Königsmoos
"Das Engagement ist mit Geld nicht aufzuwiegen"

Gemeinde Königsmoos stellte ihren Neujahrsempfang ganz ins Zeichen der Aktiven von Wir füreinander und Asyl-Helferkreis

22.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Fünf verdiente Gemeindebürger wurden beim Neujahrsempfang in Königsmoos geehrt (vorne, v. l.): Erich Heckmeier, Hans Huber, Ewald Mathias, Brigitte Gottschall und Anni Lehmeier. Ihnen gratulierten (hinten, v. l.) Vizebürgermeister Hubert Baudisch, Landratsstellvertreterin Sabine Schneider, Bürgermeister Heiner Seißler und Johanna Knöferl vom Caritasverband. - Foto: Hammerl

Königsmoos (SZ) Im familiären Rahmen hat die Gemeinde Königsmoos ihren Neujahrsempfang gefeiert. In dessen Mittelpunkt stand die Nachbarschaftshilfe samt Helferkreis für Flüchtlinge. Der ohnehin überschaubare Kreis war zusätzlich durch zahlreiche Krankheitsfälle deutlich dezimiert.

Den Auftakt gestalteten wie gewohnt die Böllerschützen von Hubertus Untermaxfeld, die "der Lautstärke nach ziemlich komplett waren", wie Bürgermeister Heiner Seißler anmerkte, ehe er zum Rückblick auf das vergangene Jahr ansetzte. 2016 sei ein arbeitsreiches Jahr gewesen. Herausragend war der Abschluss der 2,7 Millionen Euro teuren Generalsanierung der Grundschule und die Erschließungsarbeiten der Baugebiete, in denen "trotz aller Bemühungen der Gemeinde das Angebot nicht mit der Nachfrage Schritt halten kann", so Seißler. Der Ausbau der alten Schule in Klingsmoos für die Seniorentagespflege und der Neubau des Feuerwehrhauses Untermaxfeld stehen für 2017 an, ebenso Kinderkrippen- und Kindergartenerweiterung, die die Gemeinde, so der Bürgermeister, "kalt erwischt hat".

Danke sagte Seißler allen Ehrenamtlichen, die sich in vielfältiger Weise unentgeltlich für andere einsetzen - sie seien Garanten für das kulturelle Leben der Gesellschaft. Speziell adressierte er die Nachbarschaftshilfe "wir füreinander" und den Helferkreis Asyl. "Plötzlich galt es, Menschen unterzubringen, die aus Krisengebieten geflohen waren", blickte Seißler auf das Chaosjahr 2015 zurück und lobte das Engagement der zahlreichen Helfer, die sich bereits beim ersten Treffen einfanden. Jeder kenne aber auch die andere Seite der Medaille: Integration bleibe eine schwierige und vor allem langwierige Aufgabe. "Seien Sie sich immer bewusst, dass von Ihnen nur Hilfe zur Selbsthilfe gegeben werden kann - es muss auch Integrationsbereitschaft eingefordert werden", mahnte Seißler. "Die Lösung der Flüchtlingskrise ist aus meiner Sicht noch in weiter Ferne, auch wenn unser Innenminister sagt, wir hätten die Situation jetzt im Griff", sagte Seißler.

Johanna Knöferl vom Caritasverband, die als hauptamtliche Projektleiterin die Nachbarschaftshilfe im Landkreis aufgebaut hat, erinnerte an den Neujahrsempfang 2011, als sie das zarte Pflänzchen Nachbarschaftshilfe erstmals vorstellte und damit den Startschuss in Königsmoos gab. "Aus einer kleinen Idee hat sich ein stattliches Netzwerk entwickelt", bilanzierte sie. In elf Gemeinden gebe es Nachbarschaftshilfeteams, in sieben davon auch Asyl-Helferkreise, wobei nur in fünf der Gemeinden tatsächlich Asylbewerber untergebracht wurden. Lesepaten seien an fünf Schulen installiert worden, in Weichering und Karlshuld gebe es je ein Strickcafé, zudem wurden Vorträge zu Themen wie Pflege und Einbruchssicherheit organisiert. Bei der Evaluation der Leader-Aktionsgruppe (LAG) Altbayerisches Donaumoos wurde das Projekt, das Mittel vom Landwirtschaftsministerium und aus dem EU-Programm Leader erhalten hat, als Spitzenreiter bezeichnet. Zur Welle der Hilfsbereitschaft kamen allerdings auch Unbehagen, Anfeindungen und manchmal Enttäuschungen, räumte Knöferl ein. 121 Einsätze mit 666 Stunden wurden 2016 diskret und verschwiegen geleistet. Insgesamt gab es mehr als 600 dokumentierte Einsätze seit Projektbeginn, im Landkreis waren es 6576 Einsätze mit rund 21 000 Stunden. Knöferl ging ausführlich auf den demografischen Wandel und den damit verbundenen gesellschaftlichen Strukturwandel ein und wünschte sich "weiter ein gutes Miteinander für Wir füreinander".

Es sei eine wunderbare Idee, die ehrenamtlichen Helfer der Nachbarschaftshilfe zu würdigen, meinte stellvertretende Landrätin Sabine Schneider. Deren Engagement sei mit Geld nicht aufzuwiegen. Die Nachbarschaftshilfe habe sich in Königsmoos zu einem kraftvollen Netzwerk entwickelt. "Wir füreinander schafft es, die Lebensbedingungen auf dem Land entscheidend zu verbessern", lobte sie: "Wo Staatlichkeit an ihre Grenzen kommt, strecken Sie die helfende Hand aus".