Scheyern
Die Mönche ackern wieder selbst

Kloster Scheyern verabschiedet sich von wissenschaftlichen Forschungsarbeiten rund um den Prielhof

30.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:37 Uhr

Der Prielhof bei Scheyern wurde bisher als Versuchsgut genutzt - künftig wollen die Benediktiner ihn selbst bewirtschaften - Foto: Müller

Scheyern (PK) Die wissenschaftliche Arbeit auf dem Versuchsgut des Scheyerer Klosters geht zu Ende. Die Benediktinermönche haben sich entschlossen, ihre 140 Hektar große landwirtschaftliche Fläche wieder selbst zu bewirtschaften – und das vermutlich als vollwertigen Bio-Hof.

„Das Angebot war zwar irgendwie nicht schlecht – aber trotzdem nicht akzeptabel“, kommentiert Pater Lukas die gescheiterten Verhandlungen mit der Fachhochschule Weihenstephan. Dass die Zusammenarbeit mit der Helmholtz-Gesellschaft nicht mehr fortgeführt wird, hatte der Cellerar schon vor einigen Monaten erklärt. Jetzt ist auch klar: Geforscht wird auf dem Klostergut ab sofort kaum noch. Bis 2018 laufen noch zwei Versuche weiter. „Aber die nehmen kaum noch Raum ein und stören auch die eigentliche Landwirtschaft nicht“, führt Pater Lukas aus. Danach ist endgültig Schluss mit den Studenten auf dem Klostergut. Und ab sofort legen die Mönche damit los, ihren Grund wieder in Eigenregie zu bewirtschaften.

Ohne Zeitdruck wollen die Benediktiner das ambitionierte Projekt in die Tat umsetzen, als kleine Gemeinschaft den klösterlichen Grund wieder wie früher selbst zu bewirtschaften. „Das Rundum-Sorglos-Paket wäre die Verpachtung gewesen“, räumt Pater Lukas ein. Der eingeschlagene Weg sei weitaus schwieriger. „Dennoch freuen wir uns auf diese Herausforderung. Und wir werden uns auch die nötige Zeit dafür lassen.“

Abgesehen von einer wichtigen Maßnahme, die wirklich pressiert. Die Patres sind schon spät dran, wollen es aber unbedingt noch bewerkstelligen, ihre Ackerflächen noch rechtzeitig vor dem Winter in Schuss zu bringen und die Aussaat zu bewerkstelligen. Frater Johannes Wenger, ein gelernter Landwirt, wird dabei eine tragende Rolle spielen. Dauerhaft soll er das Gut aber nicht im Alleingang bewirtschaften. Das Kloster sucht mittelfristig einen Verwalter, der auch selbst mitarbeitet und an der Seite der Mönche die Umstellung von der konventionellen Landwirtschaft hin zu einem echten Bio-Hof leitet. „Momentan laufen dazu auch schon Gespräche mit dem Landwirtschaftsamt“, verrät der Cellerar. Von heute auf morgen werden die weiterführenden Pläne garantiert nicht umgesetzt. „Zu einem guten Hof gehören auch Tiere. Aber es wird sicher drei oder auch fünf Jahre dauern, bis wir hier entscheidend weiter sind.“

Apropos Tiere: Es waren letztlich die Kühe, an denen die Verhandlungen mit der Fachhochschule gescheitert sind. Der letzte Versuch, die Wissenschaftler auf dem Klostergrund zu halten, ging in diese Richtung. Bereits Anfang 2014 hatte sich angedeutet, dass die Helmholtz-Gesellschaft die landwirtschaftliche Forschung in Scheyern nicht mehr fortführen, sondern sich auf die medizinische Sparte spezialisieren wolle. In diesem Zug starteten die Gespräche mit der Weihenstephaner FH – und hier ging es vorrangig um den wissenschaftlichen Vergleich von konventioneller und ökologischer Milchviehhaltung. Zerplatzt ist dieser Traum an der Größe der Herden. Bis zu 70 Rinder hätten in konventioneller, weitere 70 Tiere in voll-biologischer Haltung auf dem Klosterareal leben sollen. Zusammen mit den Jungtieren wäre eine Stückzahl von etwa 200 erreicht worden. Dazu hätten auf dem Versuchsgut weitere Gebäude und Stallungen errichtet werden müssen. „Wir reden hier von Stallungen, die eine ähnliche Größe wie der jetzige Prielhof erreicht hätten“, erzählt der Cellerar. Weitreichende Einschnitte in das Landschaftsbild und gewaltige Erdarbeiten wären dazu nötig gewesen. Und das zu allem Überfluss auch noch komplett auf Kosten der Mönchsgemeinschaft. „Zwar hätte sich diese Investition im Laufe der Zeit über die Miete und die Pacht wieder refinanziert“, so Pater Lukas weiter. „Aber wir haben uns als Gemeinschaft anders entschieden – und wir sind jetzt auch rundum zufrieden mit diesem Schritt.“

Die Helmholtz-Gesellschaft beginnt nun umgehend mit dem Rückbau ihrer Gebäude. Spätestens im Frühjahr sind die Spuren weitgehend beseitigt. Lediglich jene zwei Versuche, die noch bis 2018 weiterlaufen, finden dann noch Platz auf dem Gut. Was die Betriebsgebäude betrifft, ist das Kloster indes sehr gut aufgestellt. „Mit dem Bau der neuen Arche Noah, die noch nicht ganz, aber bald fertig ist, sind wir gerüstet“, erzählt der Cellerar. Inwiefern auf dem Klosterareal – parallel zur Metzgerei mit eigener Schlachtung – schon bald ein Klosterladen mit regional erzeugten landwirtschaftlichen Produkten steht, ist aber noch völlig offen. „Zumindest streben wir die weitere Regionalisierung an“, verrät Pater Lukas. Auch die eigene Milchviehhaltung sei ein Plan, der noch ausgegoren werden müsse. „Das kann dauern, aber wir haben ja Zeit. Und was dann genau dabei herauskommt, werden wir sehen.“