Aresing
Das Ziel ist Verständnis für den anderen

Rezeptbuchautor Martin Schaupp wirbt für vegane Ernährung und möchte doch niemanden bekehren

26.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:15 Uhr

Vegane Ernährung muss nicht einseitig oder gar mit Mängeln versehen sein: Die Botschaft vermittelte Rezeptbuchautor Martin Schaupp bei einem Vortrag – auch mit Hilfe der einen oder anderen Geschmacksprobe, die er parat hatte - Foto: De Pascal

Aresing (SZ) „Vegane Ernährung macht satt und schmeckt“, ist Rezeptbuchautor Martin Schaupp überzeugt. Die Katholische Arbeiterbewegung (KAB) hatte ihn zur Informationsveranstaltung in den Aresinger Pfarrsaal eingeladen.

Gründe, weshalb Menschen sich für vegane Ernährung entscheiden, gebe es eine Menge, erzählt Martin Schaupp. Der Glaube könne einer davon sein; Menschen also, die jedwede Gewalt – eben auch gegen Tiere – ablehnen. Dann gebe es diejenigen, die sich vor Fleisch ekeln. Viele Menschen wendeten sich jedoch auch aus gesundheitlichen Gründen der tierproduktfreien Lebensweise zu. So kenne er viele, die etwa Neurodermitis, Allergien oder – wie er selbst – ihre Kopfschmerzen losgeworden sind; auch Hochleistungssportler berichteten regelmäßig von besseren medizinischen Werten und mehr Energie, wenn sie sich vor ihren Wettkämpfen vegan ernährten.

Einfach nur tierische Produkte wegzulassen, bedeute allerdings noch lange nicht, gesund zu leben, stellt Schaupp klar. Vielmehr komme es darauf an, wie vegane Ernährung betrieben wird. Das hänge auch viel damit zusammen, bewusst mit Lebensmitteln umzugehen. Was an Schaupps Ausführungen allgemein auffällt: Mit Askese scheint er rein gar nichts am Hut zu haben. Vielmehr schwärmt er vom Genuss und der enormen Vielfalt, die vegane Lebensweise bietet. Den Beweis bleibt er nicht schuldig, hat Brotaufstrich und Kaba aus seinem Rezeptbuch zum Probieren mitgebracht. Auch wenn vieles weggelassen werde, Fleisch, Fisch, Eier, Milch – „man bereichert die Ernährung mehr als man durch das Weglassen verliert“, findet Schaupp. Und er verrät seinen Zuhörern eines seiner simplen, aber effektiven Erfolgsgeheimnisse: Sich selbst in die Küche stellen und selber ausprobieren. Denn nur so könne die Erfahrung wachsen. Schmunzelnd gibt Schaupp zu: „Mein erstes Brot war eine Katastrophe.“

Eigentlich benutzt er ja lieber den Begriff „tierproduktfreie Ernährung“, weil das Auftreten der veganen Gesellschaft viel zu sehr polarisiere, findet Schaupp. „Ihr Gutmenschen, fühlt euch besser als andere, seid intolerant“ – Vorwürfe, denen vegan lebende Menschen oft begegnen. „Eine Gesellschaft, in der der Begriff 'Gutmensch' als Kampfbegriff dient, hat ein Problem“, entgegnet Schaupp. Er kenne übrigens keinen einzigen Veganer, der sich einem sogenannten Mischköstler überlegen fühle.

Und wo er schon dabei ist, räumt er auch noch mit weiteren gängigen Vorurteilen über Veganer auf: Das Bio-Soja, das er verwende, stammt nicht aus Gebieten, für die Regenwälder abgeholzt wurden, sondern zum größten Teil aus Europa. Studien bestätigten darüber hinaus, dass prozentual mehr Mischköstler als tierproduktfrei lebende Menschen an B 12-Mangel leiden. Und die höchsten Raten an Osteoporosefällen gebe es in Ländern mit hohem Milchkonsum.

„Ich möchte niemanden von dieser Lebensweise überzeugen“, sagt Schaupp. Ihm geht es viel mehr um Verständnis für die jeweils andere Seite. „Grade im ländlichen Bereich wird man manchmal wie ein Terrorist angeschaut, wenn man erzählt, dass man vegan lebt.“ Grund seien Berührungsängste und Missverständnisse, die auf zu wenig Wissen beruhen. Und natürlich könne auch er sich „an den Duft von Muttis Sauerbraten“ in der Kindheit erinnern und habe dabei positive Empfindungen. Aber: „Ich könnte ihn heute nicht mehr essen.“