Schrobenhausen (SZ) An den 150. Geburtstag des Grafikers Joseph Kaspar Sattler denkt nicht nur die Geburtsstadt Schrobenhausen, auch die Stadtbibliothek Worms würdigt ihn. Noch bis 30. September werden in einer umfangreichen Ausstellung viele der von Sattler illustrierten Bücher gezeigt.
Die Ausstellung entstand unter Busso Diekamp, dem Leiter der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek und der öffentlichen Bibliotheken der Stadt Worms. Der Hinweis auf Sattler, so erklärt der promovierte Kunsthistoriker, führt über Sattlers Illustrationen zur umfassenden "Geschichte der rheinischen Städtekultur von ihren Anfängen bis zur Gegenwart mit besonderer Berücksichtigung der Stadt Worms". Die vier lexikongroßen Bände, durchaus Prachtbände, wurden von Sattler ausgestattet. Neben der Titelgestaltung setzte der Künstler mit Vignetten im Text und mit teils ganzseitigen Bildern starke Akzente, er illustrierte die unterschiedlichsten Episoden der Stadtgeschichten.
Das monumentale Werk ist die Forschungsarbeit des aus der Schweiz kommenden Historikers Heinrich Boos und erschien in den Jahren von 1897 bis 1901. Die tiefgreifende Geschichte entstand mit Hilfe des zahlungskräftigen Mäzens Cornelius Wilhelm von Heyl zu Herrnsheim. Er gab auch den Auftrag an Sattler, möglicherweise von Heinrich Boos vermittelt. Der "Städtekultur" ist in der Ausstellung eine eigene Vitrine gewidmet.
Darüber hinaus ist die Präsentation in Worms sehr übersichtlich gestaltet. Auf die erläuternden Texte haben die Ausstellungsmacher viel Mühe verwendet und von Fall zu Fall auch ausführlichere Erklärungen beigegeben. Die zahlreichen Exlibris, ein Schwerpunkt in Sattlers Arbeiten, sind sehr gut zugänglich, sodass der Besucher die kleinen Formate auch aus der Nähe betrachten kann. Die Präsentation in der Stadtbibliothek Worms, die Ende September geschlossen wird, ist eine Doppelausstellung aus doppeltem Anlass: Auch der Maler und Zeichner Otto Ubbelohde wurde vor 150 Jahren geboren, im Lahntal; er starb im Jahr 1922. Sattler und Ubbelohde werden in unmittelbarer Nachbarschaft gezeigt.
Auch wenn sich die beiden nicht gekannt haben, so treffen sie sich im Stil ihrer Arbeiten, im Jugendstil. Ubbelohde hat mehrfach Themen aus den hessischen Landschaften bearbeitet, weit bekannt wurde er mit seinen Illustrationen zu Grimms Märchen. Er gestaltete ebenfalls viele Exlibris. Zur biografischen Parallelität der beiden Künstler gehört auch der zeitgeschichtliche Hintergrund, beide waren Kriegszeichner im Ersten Weltkrieg.
Die Schau ist noch bis 30. September in der Stadtbibliothek Worms zu sehen. Der Eintritt ist frei.
