Schrobenhausen
Auf den Spuren der Inkas

Franz Grieser berichtet von seiner aufregenden Motorrad-Reise durch Südamerika

19.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr

Auf seiner Südamerika-Reise hat Franz Grieser viel erlebt. Er startete im Süden Boliviens und führ bis nach Chile. - Foto: Grieser

Schrobenhausen (SZ) Die Sonne wirft ihre letzten wärmenden Strahlen auf die umliegenden Vulkane. Der eiskalte Wind bläst immer stärker und es wird kälter. Wir brauchen dringend so bald wie möglich einen Schlafplatz. Doch hier ist weit und breit keine Unterkunft zu finden. Wir befinden uns im Altiplano, auf 4500 Meter im Süden Boliviens und sind mit unseren Motorrädern unterwegs zum "Arbol de Piedra", einem von Erosion geformten Fels. Eine Straße haben wir die letzten 100 Kilometer nicht mehr gesehen. Wir fahren dem GPS und den vereinzelten Fahrspuren nach.

An einem kleinen Salzsee steht die Ruine eines eingefallenen Hauses. Wir nutzen die Gelegenheit und stellen unsere Zelte hinter einer windgeschützten Mauer auf. Die heiße Suppe, die wir uns auf dem Benzinkocher zubereitet haben, wärmt uns wieder etwas auf, bevor wir in unsere Schlafsäcke kriechen. Mit Pullover, Mütze, Jacke und langer Hose liegen wir in den Schlafsäcken und versuchen zu schlafen, was auf dieser Höhe und bei diesen Temperaturen gar nicht so einfach ist. Im Morgengrauen kriecht beißende Kälte in mein Zelt. Ich spüre meine Zehen nicht mehr. Bei Sonnenaufgang zeigt mein Thermometer am Motorrad 25 Grad unter dem Gefrierpunkt. Wir laufen etwas umher, um die Zehen und Finger wieder zu durchbluten. Es dauert dennoch zwei Stunden, bis das Thermometer wieder leicht ins Plus kommt. Erst dann ist es möglich, die Motorräder wieder zu starten.

Was für ein Gegensatz zu Kolumbien, wo vor drei Wochen unsere Südamerika Reise begonnen hat. An die 40 Grad Hitze und die schwüle Luft in der Karibik haben wir uns schnell gewöhnt. Ralf Ulber aus Klingen und ich haben unsere Motorräder mit einem Schiff nach Cartagena in Kolumbien bringen lassen, um von dort aus in sieben Wochen bis nach Santjago de Chile zu fahren. 13 000 Kilometer, unglaublich schlechte Pisten in den Bergen und ein paar Pannen an den Motorrädern haben diese Aufgabe für uns jedoch nicht ganz einfach gemacht.

In Marinilla besuchen wir Breitsameter Thomas, einen jungen Mann aus Sielenbach, der für ein halbes Jahr hier als Volontär an einer Schule arbeitet. Er freut sich natürlich, wieder Menschen aus der Heimat zu treffen. Wir unterstützen die soziale Einrichtung mit 500 Euro aus unserer Spendenkasse.

Ecuador, das Land mit den meisten Vulkanen der Welt, hat keinen besonders nachhaltigen Eindruck bei uns hinterlassen. Inkastätten wie Machu Picchu, Kualep oder Revash haben Peru berühmt gemacht. Genauso schön war es für uns aber auch, die wunderschöne Bergwelt der Anden mit dem Motorrad zu erkunden. In Cusco, der ehemaligen Hauptstadt der Inkas, besuchen wir eine Schule, die die deutsche Organisation "Kinderhilfe Cusco" mit Spendengeldern am Leben erhält. Auch wir spenden 1000 Euro an die Schule, in der 250 Kinder ausgebildet werden.

80 Kilometer fahren wir bis zur Insel Incahuasi, um die Nacht dort zu verbringen. Die gesamte Insel ist mit riesigen Kakteen bewachsen. Die eiskalte Nacht auf dem Altiplano in Bolivien ist schnell vergessen, als wir die "Laguna Blanca", einen Salzsee auf 4300 Höhenmeter erreichen. Der Anblick ist unglaublich. Umringt von Vulkanen, glitzert die weiße Oberfläche in der Sonne. Flamingos suchen im seichten Wasser nach Nahrung. Vikunjas, eine Wildform der Lamas, bevölkern in kleinen Gruppen diese menschenfeindliche Mondlandschaft. Nicht weit davon entfernt liegt das " Sol de Mañana", ein Geothermalgebiet, das auf 4850 Meter liegt. Am beeindruckenden Vulkan "Licancabur" verlassen wir Bolivien. Unser nächstes Ziel ist Argentinien. Auch hier hat die Natur Landschaften entstehen lassen, die kaum zu glauben sind. Die Rainbow Mountains in der "Quebrada de Humahuaca" oder die "Quebrada de las Conches" sind so farbig, dass es beinahe schon kitschig wirkt. Ein Pass führt uns von Mendoza in Argentinien nach Santjago de Chile, der vorerst letzten Station unserer Südamerika Reise. Dort treffen wir Hubert Rainer, einen Pfarrer aus Petersdorf, der hier in einem Orden arbeitet. Der Mann tut hier viel für die ärmere Bevölkerung. Wir besuchen mit ihm ein Waisenhaus. Meine Geschenke und ein paar Runden auf den Motorrädern zaubern ein Lächeln in die oft traurigen Gesichter. Gemeinsam mit ein paar Studenten kaufen wir Lebensmittel, die wir in der Stadt an Obdachlose verteilen. Diese Leute erwarten Pater Hubert bereits, da er jeden Freitag zu ihnen kommt. Mitten in der Stadt auf einem Gehsteig zelebriert er eine Messe für die Menschen, die kaum mehr an der Gesellschaft teilnehmen. Die Motorräder lassen wir bei Pater Hubert stehen. Bis es im Dezember nächsten Jahres wieder heißt "Bienvenidos Chile". Denn der zweite Teil der Reise wird uns durch die faszinierende Gletscherwelt Patagoniens bis nach Feuerland führen.

Mehr über diese Reise erfahren Interessierte bei Diavorträge an folgenden Terminen: Pfarrheim Sielenbach, 26. und 29. Dezember; Pfarrsaal Adelzhausen, 5. und 6. Januar; Sportheim Petersdorf, 12. Januar; Gasthaus Häuserer in Hilgertshausen,\t19. Januar; Gemeindehaus in Thalhausen, 20. Januar. Beginn jeweils 19.30 Uhr.