Pfaffenhofen
Dunkles Kapitel der Stadtgeschichte beleuchtet

Reinhard Haiplik stellt dritte Auflage seines Buches "Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz" vor

27.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

Die ersten druckfrischen Exemplare seines neu aufgelegten Buches „Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz“ signierte Reinhard Haiplik für die Gäste der Lesung im Rathaussaal - Foto: W. Hailer

Pfaffenhofen (wha) Es gibt wohl wenige deutsche Städte, die ihre nationalsozialistische Vergangenheit so gründlich aufgearbeitet und in Buchform dokumentiert haben wie Pfaffenhofen. Auch ein Denkmal für die Opfer des Nazi-Terrors sucht man andernorts meist vergeblich.

Dass die Kreisstadt beides vorweisen kann, verdankt sie ihrem Heimatforscher Reinhard Haiplik (61), der sich seit Jahrzehnten akribisch mit diesem dunklen Kapitel der Stadtgeschichte beschäftigt und am Mittwochabend die dritte, wesentlich erweiterte Auflage seines Werkes „Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz“ im Rathaussaal vorstellen konnte.

Nach der Erstveröffentlichung im Jahr 2003 und der zweiten Auflage 2005 hat Haiplik sein Werk gründlich überarbeitet und ergänzt. Ein neues Kapitel widmet der Gymnasiallehrer jüdischen Bürgern, die in Pfaffenhofen lebten und Opfer des Holocaust wurden. Bisher unveröffentlichte Fotos aus dem Stadtarchiv ergänzen das Werk, das von 400 auf jetzt 450 Seiten erweitert wurde.

Bereits in den 1980er Jahren hatte Haiplik mit seinen Recherchen begonnen. 2003 erschien die erste Auflage seines Buches „Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz“. Anders als alle vorherigen Veröffentlichungen zur Stadtgeschichte, in denen diese Zeit nur sehr oberflächlich behandelt worden war, schilderte Haiplik das Leid der Opfer und nannte auch Täter beim Namen. Nach der Veröffentlichung der Zeitungsartikel und seines Buches musste sich der Verfasser noch als Nestbeschmutzer beschimpfen lassen, sah sich offenen Anfeindungen, anonymen Briefen und Drohungen ausgesetzt. „Diese Zeiten sind heute gottseidank vorbei“, so der Autor.

Dass Haipliks Verdienste um die Geschichtsschreibung seiner Heimatstadt heute in der gesamten Öffentlichkeit anerkannt sind, betonte auch Florian Erdle als Laudator und Moderator des Abends. Sachkundig und pointiert, manchmal auch mit den unvermeidlichen satirischen Erdle-Spitzen, beleuchtete der Stadtjurist die Entstehung des Buches und spendete Lob: An erster Stelle der Stadt, die mit der Herausgabe der mittlerweile dritte Auflage bewiesen habe, „dass sie ihre Finanzmittel teilweise auch sinnvoll einsetzt“. Lob gebühre auch dem Autor, der sich auch durch anfängliche Widerstände und Widrigkeiten nicht von seinen Recherchen und Veröffentlichungen abhalten ließ. Haipliks Schilderung der Pfaffenhofener Verhältnisse in der Zeit nach der Machtübernahme Hitlers mache deutlich, „wie schnell sich eine eigentlich eingespielte Gesellschaftsordnung ändern kann und eine Mehrheit plötzlich für den größten Unfug zu begeistern ist,“ so Erdle. Gerade in der heutigen Zeit müsse man sich fragen, ob ein ähnlicher Stimmungsumschwung wieder möglich wäre.

Der lang anhaltende Beifall der fast 100 Zuhörer am Schluss galt auch Franz Garlik mit den jungen Sängern der Städtischen Musikschule, die mit einer Auswahl von Liedern der damaligen Zeit den passenden musikalischen Rahmen setzten.