Scheyern
Richtig in Szene gesetzt

Profi an der Spiegelreflexkamera: Agathe Riener aus Scheyern ist eine der besten Fotografenazubis Deutschlands

22.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Im Fokus: Für ihre Gesellenarbeit setzte die Scheyrerin Agathe Riener eine Bartagame mit Geschirr in Szene. Riener kann aber nicht nur Stillleben. Auch Porträts sind kein Problem für sie. ‹Œ - Fotos: Riener

Scheyern (SZ) Wohin ihr Weg sie führt, das weiß Agathe Riener noch gar nicht. Doch die Scheyrerin hat den besten Grundstein für ihre Zukunft gelegt: Sie ist bei den Auszubildenden Bundessiegerin im Bereich Fotografie.

Die erste Kamera hatte ihr das Christkindl gebracht: eine kleine Kompaktkamera, nichts Besonderes. "Damit hab ich nur so geknipst", erzählt Agathe Riener . "Da war ich auch noch in der Schule." Und den Gedanken zu einer Zukunft als Fotografin, den hatte sie da auch noch nicht. Das war vor gut sieben Jahren - und sobald sie Spaß an der Fotografie gefunden hatte, ging es für Agathe Riener eigentlich ganz schnell. Nach zwei Jahren mit der kleinen Kamera hatte die Scheyrerin genug. "Das gibt man eigentlich sofort auf", sagt sie. Denn auch wenn die Geräte für Urlaubsfotos reichen - für sie boten die Kameras letztlich nicht genug Möglichkeiten. Riener holte sich daher bald eine Spiegelreflexkamera. "Aber auch das sagt noch nichts über das Foto aus", erklärt sie. Es gehe um die Lehre der Lichtsetzung. "Es kommt nicht nur darauf an, den Moment zu erwischen."
 
Mit der Zeit hatte die Scheyrerin dann immer wieder mit Fotografen zu tun, beispielsweise bei Barbara Westernach, die in München ein Atelier hat, und schließlich bei Hunger & Simmeth, einem renommierten Unternehmen für Werbefotografie bei Augsburg. 2013 fing Riener dort als Praktikantin an und ergatterte auch einen Ausbildungsplatz. "Vorher waren es eher Landschafts- und Makro-Aufnahmen. Bei Hunger & Simmeth geht es um Produkt- und Werbefotografie", erklärt Riener.

Während der drei Jahre war die Scheyrerin auch zwei Monate in Finnland: Über das EU-Programm Erasmus kam sie dort mit einem Fotografen in Kontakt und ging auf eine Schule für Film und Animation. Allerdings musste Riener dort schnell feststellen: "Fotograf nennen kann sich jeder, das ist kein geschützter Beruf", erzählt sie. "Ich hatte in Deutschland echt einen guten Ausbilder - und konnte meinem finnischen Chef dann sogar eher etwas beibringen als er mir." Die Ausbildung bei Augsburg schloss sie inzwischen mit Bravour ab: Die Scheyrerin ist eine der besten Fotografenazubis Deutschlands, mit ihrem Gesellenstück wurde sie erste Bundessiegerin im Bereich Fotografie.

Für diese Prüfung musste sich die Scheyrerin einiges einfallen lassen. Nach dem theoretischen Teil musste sie schließlich auch praktisch zeigen, was sie gelernt hat - dazu musste sie unter anderem einen Regenschirm in Szene setzen. "Wir mussten für einen Schirmhersteller fotografieren", erklärt sie. Rieners Mitbewohner - der diesjährige Kulturförderpreisträger der Stadt Pfaffenhofen, Philipp Brosche - übernahm die Rolle des Modells. Und das war noch der einfache Aspekt, denn für einen zweiten Teil der Prüfung wollte Riener Geschirr ablichten und die Szene durch eine Bartagame aufpeppen. Die Echse allerdings erwies sich als eher schwieriges Modell. "Die sind 40 Grad gewöhnt", erzählt Riener. "Man muss also eh gut einheizen. Zwischen den Aufnahmen haben wir ihn immer in eine Styroporbox mit Wärmflaschen gesteckt."

Selbst wenn sie für diese Aufnahmen nun bundesweit ausgezeichnet ist, sieht Riener ihre Fotos inzwischen schon kritisch. "Man entwickelt sich immer weiter", sagt sie. "Ich könnte jetzt auch schon sagen, dass ich meine Fotos aus der Prüfung schon nicht mehr so gut finde und ich einiges anders machen würde."

Inzwischen hat die 21-Jährige auch Gruppen- und Hochzeitsfotos versucht, momentan probiert sie ihr Können auch mit Tieren und Musikbands. "Ich will herausfinden, was mein Schwerpunkt ist", sagt sie. "Aber das ist alles noch nicht wirklich professionell." Wo es nun hingeht, das steht noch offen. Ein Jahr will sich Riener Zeit nehmen, im Herbst 2017 will sie die Meisterschule fortsetzen. "Ich schwärme für ein paar Jobs, zum Beispiel könnte ich mir vorstellen, auf einem Kreuzfahrtschiff als Fotografin zu arbeiten." Zumindest vorerst. "Ich weiß nicht, wohin es mich dann zieht", sagt sie. "Was ist mein Traum? Ich habe keine Ahnung. Ein Fotograf muss flexibel sein."