Scheyern
"Fast an unsere Grenzen gestoßen"

Nirgendwo in Deutschland hat es beim Unwetter so stark geregnet wie in Scheyern – Feuerwehr war extrem gefordert

27.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:38 Uhr

Am Tag danach: Scheyerns Feuerwehrkommandant Tobias Zull zeigt die Stelle, wo ein See aus Regenwasser am Montagabend einen ganzen Straßenzug unter Wasser zu setzen drohte - Foto: Kraus

Scheyern (PK) Überspülte Straßen, vollgelaufene Keller und ein Regenwassersee, der einen Straßenzug zu fluten droht: Wie berichtet, hat das Unwetter am Montagabend die Gemeinde Scheyern am schwersten erwischt – wie sich herausstellte nicht nur landkreisweit, sondern bayern-, wenn nicht gar bundesweit.

In der Fernsehsendung „Wetter vor acht“ im Ersten sprach Meteorologe Karsten Schwanke jedenfalls davon, dass es mit 79 Litern pro Quadratmeter die deutschlandweit größte Regenmenge in Scheyern gegeben habe, gefolgt von Wolnzach mit 41 Litern. Laut Daten des Hochwassernachrichtendienstes soll es in Scheyern bis zu 80 Liter pro Quadratmeter geregnet haben. Im Kloster wurden sogar 88,5 Liter pro Quadratmeter gemessen. „Und das ist da Minimum – es müssten eher mehr als weniger gewesen sein“, sagte gestern Pater Lukas Wirth von den Scheyerer Benediktinern.

„Welches Unwetter“ mag sich jetzt mancher angesichts solcher Zahlen fragen. Denn in Teilen des Landkreises gab es statt heftigen Platzregens und schweren Gewittern nur normalen Regen. „Der Starkregen war lokal extrem begrenzt“, erklärt dies der Scheyerer Feuerkommandant Tobias Zull. Teile Mitterscheyerns und Scheyerns etwa seien extrem betroffen gewesen, während es in anderen Ortsteilen wie Winden oder Euernbach überhaupt keine Probleme gab.

Das zeigen auch die Messergebnisse: Der Spitzenwert von 88,5 Litern pro Quadratmeter ist oben am Berg im Klostergarten gemessen worden. Nur 650 Meter weiter westlich, im Hof des Prielhofs, hat ein Mitarbeiter des dortigen Versuchsguts hingegen nur 50 Liter pro Quadratmeter gemessen.

Angesichts der Wassermassen, die innerhalb weniger Stunden vom Himmel fielen, hatten die Feuerwehren alle Hände voll zu tun: „Das war für uns eine außergewöhnliche Situation, bei der wir fast an unsere Grenzen gestoßen sind“, bilanziert Kommandant Zull. 18 Einsätze binnen kürzester Zeit wurden gezählt. Über ein halbes Dutzend Keller mussten die Helfer auspumpen, im Prielhof wurden Sandsäcke befüllt und an Bürger verteilt. Der größte Einsatz wartete auf die Helfer auf dem Areal des kürzlich abgerissenen technischen Bereichs der Bundeswehr: „Das Wasser hat sich dort zu einem riesigen See aufgestaut und gedroht, den Supermarkt und die Wohnhäuser an der Fernhager Straße zu überschwemmen.“ Mit einem Radlader mussten Gräben gezogen werden, um das zu verhindern. „Sonst wäre der ganze Straßenzug abgesoffen“, betont Zull. Auch im Kloster gab es Probleme: Das Wasser drang in die Baustelle für die FOS ein. Dabei seien aber keine nennenswerten Schäden entstanden, wie Cellerar Pater Lukas berichtet. „Das Unwetter war dann auch so schnell wieder weg, wie es gekommen ist“, berichtet Feuerwehrchef Zull weiter. „Nach drei, vier Stunden war alles vorbei.“ In dieser Zeit waren in Scheyern insgesamt 80 Mann im Einsatz: Die drei heimischen Feuerwehren aus Scheyern, Euernbach und Winden wurden dabei von Kameraden aus Gerolsbach und Strobenried unterstützt.

Das heftige Unwetter hatte neben Scheyern vor allem Gemeinden im mittleren Landkreis erwischt. Mancherorts mussten die Feuerwehren ausrücken. Hochwassergefahr bestand indes noch nicht. Der Pegel der Ilm in Pfaffenhofen schoss zwar in der Nacht zum Dienstag kurzzeitig in die Höhe – von 15 Zentimeter auf den bisherigen Jahreshöchststand von 65 Zentimeter. Aber im Vergleich zum Junihochwasser 2013 sind das Peanuts: Damals stand der Pegel jenseits der 2,5 Meter.