Pfaffenhofen
Leserbrief: Natur in der Stadt für Sensation in der Stadt geopfert?

21.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Leserbrief zur Berichterstattung über den Slackline-Weltrekord in Pfaffenhofen (PK vom 12. Juni).

Am vorvergangenen Freitagnachmittag und -abend begannen die Vorbereitungen zum Weltrekord-"Slacklining" zwischen Kirchturm und Rathaus.

Als das Seil bereits im Kirchturm eingehängt war und der Kran vor dem Rathaus das Seil in Spannung brachte, war ein zutiefst verängstigtes Schreien der Turmfalken im Pfaffenhofener Kirchturm bis vor das Rathaus zu hören. Die Falken schrien sich "die Seele aus dem Hals". An den Folgetagen der Aktionen wie auch noch bis heute sind jegliche Rufe der "Kirchturm-Sommer-Untermieter" verstummt; es herrscht Totenstille. Ich gehe derzeit leider davon aus, dass unsere "Migranten der Lüfte", die ich mit Freude seit vielen Jahren in unserer "lebenswertesten Stadt" beobachte, ihre Brut abgebrochen haben. Meine Nachfrage bei der Naturschutzabteilung im Landratsamt brachte keine Antwort.

Sensationslust und Attraktion für die Stadt hin oder her, die Turmfalken sind regelmäßige Sommergäste hier seit mehr als 30 Jahren und halten die städtischen Tauben in Schach. Kann man solche Veranstaltungen in Zukunft nicht ans Ende der Brutzeit legen?

Auf der einen Seite wird mit der Gartenschau die "Natur in der Stadt" "gehyped", auf der anderen Seite wird sie durch Unkenntnis oder Ignoranz oder was auch immer gefährdet.

Im Übrigen wurde auch entlang der Goethe-Allee der wunderschöne Margariten- und Salbeiflor bis auf gelbe Stoppeln runtergemäht.

Natur ist nicht das, was wir uns einbilden, sondern das, was sich vor unseren Augen und Ohren entfaltet und was wir im Großen und Ganzen überhaupt noch nicht verstehen. "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" lautet die Gesetzmäßigkeit des Lebens, deshalb macht "erst denken, dann handeln" Sinn.

Ingeborg Lemke

Pfaffenhofen