Schrobenhausen
Kein Ghetto am Stadtrand schaffen

Verein Offene Türen beobachtet die aktuelle Entwicklung im Umgang mit Flüchtlingen mit Sorge

03.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:27 Uhr

Schrobenhausen (mpy) Mit großer Sorge beobachtet der Verein „Offene Türen – internationaler Treff“ die Entwicklung im Umgang mit Asylsuchenden in Schrobenhausen.

„Statt sozialverträglicher, dezentraler Unterbringung in kleinen Einheiten, soll jetzt ein Containerdorf am Stadtrand errichtet werden“, wundert sich dessen Vorsitzender Joachim Siegl. Während in den umliegenden Gemeinden in den Landkreisen Aichach-Friedberg und Pfaffenhofen überwiegend gute Erfahrungen mit der dezentralen Unterbringung gemacht wurden, werde „hier in Schrobenhausen ein sozialer Brennpunkt geplant, der weder den Asylsuchenden noch der einheimischen Bevölkerung gerecht wird“.

Schon im vergangenen Herbst habe der Verein seine Forderungen bei den entsprechenden Stellen eingebracht. Zwar habe am 8. Januar einmalig ein runder Tisch getagt, so Siegl, aber weder die dortigen Beschlüsse noch die Forderungen der Offenen Türen seien bislang umgesetzt worden. „Wir können nicht erkennen, dass ernsthaft Alternativen gesucht wurden“, sagt er. Eine geplante Informationsveranstaltung für potenzielle Vermieter habe nie stattgefunden. Der Verweis auf die Aktivitäten des Landratsamts reiche aus Sicht des Vereins bei Weitem nicht aus, „vor allem, wenn man das Ergebnis betrachtet“, wie Siegl anfügt.

Der Brunnenhof sei, so Siegl, „mit fadenscheinigem Hinweis auf Immissionsschutz abgelehnt worden“, die leerstehenden Zimmer in der landkreiseigenen Landwirtschaftsschule würden „ohne wirkliche Begründung plötzlich keine Rolle mehr spielen“. Der Umgang mit den möglichen Alternativen lege „den Verdacht nahe, dass die Container-Lösung längst beschlossene Sache ist, obwohl absehbar ist, dass sie für ein gedeihliches Zusammenleben mit den Asylsuchenden die schlechtesten Bedingungen schafft“.

In einer Presseerklärung teilt der Verein Offene Türen mit: „Warum sich die Stadt nicht massiver gegen diese Gefährdung des sozialen Friedens wehrt, bleibt für uns unverständlich. Auch wenn die Unterbringung in die Zuständigkeit des Landkreises fällt, sollte sich die Stadt im Vorfeld für sinnvolle Lösungen einsetzen. Ansonsten wird sie sich mit dem Ärger, den ein Ghetto am Stadtrand mit sich bringt, auseinandersetzen müssen.“

Der Verein rechnet – ähnlich wie in den Umlandgemeinden – mit einer großen Bereitschaft, die Not der Flüchtlinge zu lindern und mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen. „Immer wieder melden sich bei uns Menschen, die ihre Mithilfe oder Sachspenden anbieten“, berichtet Siegl. „Wir vertreten weiterhin die Ansicht, dass es Sache der Stadt wäre, solche ehrenamtliche Hilfe zu koordinieren und zu unterstützen. Stattdessen äußert der Bürgermeister in einem Anschreiben an die Teilnehmer des Runden Tischs die Ansicht, dass es nichts zu tun gäbe, solange keine Flüchtlinge in Schrobenhausen angekommen sind.“

In Hohenwart habe der dortige Bürgermeister Manfred Russer das Anliegen zur Chefsache gemacht und sich massiv in der Flüchtlingsfrage engagiert. „Eine vergleichbare Prioritätensetzung vermissen wir in Schrobenhausen schmerzlich“, teilt Siegl mit.

Voraussichtlich am 2. Mai findet eine Fortbildungsveranstaltung der Schrobenhausener Kolpingfamilie und des Vereins Offene Türen für ehrenamtliche Asyl-Betreuer statt. Interessenten können sich schon jetzt unter vorstand@offene-tueren.net anmelden.