Ilmtalklinik: Wie tot ist das Pferd?

08.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:31 Uhr

Zur Stellungnahme von Roland Halbritter, früherer Chefarzt des Kreiskrankenhauses, über die Diskussion in Sachen Generalsanierung oder Neubau der Ilmtalklinik:

Der frühere Chefarzt des Pfaffenhofener Kreiskrankenhauses, Roland Halbritter, hat sich in einem Leserbrief für den Erhalt der 1984 eröffneten, "alten Klinik" ausgesprochen. Es ist erstaunlich, mit welcher Kreativität die öffentliche Meinungsbildung zur Diskussion um einen möglichen Klinik-Neubau beeinflusst wird: Eine emotional angehauchte Reminiszenz und die Gegenüberstellung zweier völlig aus dem Kontext gerissener Investitionssummen (80 bis 90 Millionen für die geplante Sanierung - "wahrscheinlich" 150 Millionen für einen Neubau) sollen offenbar genügen, um eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der beiden Alternativen Sanierung und Neubau im Keim zu ersticken.

Dabei ist es jedenfalls in Fachkreisen hinlänglich bekannt, dass gerade im Krankenhausbereich die laufenden Nutzungskosten einer Immobilie in einem höchst ungünstigen Verhältnis zu den Errichtungskosten stehen (vor allem bei Gebäuden aus den 1980er Jahren - repräsentative Quelle hierzu: "fm.benchmarking Bericht 2017", Kennzahlenvergleich zu Nutzungs- und Lebenszykluskosten verschiedener Gebäudetypen). Auf gut deutsch: So ein Haus verschlingt in 15 bis 20 Jahren Betrieb oft schon mehr Gelder als sein Bau gekostet hat! Wie dieses Verhältnis aussieht, und welche der Alternativen (Sanierung oder Neubau) tatsächlich nachhaltiger ist, wage selbst ich nicht "per Ferndiagnose" zu beurteilen, der ich mich seit über zwei Jahrzehnten beruflich intensiv mit dieser Thematik auseinandersetze.

Den beiden Geschäftsführern der Ilmtalklinik, Christian Degen und Ingo Goldammer, zolle ich Respekt für ihren Mut, einen Neubau in die Diskussion eingebracht zu haben. Eine den Dakota-Indianern zugesagte Weisheit besagt "Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab." Es gilt nun zu ergründen, wie tot das Pferd bereits ist. Ich hoffe, dass für beide Alternativen fundierte Lebenszykluskostenberechnungen angestellt werden, um den verantwortlichen Gremien eine objektive Grundlage für die wirtschaftlichere und damit auch politisch vertretbare Entscheidung zu liefern. Und diese Diagnose möge den entsprechenden Fachleuten vorbehalten bleiben!

Wolfgang Inderwies

früher Kreisrat und

Aufsichtsrat der Ilmtalklinik