Schrobenhausen
Es gilt das gesprochene Wort

Constanze Geertz gewann den Poetry Slam im Rahmen der Lisa-Akademie

27.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:59 Uhr

Einen winzigen Zettel mit einer Kurzgeschichte zog Korbinian Schmied aus seiner Hosentasche (oben l.). Jaromir Konecny, selbst ein erfahrener Poetry Slammer, moderierte den Abend (unten l.) Mit dem Applaus bestimmte das Publikum den Sieger jeder Runde. - Fotos: Gerlinde Drexler

Schrobenhausen (SZ) 14 Teilnehmer stellen beim Poetry Slam, der am Sonntagabend im Rahmen der Literarischen Sommerakademie (Lisa) stattfand, ihre Wortgewandtheit unter Beweis.

Winzig ist der Zettel, den Korbinian Schmied aus seiner Hosentasche zieht. Der 19-Jährige ist einer der Teilnehmer des Slams im Garten des Pflegschlosses im Museumsviertel in Schrobenhausen.

Im vergangenen Jahr, als der von der Lisa gemeinsam mit dem Jugendzentrum Zoom organisierte Poetry Slam zum ersten Mal stattfand, war es noch ein Experiment. Ein gelungenes Experiment, das sie „bei genialischem Sommernachmittagswetter“ in diesem Jahr fortsetzen wollen, sagt Arwed Vogel, Leiter der Lisa. Der Unterschied zum vergangenen Jahr: Von den 14 Slammern sind bis auf den 19-jährigen Korbinian Schmied aus Gerolsbach heuer alle Teilnehmer von Lisa. Im Vorjahr war jeweils die Hälfte der Slammer vom Jugendzentrum und von der Sommerakademie gekommen.

Der 19-Jährige nimmt seinen Sonderstatus locker. Vielleicht habe er dadurch sogar einen Außenseiterbonus, meint er augenzwinkernd. Für ihn ist es bereits das achte Mal, dass er an einem Poetry Slam teilnimmt. Seine Erfahrung: „Es ist egal, was man macht.“ Es könnten sowohl lustige, als auch dramatische oder ganz andere Texte sein, die vorgetragen werden. „Ich schreibe gerne unter Druck“, erzählt der 19-Jährige. Am liebsten fünf Minuten vor dem Wettbewerb. Dieses Mal hat er seinen Text jedoch schon vor rund einem halben Jahr geschrieben. „Ich wollte einem Freund beweisen, dass ich auch ernste Texte schreiben kann“, erklärt der Gerolsbacher seine Motivation.

Wichtig sei bei einem Poetry Slam nicht nur der Text, sondern auch die Art des Vortrages, erklärt er. Deshalb zieht der 19-Jährige, als ihn das Los zum ersten Teilnehmer bestimmt hat, auch mit einer gewissen Dramatik jenen kleinen Zettel aus der Hosentasche und verkündet, dass dies eine Kurzgeschichte sei. Nach zwei Sätzen ist die Geschichte zu Ende und er kramt noch mal in seinen Hosentaschen. Diesmal zieht er mehrere, klein gefaltete Seiten heraus: Das Tagebuch eines Bösewichtes und seiner blutrünstigen Herrschaft.

Monika Schilfarth aus Nürnberg hatte einen Text über eine Abschiedsszene am Bahnsteig, bei der der Zug nicht abfährt, geschrieben. Im vergangenen Jahr hatte die 50-Jährige zum ersten Mal bei dem Poetry Slam mitgemacht und gedacht, „dass ich ein Thema brauche, das fetzt“. Diesmal sei ihr Beitrag wesentlich lyrischer ausgefallen und sie habe dafür mehr Gestik eingebaut.

Rund fünf Minuten hat jeder Teilnehmer Zeit, um seinen Text vorzutragen. „Jeder verdient Respekt, der hier steht“, sagt Joromir Konecny. Der in Prag geborene Chemiker hat über 60 Slam-Wettbewerbe gewonnen und moderiert den Poetry Slam. Die Teilnehmer haben sich ganz unterschiedliche Themen ausgesucht. Unter dem Motto „Ich bin ein Mann“ schwärmt Caroline Miklosi von einem tektonischen Traumpaar. Bernd Bergander fasst sich mit seinem Beitrag zu „Unser Kater ist tot“ kurz. Martina Dahle-Siems hat sich von Büchern mit alten Kinder- und Volksliedern, die sie beim Aufräumen des Kellers fand, zu einem Potpourri aus Liedtiteln inspirieren lassen.

Den meisten Applaus bekommt in Runde eins die 69-jährige Doris Selmaier aus München. „Ich brauche nur eine Minute und in der quatsche ich mich leer“, hatte sie angekündigt und sich dann in Reimen darüber ausgelassen, dass sich jeder bei ihr auskotze, aber ihr keiner zuhören würde. Eigene Texte und Musik steuert in den Pausen Ralf bei. Der 21-jährige Musiker bezeichnet seine Musik als Akustikpunk.

In der zweiten Runde gefällt den rund 40 Zuhörern am besten der Beitrag von Constanze Geertz. Unter dem Titel „Die Quantifizierbarkeit der Sprache“ reimt sie sich durch ihr Studium. Das Publikum applaudiert die 35-jährige Münchnerin in der letzten Runde zur Siegerin. In ihrem zweiten Beitrag hat sich Geertz über das neue Bezahlmodell von Amazon ausgelassen.