Scheyern
"Ich habe mir zu viel aufgelastet"

Bei der Freie-Wähler-Kreisverbandsversammlung findet Christian Dierl bewegende Worte

18.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Christian Dierl erklärte, warum er sich aus dem politischen Leben zurückgezogen hat.

Scheyern (PK) Fast ein halbes Jahr nach seinem Rückzug aus dem politischen Leben stand Christian Dierl erstmals wieder als Freie-Wähler-Kreisvorsitzender auf der Bühne. In bewegenden Worten erklärte er bei der FW-Kreisverbandsversammlung in Scheyern seinen damaligen Entschluss.

Eine positive Bilanz zur Kommunalwahl, Berichte aus der Politik, Ehrungen – all das stand auf der Agenda der Freie-Wähler-Versammlung am Mittwochabend in Scheyern. Doch im Mittelpunkt stand Christian Dierl. Denn es war damals ein Paukenschlag, als der Freie-Wähler-Kreisvorsitzende und Hoffnungsträger nach der Kommunalwahl seine politischen Mandate für Kreistag und Wolnzacher Marktgemeinderat ausgeschlagen und sich quasi über Nacht aus dem politischen Leben zurückgezogen hat. Der Grund seien gesundheitliche Probleme gewesen, erklärte er am Mittwochabend. Es sei ihm damals richtig schlecht gegangen. „Ich bin selbst schuld: Ich habe mir über Jahre hinweg zu viel aufgelastet“, bekannte er freimütig. Zur Leitung einer Firma mit 22 Angestellten, Hausbau und Familiengründung sei noch sein Engagement in diversen Vereinen und politischen Ämtern gekommen. Die anstrengenden Koalitionsverhandlungen in Wolnzach seien dann nur der Tropfen auf den heißen Stein gewesen. Leicht sei ihm der Entschluss damals im April nicht gefallen: „Ich habe mir das auch anders vorgestellt, wollte es nicht nur kurzfristig machen“, sagte Dierl. Sein Schritt sei aber die richtige Entscheidung gewesen, denn heute gehe es ihm wieder besser. Sein besonderer Dank galt neben den Parteifreunden, die seither seine Aufgaben übernommen hatten, auch dem Wolnzacher Landtagsabgeordneten Karl Straub (CSU). Dieser habe ihm in seiner schweren Zeit besonders beigestanden.

Das Amt als Kreisvorsitzender, das er nach seinem Rückzug hatte ruhen lassen, will Dierl jetzt aber noch sauber zu Ende bringen. Bei der anstehenden Neuwahl im November wird er dann wie erwartet nicht mehr für das Amt antreten. Ein konkreter Nachfolger war bei der Versammlung noch nicht im Gespräch. Aber der Wolnzacher zeigte sich zuversichtlich, dass die Freien Wähler einen geeigneten Nachfolger für ihn finden würden.

Bei der Versammlung in Scheyern, bei der die Freien Wähler sich selbstbewusst und zufrieden mit dem Erreichten zeigten, wurde auch ein Blick zurück auf die Kommunalwahl im Frühjahr geworfen: Die Freien Wähler im Landkreis stellen seither zwei Bürgermeister (Manching und Scheyern), sechs Zweite und drei Dritte Bürgermeister sowie mit Josef Finkenzeller den Dritten Landrat. Dieser erstatte ebenso einen Bericht wie der Kreistags-Fraktionssprecher Max Hechinger.

Interessante Einblicke in die Landespolitik bot FW-Landtagsmitglied Benno Zierer aus Freising. Recht ungeschminkt berichtete er über die Zusammenarbeit mit der CSU in München, die keine sei, nahm aber ebenfalls Straub davon aus. „Das wichtigste in München ist die Opposition, denn nur wenn die Opposition etwas fordert, bewegt sich auch der Regierungsapparat“, fasste er zusammen. Zierer berichtete ebenfalls vom aktuellen Stand der Flüchtlingsdebatte. Totenstille herrschte dann im Saal, als er gegen Ende der Versammlung noch auf den Fall Haderthauer zu sprechen kam. Der Abgeordnete betonte allerdings auch, dass es nicht Stil der Freien Wähler sei, auf einen am Boden liegenden Gegner noch einzudreschen. Deswegen habe sich der Landesvorsitzender Hubert Aiwanger in der jüngsten Debatte auch zurückgehalten.