Hohenried
Ärger wegen geplanter Schulsprengeländerung

Dicke Luft beim Informationsabend in Hohenried – Mehrere Schulstandorte wären betroffen

01.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:23 Uhr

Brunnens Bürgermeister Thomas Wagner befand sich bei der Infoveranstaltung im Hohenrieder Pfarrheim in einer Verteidigungsposition. Links am Tisch Landrat Roland Weigert, Hohenwarts Bürgermeister Manfred Russer, Schulamtsdirektorin Ilse Stork und Hohenwarts Rektor Franz Doppler (v.l.) - Foto: Petry

Hohenried (SZ) In Hohenried haben sich am Donnerstagabend rund 90 Bürger mit der im Gemeinderat bereits beschlossenen Schulsprengeländerung befasst. Ein Thema mit Tragweite, denn es betrifft die Schulstandorte in Berg im Gau, Brunnen, Langenmosen, Hohenwart und Waidhofen.

Es war kein leichter Termin in der noch jungen Bürgermeisterkarriere von Thomas Wagner. „Wenn ich jetzt etwas sage, dann erwarte ich keinen Applaus, eher habe ich 15 000 Messerstiche im Rücken“, stellte er in der Diskussion mit Blick in die Runde fest, als er erklärte, warum er die zurzeit 23 Schüler aus Hohenried nach 45 Jahren nicht mehr in Hohenwart, sondern fortan in Brunnen unterrichten lassen will: „Wenn in zehn Jahren jemand sagt ,Warum habt’s das damals nicht gemacht’, möchte ich mir nichts nachsagen lassen“, erklärte er. Applaus gab es dafür tatsächlich nicht, den bekamen an diesem Abend ausschließlich diejenigen, die alles beim Alten belassen wollen – allen voran Hohenwarts Bürgermeister Manfred Russer und sein Schulleiter Franz Doppler.

Allerdings hatten die Hohenrieder Organisatoren relativ einseitig geladen. Als der Hohenwarter Schulleiter Franz Doppler seine Schule anpries, war vonseiten des Schulverbands Berg im Gau / Brunnen / Langenmosen niemand da, der dagegen halten konnte. Allerdings wurden die Neuburg-Schrobenhausener Belange von Landrat Roland Weigert und Schulamtsdirektorin Ilse Stork vertreten.

In der Versammlung wurde Wagner mehrfach vorgehalten, er habe den Antrag an die Regierung als eine Art Versuchsballon dargestellt, nach dem Motto: Schaun mer mal, was rauskommt. Wohl auch bei einem Treffen, zu dem er Eltern im Frühjahr geladen hatte. Dass die Regierung keine Versuchsballone startet, sondern rechtskräftige Entscheidungen trifft, das stellten sowohl Landrat Roland Weigert als auch Schulamtsleiterin Ilse Stork am Donnerstagabend in Hohenried unmissverständlich klar.

Und noch eine Aussage Wagners stand im Raum. Vor den Eltern hatte er wohl erklärt, er werde sich bemühen, dass die Schüler, die jetzt in Hohenwart sind, ihre Grundschulzeit auch im Falle einer Sprengeländerung ohne Schulwechsel vollenden könnten, ohne harten Schnitt, sogar von einer Sonderregelung für Geschwister war die Regel. Auch diesen Zahn zogen ihm Weigert und Stork. Ausnahmen in Einzelfällen seien denkbar, aber wenn eine Sprengeländerung rechtswirksam werde, dann gelte sie auch. „Ich hätte schon erwartet, dass ein Bürgermeister sich vorher informiert, was er zusagen kann!“, sagte Anita Lang, eine der Mütter aus Hohenried, nicht nur sie war sauer. Bürgermeister Wagner sagte dazu nichts, vielleicht auch, um nicht weiter Öl ins Feuer zu gießen.

