Schrobenhausen
Borkenkäfer und Klimawandel

Die Sorgen der Waldbesitzer drehen sich um zwei Phänomene ansonsten ist die Lage gut

09.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:56 Uhr

Experten in Sachen Wald: Josef Konrad (von links), Martin Spies, seit August 2016 Revierleiter und Beratungsförster im Landkreis, Bürgermeister Günter Gamisch, Förster Manfred Doege, Miriam Nüsslein, künftige Geschäftsführerin der Waldbesitzervereinigung (WBV), Alexander von Zwehl; Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung, Hubert Bittlmayer, Amtschef im Landwirtschaftsministerium, Revisor Christian Schmid, Ehrenvorsitzender Eugen von Redwitz und Geschäftsführer Josef Göbel. - Foto: Hamp

Schrobenhausen (SZ) Zwei Neue wurden bei der Jahreshauptversammlung der Waldbesitzervereinigung im Landkreis vorgestellt. Geschäftsführer Josef Göbel wird im kommenden Jahr sein Amt an Miriam Nüsslein übergeben und der staatliche Forstbeauftragte Manfred Doege ist bereits im Ruhestand.

Seit August dieses Jahres berät der junge Sauerländer Martin Spies die Waldbauern im Landkreis, die heuer besonders stark vom Borkenkäferbefall geplagt waren. Vor gut 70 Zuhörern eröffnete der Vorsitzende Alexander von Zwehl die Jahreshauptversammlung der Waldbesitzervereinigung (WBV). Nach einem Grußwort des Bürgermeisters von Ehekirchen, Günter Gamisch, begann der Amtschef im Bayerischen Landwirtschaftsministerium Hubert Bittlmayer die Referatsreihe des Abends. Sein Thema: "Die Zukunft der Waldwirtschaft in Bayern". Sein Dank galt den Waldbauern, die für Bayern, dem bedeutendsten Waldland in Deutschland, besonders wichtig seien. "Die Wälder prägen unsere Region", stellte er fest. Nicht nur werde die landschaftliche Schönheit Bayerns durch seine Wälder mitgestaltet, die Waldwirtschaft sei vor allem ein starker Wirtschaftsfaktor mit 200 000 Arbeitsplätzen und 37 Milliarden Euro Umsatz. Damit sei sie gewichtiger als die Chemie-Industrie. Der Wald sei auch ein CO²-Speicher, er schütze das Klima und im Gebirge schütze er vor Erosion. Das alles könne er aber nur bei einer gut funktionierenden Forstwirtschaft. Die Forderung des Bundes, fünf Prozent der Wälder "still zu legen", also als "Urwald" sich selbst zu überlassen, hält der Amtsleiter für überzogen. Besser sei eine ökologisch orientierte Forstwirtschaft, die darauf achte, dass auch abgestorbene Bäume stehen bleiben und Totholz liegen bleibt, was für Tiere und Pflanzen wichtig sei. "Bayerns Wälder werden älter und artenreicher und gehören damit zu den vielfältigsten Waldbeständen Mitteleuropas", versicherte Hubert Bittlmayer.

Für die Zukunft sieht er auf die Waldwirtschaft mehrere Herausforderungen zukommen. Der Klimawandel sei am schwerwiegendsten. Seit dem Jahr 2000 habe es die zehn wärmsten Jahre gegeben, seit darüber aufgezeichnet wird. Es werde wärmer, was man beim Waldumbau beachten müsse; weg von der Monokultur Fichte, hin zu einem artenreichen Mischwald. Wichtig sei es auch, die Bevölkerung vor allem in den Städten darüber aufzuklären, dass die Bewirtschaftung für einen gesunden Wald notwendig sei. Aus zwei Gründen seien Vereinigungen wie die WBV hier im Landkreis wichtig. Zum einen leben immer mehr Waldbesitzer in Städten und können sich gar nicht um den Forst kümmern. Mit ihnen könne der WBV Pachtverträge schließen. Außerdem könne ein starker Verein auch leichter langfristige Abnahmeverträge etwa mit Sägewerken schließen und bessere Preise erzielen als der einzelne Waldbauer.

2017 werde wohl ein "Käferjahr". Der Borkenkäfer müsse also vorrangig bekämpft werden. Langfristig gehe das nur mit einem Umbau zu einem artenreichen Mischwald. Einen letzten wichtigen Punkt sieht Hubert Bittlmayer in einem guten Gleichgewicht von Wald und Wild. Da müsse man mit den Jägern zusammen arbeiten. Das Ministerium unterstütze bei allen Aufgaben mit Beratung und Geld. Zum Schluss wünschte er Unfallfreiheit bei der Waldarbeit und "ein mieses, kaltes und verregnetes Jahr 2017, dann geht's dem Borkenkäfer schlecht".

Im Anschlussreferat befasste sich Forstoberrat Andreas Hahn mit dem Thema "Kulturlandschaft, Fichte, Jagd". In Europa gebe es keine sogenannte Naturlandschaft mehr. Seit Jahrtausenden habe der Mensch hier die Landschaft gestaltet. Diese gelte es nun zu erhalten. Allerdings müsse man die Fichtenmonokulturen umbauen. Nach dem Raubbau an den Wäldern in der frühen Neuzeit habe man im 17. und 18. Jahrhundert auch im Flachland die Fichte gepflanzt, die eigentlich ein Gebirgsbaum sei, der Kälte und Feuchte brauche. Die Zukunft gehöre aber dem Mischwald. Auch Hahn forderte die Zusammenarbeit von Waldbesitzern, Förstern und Jägern.

In Vertretung von Maria Haas legte Christian Schmid eine erfreuliche Jahresbilanz vor, bei der im Geschäftsjahr 2015/2016 sogar ein deutlicher Gewinn übrig geblieben sei, der die Reserven des Vereins auffülle. Dementsprechend wurden der Vorstand und die Geschäftsführung einstimmig entlastet. Zwischendurch stellten sich die kommende Geschäftsführerin Miriam Nüsslein und der neue Revierleiter und Beratungsförster Martin Spies vor. Der Geschäfts- und Holzmarktbericht des noch amtierenden Geschäftsführers Josef Göbel stellte die Waldbesitzer zufrieden. Man habe im Geschäftsjahr insgesamt gute Holzpreise erzielt.

Schließlich wurde der langjährige Staatsförster und forstliche Berater des WBV, Manfred Doege, vom Vorsitzenden Alexander von Zwehl herzlich verabschiedet. In seiner Dankesrede betonte Doege die gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, vor allem mit der Waldbesitzervereinigung, in der Kontinuität herrsche. In seinen 38 Jahren als hiesiger Revierförster habe er gerade mal zwei Vorsitzende der WBV erlebt, den jetzigen Vorsitzenden Alexander von Zwehl und den Ehrenvorsitzenden Eugen von Redwitz.