Unterpindhart
Plädoyer für mehr Rückgrat

Kabarettist Christian Springer redet sich auf dem Pindharter Brettl in Rage

19.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr
Als Gründer der Organisation Orienthelfer belässt es Kabarettist Christian Springer nicht bei Worten. −Foto: Zurek

Unterpindhart (GZ) Während die Welt um uns herum buchstäblich von Bomben zerfetzt wird, leben wir im Schlaraffenland und merken es nicht einmal.

Einer, der sich aufmacht, uns wachzurütteln, ist Christian Springer. Sein Programm „Oben Ohne“ erweist sich als ein aufbrausendes Plädoyer für mehr Hirn, mehr Engagement und mehr Menschlichkeit. Schlechte Nachrichten hat er dabei, der Herr im grauen Sakko, mit dessen vermeintlich ruhiger Wesensart es bald nach der freundlichen Begrüßung seines Publikums beim Rockermeier in Unterpindhart vorbei ist. Wild gestikulierend schreitet er auf der Bühne einher, redet sich in Rage, bis die Adern um die Augen schwellen. Er beklagt die politische Sprachlosigkeit einer palavernden Gesellschaft, der man das Rückgrat geraubt und die Haltung genommen hat. Angesichts eines Landesvaters, der vor einer „überstürzten“ Energiewende warnt (wo doch schon Demokrit 500 vor Christus von der Kraft der Sonne zu berichten wusste), bekommt er Weinkrämpfe. Ein Springer hätte die Sache anders angepackt und das Windradl-Aufstellen zum katholischen Ritus deklariert, bei dem es am Ende heißt: „Og‘stromt is!“.

Mehr noch als eine Welt, in der das Geschäft mit seltenen Erden die Handlungsweise von Politikern bestimmt und wo das Gold zum Gott erhoben wird, erregt diesen Kabarettisten etwas anderes: Dass die westliche Gesellschaft scheinbar so an „Schweinigeleien gewöhnt ist“, dass sie Berichte darüber in stoischer Gelassenheit bei einem Bierchen vorm Fernseher betrachtet. Gut, dass der Träger des Bayerischen Kabarettpreises seinen Rundumschlag mit Wortwitz und humorvollen Ideen spickt – sonst bliebe einem das Lachen im Halse stecken.