Schrobenhausen
Das Zehnerle muss fallen

Stichwort Hygiene: Zu Besuch im Schrobenhausener Kreiskrankenhaus

05.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:32 Uhr

Foto: DK

Schrobenhausen (SZ) Die Bürotür steht offen. Viele der Mitarbeiter im Kreiskrankenhaus (KKH), die vorbeigehen, rufen ein "Servus" herein oder bleiben für ein kurzes Gespräch stehen. Hier sitzen drei Frauen, deren Kontaktfreudigkeit ein wichtiges Kriterium ist, um ihre Aufgabe erfüllen zu können: Es geht um etwas sehr Wichtiges.

Elisabeth Specht und Maria Kneißl sind Fachkräfte für Hygiene, Nathalie Gauer ist Beauftragte für Qualitätsmanagement. Beide Bereiche betreffen alle Personen, die sich im KKH aufhalten, und erfordern enorm viel Kommunikation. "Eine Hemmschwelle darf man in unserem Job nicht haben. Hierarchisches Denken ist da eher etwas Hinderliches", stellt Elisabeth Specht fest und meint damit, dass sie und ihre Kolleginnen mit allen Mitarbeitern - egal, ob Schwester, Arzt, Reinigungskraft oder Hausmeister - auf einer Ebene zusammenarbeiten müssen. Denn Hygiene sei viel mehr als nur Reinigung, in dieser Abteilung gehe es um Infektionsverhütung und Gesunderhaltung. Es sei die Aufgabe, dies allen Mitarbeitern zu veranschaulichen.

Dazu werden regelmäßige Schulungen durchgeführt, die verpflichtend sind. Maria Kneißl sagt: "Es ist wichtig, dass wir das denen, die nicht die Hygiene als Hauptgeschäft haben, rationell vermitteln, wie bestimmte Keime übertragen werden und das muss solange erklärt werden, bis das Zehnerle gefallen ist." Da gebe es zwar auch mal Schwänzer, so Specht, aber es gebe auch Mitarbeiter die sogar mit freiwilliger Nachfrage nach einer Schulung auf sie zukommen, ergänzt Maria Kneißl.

Ebenso übernehmen die Hygienefachkräfte die Aufklärung von Patienten und Angehörigen. Man müsse den Leuten die Angst nehmen davor, andere "aus Versehen" mit Krankheiten anstecken zu können. Dazu sei viel Information notwendig und es sei entscheidend, dass sich auch Besucher an die Empfehlungen halten.

Wie zum Beispiel die Händedesinfektion beim Herein- und Herausgehen in das KKH oder die Anweisungen, die auf farblich markierten Tafeln neben den Zimmern der Patienten hängen. Damit könne jeder viel zur Vorbeugung beitragen, betonen Specht und Kneißl, und jeder dürfe sich bei Fragen gern an die Fachkräfte wenden.

In dem Vorbeugungsgedanken liegt wohl auch die Gemeinsamkeit zwischen Hygiene- und Qualitätsmanagement. "QM ist Prävention", betont Elisabeth Specht, und Nathalie Gauer erklärt: "QM dient dazu, den Leuten Sicherheit zu geben bei täglichen Abläufen, und wir versuchen, das QM an die Realität anzupassen." Sie erarbeitet Abläufe gemeinsam mit den Abteilungen und hält diese im QM-Handbuch fest. Das sei eine Vereinfachung für alle, denn "man muss nicht immer alles wissen, aber man muss wissen, wo man es nachschauen kann.", meint Gauer.

Ein relativ neuer Punkt sei das Risikomanagement. Dabei gehe es manchmal um Dinge, die auf den ersten Blick ganz banal erscheinen, tatsächlich aber schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen könnten. Patientenverwechslung etwa sei ein Thema, sagt Natalie Gauer: 2014 wurden deshalb im Krankenhaus Patientenarmbänder eingeführt, die bei der Anmeldung ausgegeben werden und die der Patient während seines Aufenthaltes im KKH tragen muss. Damit werde sichergestellt, dass bei einer Operation zum Beispiel der richtige Herr Mayr auf dem Tisch liegt.

Natürlich ist auch der Schutz der Mitarbeiter im Qualitätsmanagement wie in der Hygiene ein Thema. Gauer verweist auf den Hautschutzplan im QM-Handbuch. Detailliert ist festgehalten, wie Hände gereinigt werden müssen und welche Handschuhe bei welchen Tätigkeiten zu tragen sind. So ein Plan sei wichtig, betont Elisabeth Specht: "Unsere Hände sind das Werkzeug, Was macht der Arzt, wenn er Ekzeme bekommt? Dann ist er unter Umständen nicht arbeitsfähig oder sogar berufsunfähig."

Selbst das Material bleibt bei der Betrachtung aus hygienischer Sicht nicht unberücksichtigt. Beim Einkauf von Geräten etwa müssen die Hygienefachkräfte hinzugezogen werden, um zu prüfen, ob und wie das Gerät desinfizierbar sei und ob das KKH die Ressourcen dazu habe - man denke etwa an die Angio-Suite, die nach jedem Eingriff komplett bis in den letzten Winkel desinfiziert werden muss. "Hygiene hat eine Kontrollfunktion - da ist nicht immer alles eitel Sonnenschein", merkt Elisabeth Specht an. Manchmal müsse man auf Punkte hinweisen, die nicht optimal seien oder etwas einfordern. Maria Kneißl ergänzt: "Ich führe viele Gespräche auf Augenhöhe. Man versucht immer, irgendwie miteinander eine Lösung zu finden. Das ist das, was Spaß macht, und man hat das Gefühl, alle gehen mit."