20 Meter, das kleinste 40 auf 40 Zentimeter. „Durch das Aufeinandertreffen verschiedener Oberflächen entsteht der Eindruck plastischer Malerei“, erklärt die Künstlerin. Die Arbeiten entstehen im eigenen Holz-Art-Studio; seit 1984 ist die Thüringerin freiberufliche Holzgestalterin, gehört dem Bundesverband bildender Künstler an. Über die Komposition ihrer Arbeiten macht sich die 57-Jährige viele Gedanken, horcht ins Holz und lässt sich von Wuchs und Maserung inspirieren. Das soll auch auf die Besucher wirken. „Bei der Ausstellung will ich präsent sein und beantworte gerne alle Fragen.“

So verschlungen wie die Verästelungen in Eiche und Nussbaum ist Schlupecks Weg zum Holz. Vater und Großvater waren Tischler, der andere Opa Holzbildhauer. „Ich wollte aber eigentlich Malerei und Grafik studieren.“ Das klappte nicht auf Anhieb, und so begann Schlupeck eine Ausbildung zur Holzhauerin. „Ich fand Gefallen an dem Material.“ In Schneeberg im Erzgebirge erwarb die Thüringerin das Diplom im Fachbereich Holzdesign, kann einen Raum vollständig mit dem natürlichen Rohstoff gestalten. „Ich bin aber bei der freien Kunst geblieben, bei meinem Ursprung.“

Über einen Umweg zurück zum Ursprung. „Das ist die Handschrift meiner Kunst“, sagt auch Annekatrin Schönert, die zweite Künstlerin aus dem Saale-Orla-Kreis bei „kunst & mehr“. Seit einem Jahr lebt und arbeitet sie in Dreitzsch. Ursprünglich kommt sie aus Chemnitz. „Ich verbinde also viele Regionen in mir“, meint Schönert. Der Besuch in Schrobenhausen sei ein weiterer Teil dieses Mosaiks. „Ich freue mich darauf, den Gästen die künstlerische Vielfalt unserer Gegend näherzubringen.“

Schönerts Rohstoff ist Ton. Schon mit elf Jahren hat sie beschlossen, Keramikerin zu werden. Doch auch sie machte einen Umweg, um schließlich im eigenen Atelier anzukommen. „In der DDR war es ohne Beziehungen unmöglich, Töpfer zu werden“, erklärt sie. Ihr Entschluss: Eine Lehre zur Ziegelfacharbeiterin mit Abitur. „Parallel dazu bin ich der Kunst treu geblieben“, sagt Schönert – mit einem Abendstudium von Malerei und Grafik. An der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee erarbeitete sie sich schließlich das Diplom im Fachbereich Keramikdesign, in der Arbeit mit Porzellan.

Nach der Wende schlossen viele Porzellanfabriken, für welche die DDR bekannt war. In ihrem erlernten Beruf sei sie im Grunde erstmals von 2011 bis 2013 tätig gewesen; bei der Eschenbach Porzellan Group im thüringischen Triptis entwickelte sie als freie Projektmitarbeiterin Produkte. „Alle diese Einflüsse – Ziegel, Porzellan, Malerei und Grafik – verbinden >sich in meiner Keramik“, erklärt die Künstlerin.

Seit 1997 ist die Sächsin freiberuflich tätig. Drehen, glasieren, gravieren – das ist ihr Geschäft. Das Markenzeichen: Platin. „Man nennt es auch Porzellangold.“ Kleine Bereiche der Werke erstrahlen so in silberfarbenen Glanz. „Ein Höhepunkt. Der frische Duktus“, beschreibt Schönert. Die weiße Glasur symbolisiert das Porzellan. Der unbehandelte Ton den Ziegel. „Mit einer Radiernadel ritze ich Formen ein.“ Die grafische Struktur. Schönert hat ihre ganz eigene Art entwickelt, Keramik-Kunst zu machen.

Die „kunst & mehr“-Besucher bekommen so nicht nur Gebrauchskeramik zu sehen. „Die fertige ich zwar auch“, sagt die Sächsin. Aber im Gepäck hat sie ebenso Kleinplastiken und beeindruckende Leuchtobjekte, die durch indirektes Licht ihre Wirkung erlangen. „Ich bin sehr gespannt, wie den Schrobenhausenern die Kunst aus Thüringen gefällt.“