Schrobenhausen
Schrobenhausener Weinbauer

SZ TRIFFT: Florian Laquai, dessen Familiengeschichte in Frankreich wurzelt

26.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:54 Uhr

Schrobenhausener mit französischen Vorfahren: Florian Laquai. - Foto: De Pascale

Schrobenhausen (SZ) Wenn der Name Laquai fällt, dann läuft dem Schrobenhausener ja gern mal das Wasser im Mund zusammen. Beim Gedanken an die legendären, selbstgemachten Kartoffelstäbchen mit dem französischen Namen: Pommes (de terre) frites. Oder an die feinen Crêpes, jene hauchdünnen Eierkuchen aus Frankreich. Ob es ein Zufall ist, dass sich damit irgendwo der Kreis zu schließen scheint, der in der Familie von Florian Laquai in Frankreich seinen Lauf nimmt

Es muss irgendwann um die Jahre 1680 bis 1700 gewesen sein, als sich Jean und Eric Lacquay aus dem französischen BesanÃ.on auf den Weg machten - womöglich waren die beiden Brüder hugenottischer Abstammung auf der Flucht -, um sich schließlich in Lorch am Rhein niederzulassen. Und um da offenbar nicht wenige Nachkommen in die Welt zu setzen. "Heute ist da überall Laquai", erzählt Florian Laquai. Da verwundert es nicht weiter, dass auch ein Bäcker diesen Familiennamen trägt - so wie Florian Laquai ebenfalls gelernter Bäcker ist. Jener Zunftkollege aus Lorch habe sogar auf seinen Semmeltüten seine Abstammung verewigt. "Die vierte Linie auf der Tüte war mein Ururgroßvater", erzählt Florian Laquai - auch wenn der sich seinerzeit noch mit y am Ende schrieb, was dann offenbar zu umständlich erschien. Das y wurde durch ein i ersetzt, das c flog komplett aus dem Namen, sodass irgendwann die heutige Schreibweise herauskam.

Anno 1983 ging das 1892 gebaute Haus in Lorch in den Besitz der Schrobenhausener Laquais über. Mittlerweile gibt es fast so etwas wie eine Art Schrobenhausener Weinbaugebiet, zumindest ein von Schrobenhausenern bewirtschaftetes. Mehrmals jährlich machen sich die Laquais dazu auf den Weg gen Hessen - mit dabei immer wieder Freunde aus Schrobenhausen, von denen sich einige im Dunstkreis der Laquais inzwischen ebenfalls zu regelrechten Weinanbauspezialisten gemausert haben, so etwa Kumpels von der Wasserwacht oder Musikerkollegen, die Laquai bei der Arbeit in Lorch gern mal zur Hand gehen.

Doch dann wird nicht nur gewerkelt, sondern auch so manch gesellige Stunde miteinander verbracht. Gerne auch im urigen Laquai'schen Weinkeller - worüber Florian und seine Frau Christa fleißig Gästebuch führen. Auch, wie sich das mit dem Projekt Weinberg entwickelte, ist darin skizziert. "Sauschwer" sei das anfangs gewesen, erinnert sich Florian Laquai. Und "brutal aufwendig". Vor allem, wenn man, wie die Laquais, vom Schneiden der Rebstöcke bis zum Etikett alles selber machen, auf Spritzmittel verzichten und das Ganze so ursprünglich wie möglich händeln möchte. "Wenn du einen Fehler machst, ist alles hin", erzählt der 66-Jährige.

Sein Faible für Vergangenes, das Florian Laquai mit seinen Vorfahren gemein zu haben scheint - so fand er in einem alten Koffer unter anderem Fotos, die bis ins Jahr 1890 zurückgehen - geht sogar so weit, dass er den alten Bulldog aus dem Jahre 1951 heute noch benutzt. Ebenso die Originalpresse von anno 1920 - repariert übrigens von Schrobenhausenern -, die sogar die Letzte ihrer Art ist, die in Lorch am Rhein noch in Betrieb ist. Sozusagen "back to the roots" habe sich übrigens seine Tochter Steffi begeben, erzählt Laquai. Sie lebt jetzt mit Mann und Söhnchen Julian in Lorch am Rhein. Wie der Zufall so spielt, nur ein paar Häuser vom Anwesen der Laquais entfernt. Aber wie genau ging es in der Familienhistorie eigentlich vom Rheingebiet ins oberbayerische Schrobenhausen? "Mein Vater wurde im Zweiten Weltkrieg eingezogen", erzählt Florian Laquai. Schwer verwundet kam er vom Afrika-Einsatz ins Maria-Ward-Lazarett nach Schrobenhausen. Er erholte sich - und tat das, was man als junger Mann nun mal so macht: Man geht abends auf ein Bier. Ins Gasthaus Stief zum Beispiel. Und verliebt sich da in die Tochter des Hauses. Nach Ende des Krieges kam er zurück, mit der festen Absicht, jenes Fräulein Stief zu ehelichen. "Meine Großeltern haben ihn zwar total mögen", weiß Florian Laquai. Eine Bedingung stellten sie aber, fügt er schmunzelnd hinzu: Wenn ihre Tochter schon "einen Ausländer" heirate, dann dürfe sie nicht auch noch "ins Ausland ziehen" - die 430 Kilometer, die Lorch am Rhein von Schrobenhausen entfernt liegt, waren seinerzeit "Weltreisen", amüsiert sich Laquai.

Wenn schon französisches Blut in seinen Adern fließt, wie sieht es denn dann eigentlich sonst so aus mit der Verbindung? Freilich habe er bereits die eine oder andere Reise nach Frankreich unternommen, ins Loiretal, in die Bretagne, nach Paris, auch habe er mit seiner Band schon in Straßburg gespielt, erzählt er. Die französische Sprache beherrsche er aber nicht, bedauert Florian Laquai. Wenn man schon Wein selber herstellt, Regent und Riesling übrigens, dann sei man freilich auch selber Weintrinker, so Laquai, um dann augenzwinkernd hinterher zu schieben: "was nicht heißt, dass ich Bier nicht mag." Übrigens kommen für die Lagerung seines Weines nur ganz spezielle Fässer infrage: Barriquefässer aus Eichenholz - original aus Frankreich.