Schrobenhausen
Gewerkschaft warnt vor rechter Gefahr

DGB Schrobenhausen und Verein "Offene Türen" sprechen sich bei Kundgebung für Toleranz aus

02.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:45 Uhr

Ein Buch als Dankeschön für seinen Auftritt beim DGB-Ortsverein Schrobenhausen überreichte Ortsvorsitzender Robert Huber (r.) Stefan Jagel, Gewerkschaftssekretär bei Verdi Ingolstadt. Joachim Siegl, Vorsitzender des Vereins „Offene Türen“ hatte dabei vor der Gefahr von Rechts gewarnt - Foto: Drexler

Schrobenhausen (SZ) Die Gefahr von Rechts war das Thema der Maikundgebung des DGB-Ortsvereins Schrobenhausen am Tag der Arbeit. Joachim Siegl vom Verein „Offene Türen“ kündigte an, sich weiter gegen Aktionen von Rechts zu stellen.

Stefan Jagel, Gewerkschaftssekretär bei Verdi in Ingolstadt, sprach vor rund 50 Zuhörern über „Gute Arbeit und soziales Europa“. Sicherheit, Anerkennung, angemessenes Einkommen und Arbeitsbedingungen, die nicht krank machen. Das verstehen die Gewerkschaften unter „gute Arbeit“. „Die Realität sieht leider anders aus“, sagte Jagel. Der Anteil der Leiharbeiter, Minijobber oder Teilzeitbeschäftigten sei auf dem Vormarsch, kritisierte der Gewerkschaftssekretär. Gegenüber 1990 habe sich deren Anteil um mehr als ein Drittel erhöht.

Entsprechend stolz ist die Gewerkschaft, dass zum 1. Januar 2015 in Deutschland der Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde eingeführt wird. Allerdings nicht für alle Beschäftigten. Langzeitarbeitslose, Studierende, Jugendliche und Rentner sind davon ausgenommen. „Der Mindestlohn muss für alle kommen“, forderte Jagel. Die Gewerkschaft ist auch gegen eine grundlose Befristung von Arbeitsverträgen. Das habe Auswirkungen auf die Lebensplanung junger Menschen. Gerade die bräuchten Planungssicherheit und Perspektiven.

Den Missbrauch von Leiharbeit beschrieb er am Beispiel der Krankenhäuser. Um Personalkosten zu sparen, würden fast alle Kliniken in der Region eigene Servicegesellschaften haben. Darunter seien auch die Klinik Schrobenhausen oder die Kliniken St. Elisabeth in Neuburg an der Donau unter kirchlicher Trägerschaft. „Leiharbeit muss wieder auf die eigentliche Funktion begrenzt werden“, formulierte Stefan Jagel die Forderung der Gewerkschaft.

Die Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren hält er für einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Allerdings würden Frauen, die im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten oder Kindererziehungszeiten haben, nicht in den Genuss dieser Rente kommen, kritisierte er. An die Zuhörer appellierte Jagel, am 25. Mai zur Europawahl zu gehen. „Wir brauchen einen Kurswechsel in Europa“, sagte der Gewerkschaftssekretär mit Blick auf gleichwertige und gute Lebensbedingungen in der EU. „Wir wollen ein Europa, in dem Rechtspopulismus und Europa-skeptisches Verhalten keine Chance haben.“

Um rechtes Gedankengut ging es auch in der Rede von Joachim Siegl. Der Vorsitzende des Vereins „Offene Türen“ ging kurz auf die Aktion „Schrobenhausen ist bunt“ ein. Die etwa 500 bis 600 Teilnehmer hätten ein deutliches Zeichen für Toleranz gesetzt, so Siegl. Er warnte, dass es auch in Schrobenhausen eine rechte Szene gebe. „Sie ist nicht sehr groß, aber Pro Bayern hat hier Unterstützung gefunden.“ Es gebe hier deutlich mehr Aktivitäten als in Pfaffenhofen oder Fürstenfeldbruck. „Hinter Pro Bayern stehen Menschen mit einem rechten Hintergrund. Es handelt sich um Leute aus der Neonaziszene“, betonte der Vereinsvorsitzende. Der Verein werde entschlossen dagegen antreten. Siegl sieht auch die Politik in der Pflicht. Besonders, um auf die Jugendlichen, die bei der Demo von Pro Bayern dabei waren, beratend und reintegrierend einzuwirken.