Schrobenhausen
"Die Mädchen möchten zur Schule"

HELFERKREISE: Wie es in Gachenbach und Königsmoos läuft

08.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Der Bergwirt in Peutenhausen wurde vor einer Weile zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut. - Foto: M. Schalk

Schrobenhausen (udp) Sie sind diejenigen, die den ankommenden Flüchtlingen den Druck nehmen und signalisieren, dass sie nicht allein gelassen werden: die Ehrenamtlichen in den Helferkreisen. Wie läuft es in den Helferkreisen? Heute der Blick nach Gachenbach und Königsmoos:

 

RESI MÜLLER

Gachenbach: Wir haben zirka 20 Personen im Helferkreis, die sich um 28 Asylbewerber kümmern. Dabei sind alle Altersgruppen. Wir haben beispielsweise einen Rentner, der sehr viel macht. Bezüglich der verschiedenen Kulturen untereinander - wir haben Menschen aus Syrien und Afghanistan - kann ich berichten: Es gab noch nie größeren Streit. Dass ich als Frau nicht von allen Flüchtlingen akzeptiert werde, damit habe ich aber überhaupt keine Probleme. Die Asylbewerber nehmen einen insgesamt toll auf, sie sind sehr freundlich. Natürlich muss man manches zwei, drei Mal sagen, aber das liegt weniger daran, dass sie nicht wollen, sondern vielmehr an Verständigungsproblemen. Dennoch klappt es mit der Verständigung relativ gut, weil einige Englisch können. Fünf unserer Asylbewerber sind in einem Intensiv-Deutschkurs der vhs untergekommen. In Schule und Kindergarten sind die Kinder gut eingebunden.

Momentan sind wir dran, den Asylbewerbern zu erklären, dass sie selber mobil werden müssen, mit Fahrrädern etwa. Allerdings können einige nicht Fahrradfahren, aber das kann man alles lernen. Natürlich ist jede zusätzliche helfende Hand herzlich willkommen. Denn bald werden die Asylbewerber, die unser Helferkreis betreut, auf drei Ortschaften verteilt sein, zusätzlich zu Gachenbach und Peutenhausen ist auch noch Weilach angedacht. Dann wiederum brechen Helfer für die anderen beiden Orte weg.

Eines der größten Probleme ist die fehlende Busverbindung nach Schrobenhausen, denn dadurch sind wir vom Helferkreis sehr gefordert mit Fahrten. Ich bekomme auch etwas von den Sorgen der Asylbewerber mit, davon, dass sie auch mal niedergeschlagen sind. Sie haben einen langen Weg hinter sich, haben alles zurückgelassen, Familienangehörige, Hab und Gut, auch natürlich ihre Häuser und wohnen jetzt auf engstem Raum zusammen. Klar ist das nicht einfach.

 

GUSTI SCHMID

Königsmoos: Es klappt gut, große Probleme haben wir nicht. Von Problemen beim Zusammenleben unserer Syrer und Afghanen habe ich noch nie etwas gehört. An unseren beiden Standorten Ludwigsmoos und Klingsmoos sind 26 Asylbewerber in Privathäusern untergebracht - auch aus der Nachbarschaft gibt es keine Klagen.

Im Helferkreis setzen wir viel auf Hilfe zur Selbsthilfe. Deshalb wollen wir den Asylbewerbern nicht alles abnehmen. Auch wenn sie selbstverständlich anfangs, bis sie sich eingerichtet haben, mehr Unterstützung brauchen.

Neben einem festen Stamm sind in unserem Helferkreis auch Leute, die immer dann helfen, wenn sie grade Zeit haben. Es läuft ja über die Nachbarschaftshilfe und die ist nicht nur für Asylbewerber zuständig. Was uns fehlt, sind Dolmetscher, beispielsweise auch für die Vorladung beim Arbeitsamt. Denn die Verständigung läuft oft über mehrere Ecken.

Was ich sehr schade finde, ist, dass unsere 16-,17-jährigen Mädchen keine Möglichkeit haben, die Schule zu besuchen, weil die Berufsschule keine Kapazitäten frei hat. Dabei würden sie so gern zur Schule gehen. Ich ließ sie auf die Warteliste setzen, sie haben sich so sehr gefreut, weil sie dachten, sie dürften jetzt zur Schule gehen. Als sie dann verstanden, dass es sich lediglich um eine Warteliste handelt, war die Enttäuschung groß. Dabei wäre zum Erlernen der Sprache ein Schulbesuch doch so wichtig. Da muss man unbedingt ansetzen.