Schrobenhausen
"Das wahre Meinungsbild herausarbeiten"

15.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:46 Uhr

Lediglich eine Übergangslösung sollen die schmucklosen rotweißen Absperrungen in der Lenbachstraße in Schrobenhausen sein. Im Herbst sollen die endgültigen Poller überall dort aufgestellt werden, wo es das neue Verkehrskonzept vorsieht. Bis dahin aber bleiben die Plastikabsperrungen stehen – und in dieser Woche kommen noch weitere hinzu. - Fotos: Spindler

Schrobenhausen (jsp) "Es wird geschimpft, es wird gelobt, aber eine klare Aussage ist nicht erkennbar", sagt André Köhn. Das soll sich jetzt in Sachen Verkehrskonzept in der Schrobenhausener Innenstadt ändern. Eine Umfrage der Stadtmarketinggenossenschaft soll nun Klarheit bringen.

Die einen halten es für Unfug, die anderen für den großen Wurf. Das neue Verkehrskonzept in der Schrobenhausener Altstadt gehört derzeit zu den größten Gesprächsthemen. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht jemand meckert oder sich bei der Stadtverwaltung beschwert. Lob gibt es auch vereinzelt. Inzwischen werden sogar Unterschriften gegen das Verkehrskonzept gesammelt. Nun setzt die Stadtmarketinggenossenschaft Schrobenhausen (SMS) noch einen drauf.

Schimpfen ist einfach

"Wir wollen das wahre Meinungsbild herausarbeiten", so André Köhn, Geschäftsführer der SMS. Sowohl die Ansichten der Kunden in der Innenstadt sowie der Geschäftsleute stünden im besonderen Blickfeld der Umfrage, die jetzt mit einem zweiseitigen DIN A4-Bogen startet. Dabei will es Köhn denen, die sich an der Umfrage beteiligen, nicht so einfach machen nur für oder gegen das Konzept zu sein. Vielmehr werden Details des Konzeptes auf ihre Tauglichkeit hin abgeklopft. Die SMS will aber auch wissen, warum manche Punkte von den Menschen so gesehen werden, wie sie gesehen werden. Außerdem sollen sich die Menschen Gedanken über das Verkehrskonzept machen. Darum können sie auch neue Ideen einbringen, Änderungsvorschläge unterbreiten oder ihre Kritikpunkte ausführlicher begründen.

"Geschimpft ist leicht", sagt Köhn zur Intention des SMS-Fragenbogens, "gute Ideen aber sind schwer erarbeitet." Das können Kunden und Geschäftsleute nun in den kommenden zwei Wochen mittels der Fragebögen tun. Bis zum 30. August können die Bögen, die in fast allen Geschäften in der Innenstadt ausliegen, ausgefüllt werden. Wer sie nicht gleich in den Geschäften ausfüllen möchte, kann die Bögen auch beim Rathaus in den städtischen Briefkasten werfen. Im Internet unter www.schrobenhausen.de kann der Bogen ausgedruckt oder auf der Homepage der SMS unter der Adresse www.stadtmarketing-sob.de gleich am Computer ausgefüllt werden.

Pro und Contra

"Die Umfrage ist eine tolle Aktion, mit der die Stadtmarketinggenossenschaft auf die Bürger sowie auf die Geschäftsleute zugeht", meint Wirtschaftsreferent Gerhard Winter (CSU). So werde allen die Möglichkeit gegeben, Lob, konstruktive Kritik sowie Verbesserungsvorschläge einzureichen und damit den Prozess der Innenstadtgestaltung aktiv mit zu begleiten.

Zu den Skeptikern der Aktion zählt Stadtmarketingreferent Günther Schalk (FW): "Zunächst finde ich es schön, dass die SMS aktiv was tun möchte, um die vereinzelt schlechte Stimmung zu dem Thema zu bekämpfen." Das sei für die Stadt gut und auch für die SMS, sie brauche schließlich nach außen erkennbare Aktivität dringend. Allerdings: "Jetzt kommt diese Umfrage definitiv zu früh." Es könne ja noch niemand wissen, was an dem Konzept mal funktionieren werde und was nicht – es sei ja noch lange nicht umgesetzt. Eine Umfrage habe dann Sinn, wenn das Konzept fertig umgesetzt sei, "vorher bringt sie wenig praktischen Nutzen", so Schalk weiter.

Vom Skeptiker zum Befürworter hat sich nach eigenen Worten Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan (CSU) gewandelt. "Ich bin überzeugt worden von der sachlichen und neutralen Form der Anfrage", erklärt Stephan. Schließlich hätten alle, die sich an der Umfrage beteiligten, die Chance sowohl Positives wie auch Negatives zu äußern. "Die positiven Meinungsäußerungen exponieren sich nicht so sehr wie die Schreihälse", ist Stephan felsenfest überzeugt. Und damit meint er durchaus auch die derzeit kursierende Unterschriftenliste: "Darüber bin ich etwas ungehalten, der Urheber hätte sich outen sollen." Wenn der Urheber ihm persönlich die Unterschriftenlisten ins Rathaus bringe, so Stephan, dann werde er das Ergebnis in die Beratungen mit einbringen.

In die Debatte über das Verkehrskonzept wird die Umfrage der SMS auf jeden Fall einfließen. Bereits am Sonntag, 19. September, will Köhn die Auswertung der Umfrage beim Unternehmerfrühstück der SMS vorstellen.