Schrobenhausen
"Eine Sache, die man mit dem Kopf vereinbart"

Gespräch mit Julia Häuslmeier aus Steingriff, deren große Leidenschaft das Sportschießen ist

23.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Foto: DK

Schrobenhausen (SZ) Mit einer vollbepackten Schießtasche in der linken Hand und dem Gewehrkoffer in der rechten machen sich rund 420 Luftgewehrschützen vom Gau Schrobenhausen während des Rundenwettkampfes jeden Freitag auf den Weg zur Wettkampfstätte. Auch Julia Häuslmeier ist dabei.

Seit sie zwölf Jahre alt ist, ist die 20-Jährige Mitglied beim Schützenverein Einigkeit Steingriff. Und seither hat sie jeden Freitag das Ziel, das Beste aus sich herauszuholen, um der ersten Mannschaft ihres Vereins zum Sieg zu verhelfen. Gerade steht ihre Mannschaft auf dem ersten Tabellenplatz der Gauliga - da kann das Saisonziel ja eigentlich nur der Aufstieg in die Gauoberliga sein. Seit zwei Jahren haben die Steingriffer den Aufstieg vor der Nase, aber jedes Mal ein bisschen unglücklich verloren. In der Saison 2017/18 soll es endlich klappen.

 

Julia, beim Schießen wird immer wieder vom Mangel im Jugendbereich gesprochen. Der Großteil der Jungschützen kommt wahrscheinlich auch nur deshalb damit in Berührung, weil schon jemand aus der Familie Mitglied ist, wie war das bei dir?

Julia Häuslmeier: Bei mir war es umgekehrt, ich bin über eine Freundin zum Schützenverein gekommen und die wiederum über ihren Papa. Später erst habe ich dann meinen Papa dazu gebracht, auch in Steingriff zu schießen.

 

Deine Bestmarke mit 394 Ringen hast du in der Vorrunde 2017/18 erreicht. Das ist beachtlich. Was muss man tun, um als Schütze erfolgreich zu sein?

Häuslmeier: Es gehört sehr viel Training, Ausdauer und Geduld dazu. Vor den Rundenwettkämpfen versuche ich, zweimal in der Woche zu trainieren, sonst einmal wöchentlich.

 

Aber auch wenn man viel trainiert, ist nicht gesagt, dass man dann auch wirklich gut schießt. Warum ist das so?

Häuslmeier: Manchmal macht einem der Kopf einen Strich durch die Rechnung. Deswegen ist Routine umso wichtiger. Um eine gewisse Routine im Wettkampf zu schaffen, lege ich noch vor dem Umziehen mein Luftgewehr und die Scheibenstreifen an einen freien Stand. Nach dem Umziehen wird der Meterstab, der mir hilft die Füße immer gleich breit auseinanderzustellen, auf den Boden gelegt. Danach mache ich einen Blindanschlag und korrigiere so weit wie nötig mit den Füßen, um perfekt in der Mitte zu stehen.

 

Klingt nach einem festen Ablauf. Hast du noch weitere solcher Rituale?

Häuslmeier: Ich bestelle mir vor jedem Wettkampf eine gelbe Limo und stelle mich immer an bestimmte Schießstände, wahrscheinlich ist das nur eine Sache, die man mit dem Kopf vereinbart hat.

 

Also man merkt, dass der Kopf eine immens wichtige Rolle beim Schießen einnimmt, kann man da schon fast behaupten, dass die ruhige Hand zur Nebensache wird?

Häuslmeier: Jein. Die ruhige Hand ist ja irgendwo auch abhängig vom richtigen Anschlag. Dazu kommt die richtige Atemtechnik. Man atmet zwei- oder dreimal ein und aus, um den Körper ruhigzustellen. Dann suche ich erst den Druckpunkt, um abzudrücken. Wenn man aufgeregt ist, kann das ziemlich schwierig sein.

 

Und was, wenn beim Wettkampf mal ein Schuss wirklich in die Hose geht? Wie reagiert man am besten?

Häuslmeier: Ich versuche, mich trotzdem immer ruhig zu halten und mir darüber keine Gedanken zu machen. Gleich panisch zu rechnen, wie viele Zehner ich jetzt noch brauche, hilft nicht. Ein paarmal öfter durchschnaufen ist meistens die bessere Lösung. Im Allgemeinen konzentriere ich mich in den 40 Minuten, die ich ungefähr zum Schießen brauche, am besten, wenn ich einen Ohrwurm von einem Lied im Kopf habe, da bleibt man voll bei der Sache.

 

Man muss also Gedanken, die einen ablenken könnten, ausblenden und die Konzentration völlig auf das Schießen legen. Hört sich gar nicht so leicht an. Vor allem, weil man ja eines nicht proben kann: Wie es ist, an anderen Schießanlagen zu schießen.

Häuslmeier: Das stimmt. Als Sportschütze kommt man natürlich innerhalb des Gaus Schrobenhausen zu vielen Schießstätten, aber auch die große Olympiaanlage in Garching-Hochbrück ist gewiss ein Ziel eines jeden Sportschützen.

 

Jedes Jahr lädt der Sportschützenbund zu den Oberbayerischen, Bayerischen und den Deutschen Meisterschaften ein. Wie ist die Stimmung bei solchen Wettkämpfen?

Häuslmeier: Ganz anders als im kleinen Rahmen. Alle sind da angespannt, ich bin auch immer total nervös. Außerdem gibt es auch jedes Mal ein Limit für die nächste Meisterschaft, das hat man auch noch im Hinterkopf. Und da haben wir es wieder (lacht): Beim Schießen ist vieles reine Kopfsache.

 

Genau, aber nicht nur. Im Verein, wie auch im Gau gibt es Aufgaben für diverse Organisationen, bei denen auch die Jugend nicht zu kurz kommen sollte.

Häuslmeier: Genau! Seit Anfang des Jahres bin ich zweite Gaujugendsprecherin, wir organisieren zum Beispiel den Ausflug in den Europapark. Da kann man dann wirklich mal abschalten und einfach gemeinsam Spaß haben.

 

Was kann man machen, wenn man einmal bei euch schießen will?

Häuslmeier: Einfach vorbeikommen! Dienstag und Freitag trainieren wir ab 19 Uhr in Steingriff.

 

Die Fragen stellte Anna Fischhaber. Die 16-Jährige ist selbst erfolgreiche Sportschützin und absolviert gerade ein Praktikum bei der Schrobenhausener Zeitung.