Schrobenhausen
Solgun geht

Stadt lässt Arbeitsvertrag auslaufen Caritas soll künftig Streetworker-Projekt übernehmen

01.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Der Schrobenhausener Streetworker Tayfun Solgun wird im kommenden Jahr die Stadt verlassen. Das bestätigte Bürgermeister Karlheinz Stephan auf Nachfrage. Künftig soll die Caritas der Stadt einen Streetworker zur Verfügung stellen.

"Wir haben halt lernen müssen, dass wir in der Stadtverwaltung nicht über genügend Kompetenz verfügen, die Arbeit eines Streetworkers zu bewerten", zog Bürgermeister Karlheinz Stephan nach mehr als eineinhalb Jahren Streetworking unter städtischer Regie eine vorsichtige Bilanz. Ordnungsamtsleiter Herbert Beck bestätigte auf Anfrage, dass der von Beginn an auf zwei Jahre befristete Arbeitsvertrag zwischen der Stadt und Tayfun Solgun Ende März kommenden Jahres auslaufe. Der Stadtrat sei in einer nichtöffentlichen Sitzung per einstimmigem Beschluss dem Vorschlag der Stadtverwaltung gefolgt, den Arbeitsvertrag mit dem 55-jährigen Sozialarbeiter nicht zu verlängern.

Tayfun Solgun (Foto), der aus Augsburg stammt, trat im April vergangenen Jahres die Stelle des Streetworkers bei der Stadt Schrobenhausen an. Vorausgegangen waren etliche Monate, in denen in Schrobenhausen kein Streetworker mehr zur Verfügung stand. Toni Werner, der bei den Jugendlichen in Schrobenhausen durchaus sehr beliebt war, hatte sich entschlossen, seinen Arbeitsplatz beim Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen aufzugeben. Der Grund: Werner verdiente nach eigenen Angaben zu wenig und hatte bei Landrat Roland Weigert versucht, ein höheres Gehalt zu erreichen. Das scheiterte, Werner kehrte in seine alte Heimat zurück. Daraufhin übernahm die Stadt Schrobenhausen das Streetworking vom Landratsamt, das zwei Streetworker für ein dreijähriges Pilotprojekt eingestellt hatte. Eigentlich sollten es drei sein - je einer für die Städte Schrobenhausen und Neuburg sowie einer für die Landgemeinden -, doch aus finanziellen Gründen wurde das angedachte Personaltableau auf zwei Streetworker reduziert.

Die Stadt hatte nach Werners Weggang monatelang nach einem Streetworker gesucht und dann mit Solgun einen Interessenten gefunden, der mit großer Mehrheit vom Stadtrat für das Amt eingestellt wurde. Dabei wurde auch diskutiert, ob ein Mann Anfang 50 der richtige sei, um Jugendliche zu erreichen. Solgun selbst sagte kurz nach seinem Start in Schrobenhausen dazu: "Die Jugendlichen akzeptieren mich als eine Art großer Bruder." Darüber hinaus wollte Solgun nicht als Streetworker bezeichnet werden. Er verstand nach eigenen Worten seine Arbeit eher als "mobile Jugendarbeit".

Über die Gründe, warum die Stadt den Arbeitsvertrag mit Solgun nicht verlängert, wollte sich Stephan nicht genau äußern. Er sagte lediglich: "Wir wechseln lieber die Pferde, als so weiterzumachen wie bisher." Herbert Beck konkretisierte das: "Wir haben überlegt, die Aufgaben des Streetworkers an die Caritas zu übertragen. Dabei wolle die Stadt vor allem auf die Erfahrungen der Caritas mit dem Streetworking zurückgreifen. Die Caritas übernahm den Neuburger Streetworker Daniel Grotter aus dem Landkreisprojekt in ihre Dienste. Dieses Modell könne doch auf Schrobenhausen übertragen werden.

Das sah Stephan genauso. Die Stadt wünsche sich nun, dass die Caritas eine Fachkraft für das Streetworking in Schrobenhausen einstelle. Damit verband Stephan auch die klare Hoffnung, dass sich die Caritas mit ihrer Erfahrung im sozialen Bereich bei der Suche nach einer geeigneten Kraft deutlich leichter tue, als es vor Jahren noch die Stadt in Eigenregie getan habe. Über die Details, darin waren sich Beck und Stephan einig, müsse zwischen Stadt und Caritas noch verhandelt werden. Auch das Landratsamt müsse in die Gespräche mit eingebunden werden, so Beck. Schließlich solle der Kreis, wie bisher auch, das Projekt mitfinanzieren. Einen nahtlosen Wechsel zwischen Solgun und einem potenziellen Caritas-Nachfolger in Schrobenhausen hielt Stephan nach eigenen Worten für eine "sportliche Vorgabe", die wohl kaum zu erreichen sei: "Schön wäre es aber."