Alberzell
Dorferneuerung perfekt umgesetzt

In kurzer Zeit viel geschaffen: Amt für ländliche Entwicklung stellt Landkreisbericht in Alberzell vor

23.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Dorfheim, Dorfplatz und noch einiges mehr: In Rekordzeit haben die Alberzeller die Dorferneuerung vorangetrieben. Deshalb wählte das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) die Ortschaft auch für die Übergabe seiner Landkreisinformation für Pfaffenhofen aus. Dazu trafen sich (v. l.) Reinhard Pfaffinger Vorsitzender des Vorstands der Teilnehmergemeinschaft, Erhard Michalke, Sachgebietsleiter beim ALE, Landrat Martin Wolf, Bürgermeister Martin Seitz und Hans Kneißl aus dem Vorstand der Teilnehmergemeinschaft - Foto: Hofmann

Alberzell (SZ) „Dort, wo so ein Verfahren richtig gelebt wird“, wollte Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf den aktuellen Landkreisbericht des Amts für Ländliche Entwicklung (ALE) Oberbayern vorstellen. Also hatte er sich für Alberzell entschieden, wo in kurzer Zeit viel passiert ist.

Weil es draußen auf dem gepflasterten Dorfplatz regnete, zogen sich die Vertreter von Landkreis, Gemeinde, ALE und dem Vorstand der Teilnehmergemeinschaft in das neue, noch nicht ganz fertige Dorf- und Schützenheim zurück. Beides war im Rahmen der Dorferneuerung entstanden, einem Projekt, das „für Alberzell zukunftsträchtig“ sei, wie Gerolsbachs Bürgermeister Martin Seitz, der selbst in Alberzell wohnt, betonte. „Die Dorfmitte ist für uns eine Herzensangelegenheit gewesen.“

Und so fand vor sechs Jahren in Alberzell eine erste Versammlung zur Dorferneuerung statt. Die Bürger waren gleich zahlreich mit dabei und engagierten sich fortan, nachdem das ALE grünes Licht gegeben hatte, im Vorstand der Teilnehmergemeinschaft sowie in sechs Arbeitskreisen: Dorfmitte, Verkehr, Grünordnung, Infrastruktur, Soziales und Dorfchronik. Dann kam etwas dazwischen, das für die Dorfgemeinschaft ein schwerer Schlag hätte sein können, sich letztendlich aber als Glücksfall entpuppte: Der Alte Wirt, die einzige Gastwirtschaft in Alberzell, sperrte für immer zu.

„Die Sache hat sich dann ja sehr positiv entwickelt“, erinnerte sich Hans Kneißl. Er ist nicht nur Mitglied im Vorstand der Teilnehmergemeinschaft und einer der Motoren der Dorferneuerung, sondern auch seit vielen Jahren Schützenmeister von Frischauf Schützenlust Alberzell. Der Verein hatte seine Schießstände in einem Anbau des Alten Wirts und wäre, so Kneißl, damals der erste Verein in Alberzell gewesen, „der mehr oder minder vor dem Aus gestanden hätte“.

Also machten die Schützen das, was Landrat Martin Wolf als „in einer besonderen Weise anerkennenswert“ bezeichnete: Sie kauften, mit voller Unterstützung der Gemeinde, den Alten Wirt samt umliegenden Grundstücken – insgesamt rund 7000 Quadratmeter – und nahmen den Neubau eines Dorf- und Schützenheims in Angriff. Sie engagierten sich also für die anderen sieben Vereine im Ort, für alle Einwohner, übernahmen ein nicht unerhebliches finanzielles Risiko. Aber sie wussten: Sie können auf ihre Alberzeller zählen, auf diese „aktive Dorfgemeinschaft“, wie Bürgermeister Seitz lobte. 20 000 freiwillige Arbeitsstunden stecken mittlerweile im Dorfheim, „und wir werden noch einige Stunden brauchen“, meinte Hans Kneißl. Rund 150 Alberzeller hätten mitgeholfen – der Ort hat gerade mal 355 Einwohner, mitsamt der umliegenden Weiler und Einöden sind es knapp 500. Was die Eigentumsverhältnisse betrifft, stellte Kneißl klar: „Eigentümer ist zwar der Schützenverein, aber Nutzer sind wir alle.“ Darum sollen die anderen Vereine auch keine Pacht zahlen, wenn sie das Dorfheim nutzen. „Die sollen Umsatz machen“, erklärte Seitz, denn das käme über den Wirt, der inzwischen gefunden sei, auch wieder dem Schützenverein zugute.

Nun ist das Dorfheim ja nicht das einzige Vorhaben, das über die Dorferneuerung umgesetzt wurde. Der neue Dorfplatz fällt sofort ins Auge, außerdem wurden die Petershausener Straße, die Singenbacher Straße und der Kirchenvorplatz hergerichtet. Auch auf den energetischen Aspekt legten die Alberzeller Wert: Das Dorfheim hat keine eigene Heizung, sondern ist an ein Nahwärmenetz angebunden.

Alberzell sei deshalb der perfekte Ort für die Übergabe des Landkreisberichts, „weil hier viele Ziele erreicht worden sind, weil es schnell gegangen ist“, sagte ALE-Sachgebietsleiter Erhard Michalke. Die ältesten Projekte in dem Bericht datierten bis ins Jahr 1988 zurück – die Dorferneuerung Alberzell II, wie sie offiziell heißt, wurde erst 2011 angeordnet. Seitdem wurden 700 000 Euro in das Dorfheim investiert, dafür gab es 160 000 Euro Förderung vom Freistaat, rechnete Reinhard Pfaffinger vom ALE vor, der von Amts wegen Vorsitzender des Vorstands der Teilnehmergemeinschaft ist. Weitere 290 000 Euro kostete das ins Dorfheim integrierte Feuerwehrhaus, für das es von der Dorferneuerung allerdings keine Förderung gab. Reichlich bezuschusst wurden dagegen der Dorfplatz und die Straßensanierungen; 260 000 Euro der insgesamt 431 000 Euro für diesen Posten bezahlt der Staat. Den Rest der Kosten trägt – abzüglich anderweitiger Zuschüsse – die Gemeinde beziehungsweise beim Dorfheim der Schützenverein, der ja auch Bauherr ist.

Gelohnt haben sich die Investitionen auf jeden Fall, meinte Pfaffinger: „Wir gestalten neu und verbessern nachhaltig.“ Die Idee der Dorferneuerung, dass Bürger Verantwortung übernehmen, „ist hier in Alberzell in vorbildlicher Weise umgesetzt worden“, lobte Pfaffinger: „Man lebt die Gemeinschaft.“ Und auch Landrat Martin Wolf zeigte sich beeindruckt: „Dieses Alberzeller Projekt ist in vielschichtiger Weise beispielhaft.“