Warum es jetzt die Hohenrieder Gemeinderäte waren, die zu dieser Informationsveranstaltung geladen hatten, erklärte einer von ihnen, Richard Bäuerle (CSU), so: Wagner habe versprochen, nach den Bürgerversammlungen im Februar selbst einen Termin anzubieten, das sei aber nicht passiert – bis jetzt. „Du hast nichts gemacht, also haben wir es gemacht, und jetzt brauchst du dich nicht wundern!“, wandte er sich an den Bürgermeister.

Auch dazu sagte Wagner nichts, wohl aber auf die Frage aus dem Saal, warum er denn nicht versucht habe, die Hohenrieder einzubeziehen. „Fragen tu ich die Gemeinderäte, dafür werden sie von euch gewählt!“, sagte der Bürgermeister da seinen Bürgern.

Vizebürgermeister Rudi Ettl (CSU/FW) forderte mehr Gemeinsinn ein. Er sagte, er als Hohenrieder habe uneingeschränkt der Schulrenovierung in Brunnen zugestimmt, „weil das der Wunsch vieler Brunnener war“. Nun stehe ein Wunsch aus Hohenried im Raum, nämlich dass die Kinder weiter in Hohenwart zur Schule gehen können. Leben und leben lassen, wünschte er sich, und betonte, dass er auch nach dieser Geschichte auf ein gedeihliches Miteinander in der Gemeinde hofft.

Zusätzlichen Zündstoff bekam die Veranstaltung, als das Thema Geld angesprochen wurde. Wie viel die Gemeinde Brunnen denn sparen würde, wenn die Hohenrieder Kinder nicht mehr in Hohenwart, sondern in Brunnen zur Schule gehen, wurde gefragt. Aktuell liegen die Schulverbandsbeiträge pro Schüler bei 1460 Euro in Hohenwart und bei 1280 in Brunnen. Nach einem Neubau in Hohenwart könnten die Kosten dort auf 1600, vielleicht 1700 Euro steigen, schätzte Russer. Er stellte infrage, ob es Sinn mache, die Zukunft der Kinder „an minimalen finanziellen Differenzen“ festzumachen.

Und immerhin sei die Zweizügigkeit am Schulstandort Hohenwart durch einen Weggang der Hohenrieder Kinder in Gefahr. Auf den Standort Berg im Gau wirken sich die Schüler aus Hohenried in den nächsten Jahren weder positiv noch negativ aus, ergänzte Ilse Stork.

Schließlich war es Ernst Kurzhals (FW), der Bürgermeister Wagner zur Seite sprang – an diesem Abend als einziger aus der Gemeinde, und bis auf zwei entschuldigte waren alle Gemeinderäte gekommen. Er sagte, er sei für die Sprengeländerung, weil Brunnen und Hohenried besser zusammenwachsen, wenn die Kinder gemeinsam in die Schule gingen. Da meldete sich Bürger Franz Weigert zu Wort und sagte, dann könnten ja auch die Brunnener nach Hohenwart gehen – dann wären die Brunnener und die Hohenrieder von der ersten bis zur zehnten Klasse zusammen.

Das könne er nicht befürworten, erwiderte Manfred Russer, denn das wiederum würde den Schulverband Berg im Gau in Gefahr bringen – und keiner der Standorte sollte gefährdet werden.

Am Ende war es Landrat Weigert, der sich mühte, dem Brunnener Bürgermeister eine Brücke zu bauen: Es sei ein richtiger und erlaubter Ansatz gewesen, nach vorne zu schauen und zu überlegen, was denn in zehn Jahren ist, lobte er Wagner. Und grundsätzlich sei es auch in seinem Interesse als Landrat, dass die Schulstandorte im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen gestärkt werden, „aber nicht um jeden Preis“. Und die Spaltung der Gemeinde sei ein zu hoher Preis. Es sei überhaupt kein Problem, ein solches Sprengeländerungsverfahren wieder zu stoppen, teilte er mit.

Die Hohenrieder Gemeinderäte werden wohl demnächst einen entsprechenden Antrag stellen.