Hohenwart
"Wir kommen gut zurecht"

Amenda: Tag und Nacht sind 220 schwere Lkw unterwegs

27.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

 

Hohenwart (SZ) Alfred Amenda ist eigentlich gelernten Heizungsbauer. Den väterlichen Handwerksbetrieb hat er den 80er und 90er Jahren zum Transportunternehmen umgebaut hat. Insgesamt 430 Mitarbeiter beschäftigt er am Stammsitz in Hohenwart, der Niederlassung in Ulm und an den fünf betriebseigenen Tankstellen.

Amenda Transporte hält sich in schwierigem Umfeld auf konstantem Niveau. Das ist nicht allen deutschen Betrieben der Branchen gelungen. „Von der Gütersteigerung nach der Krise haben überwiegend die ausländischen Unternehmen profitiert“, sagt Amenda und fügt gelassen hinzu: „Wir kommen gut zurecht“. Er sieht sein Unternehmen gut aufgestellt für die Zukunft und ist froh, „dass wir auf Qualität und nicht Preiskampf gesetzt haben“.

Obwohl über den Preis wesentlich mehr Wachstum möglich wäre, setzt Amenda auf Qualität. Anders sind deutsche Unternehmen dauerhaft kaum konkurrenzfähig – in einer Branche, die sich massiv mit Sozialdumping auseinandersetzen muss. Billiglohnländer, vor allem aus dem Osten, arbeiten mit völlig anderen Grundbedingungen, daher sinkt der Anteil deutscher Speditionen im deutschen und europäischen Fernverkehr kontinuierlich. Amenda setzt Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, auch bei schwierigen Transporten, dagegen – was seine Kunden zu schätzen wissen, vor allem im Linienverkehr, in dem die Hohenwarter Firma überwiegend tätig ist. Kosten spart er nicht am Personal, sondern überall sonst ein, beispielsweise durch eine gut abgestimmte Wertschöpfungskette der Fahrzeuge, die im Schnitt eineinhalb bis zwei Jahre alt sind, günstig eingekauft und dann weiterverkauft werden.

Die eigene Werkstatt hält dank 24-Stunden-Notdienst etwaige Beeinträchtigungen möglichst gering und Kosten niedrig. Treibstoff ist ein enormer Kostenfaktor bei 220 40-Tonnern, die Tag und Nacht für Amenda unterwegs sind. Daher gibt es an den beiden Hauptverkehrsrouten, der A 8 und der A 9 je eine betriebseigene Tankstelle, hinzukommen drei kleinere Tankstellen.

Regelmäßige Schulungen der 370 Fahrer – darunter auch eine Handvoll Frauen – erfolgen in der eigenen Weiterbildungsakademie. Zwei Trainer schauen nicht nur den Fahrern auf Finger und Füße, um deren Fahrstil ökonomisch und ökologisch zu optimieren, sondern zielen auch darauf ab, die Touren, die auch nach Österreich, Italien, Spanien und Frankreich führen, zu optimieren. Den Verbrauch zu reduzieren, gehört zur Firmenphilosophie, nicht nur aus Kostengründen, sondern auch der Umwelt zuliebe. „Wir versuchen, möglichst umweltverträglich zu arbeiten und dem schlechten Image der Branche entgegenzuwirken“, erklärt der 57-jährige Unternehmer, der nicht nur auf Spritsparen setzt, sondern auch den Strom aus eigener Photovoltaikanlage bezieht, die Waschanlage mit einem Wasseraufbereitungssystem ausgestattet hat und geräuscharme sowie rollwiderstandsoptimierte Reifen einsetzt.

Zwölf Millionen Euro hat Amenda investiert, um den Fuhrpark auf den neuesten ökologischen Standard zu bringen. Bei Neufahrzeugen ist seit Januar die Euro-6-Norm vorgeschrieben – mit Abgasrückführung und Dieselpartikelfilter. Das Unternehmen hat bereits mehr als den halben Fuhrpark entsprechend ausgetauscht, bis Ende 2015 sollen 90 Prozent der Fahrzeuge der Euro-6-Norm entsprechen. Optimales Fuhrparkmanagement und Tourenplanung, wozu Leerfahrten zu vermeiden und der 24-Stundeneinsatz der Lkw gehören, sind Aufgabe der Disposition.

Die liegt in den Händen von Petra Amenda, Ehefrau des Firmeninhabers. Sie ist weit mehr als „nur“ Chefin der Dispo, des Herzstücks der Firma. Ob Hilfe bei der Wohnungssuche, die besonders für Mitarbeiter mit Migrationshintergrund wichtig ist, Darlehen für kaputte Waschmaschinen und Kühlschränke oder Notunterkünfte für rausgeworfene Ehemänner – Petra Amenda ist Problemlöserin für alles, was ihre Leute bedrückt. „Wir sind eine soziale Gemeinschaft, unsere Mitarbeiter sind keine Nummern“, unterstreicht Alfred Amenda. Der Familienbetrieb hat Zukunft. Sohn Sebastian (23) ist gelernter Speditionskaufmann, studiert nun BWL und wird voraussichtlich einmal den elterlichen Betrieb übernehmen.