Rohrbach
Landrat gelobt Besserung

Allzu sachliche Amtsschreiben und Therapiebad-Schließung kritisiert

21.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Onkel und Neffe: Landrat Martin Wolf (rechts) und Hans Wolf beim politischen Frühschoppen in Rohrbach. - Foto: A. Ermert

Rohrbach (PK) Ein offenes Gespräch, ein kurzer Überblick, was den Leuten unter den Nägeln brennt - das war etwa so geplant beim politischen Frühschoppen mit Landrat Martin Wolf, zu dem die Rohrbacher CSU geladen hatte.

Fast wäre es ein Familientreffen von Onkel Martin Wolf mit seinem Neffen Hans Wolf, dem Zweiten Bürgermeister von Rohrbach, geworden. So sah es anfangs aus. Aber dann fanden sich doch noch einige Interessierte ein. "Aber", wie Beate Kempf bei der Begrüßung sagte, "es ist hier bei uns schon sehr schwierig, die Leute hinter dem Ofen hervorzulocken."

Dabei gab es durchaus Gesprächsbedarf. Das Verkehrskonzept kam zur Sprache, wobei der Rohrbacher Seniorenbeauftragten Elfi Schmid klar ist, dass dieses Konzept ein Zukunftsobjekt darstellt. Momentan werde es in Rohrbach noch nicht angenommen, meinte sie. Aber es müsse für die gesamte Bevölkerung geschaffen werden, vor allem für die sozial Schwachen - und Wolf stimmte ihr darin auch zu.

Da viele Rohrbacher das Therapiebad an der Ilmtalklinik nutzen, kam die Frage auf, ob die Schließung tatsächlich nötig sei. "Die Klinik sagt, sie braucht es nicht mehr. Die Auslastung ist zu gering", erwiderte Wolf. Aber sein Ziel sei, das Therapiebad weiter zu betreiben.

Eine brisante und aktuelle Kritik am Landratsamt kam von Hans Alt. Er wollte wissen, warum "so harte, prägnant kurze Schreiben" aus dem Amt versandt würden. Man sei unterbesetzt und finde schwer das passende Personal, entgegnete Wolf. Daher werde mit Textbausteinen gearbeitet - und es könne auf die individuelle Situation nicht eingegangen werden. Aber er sei froh, dass dieses Thema angesprochen worden sei, da es die Menschen bewege. "Wir werden in Zukunft die Schreiben wieder persönlicher halten", versprach er.

Am 7. Mai wird der Landrat gewählt. Martin Wolf begegnet den (bislang) zwei Gegenkandidaten aus den Reihen der Grünen und der FDP mit Respekt. "Von allein geht gar nichts, 50 Prozent und eine Stimme braucht man. Darum mein Aufruf: Nehmt den Wahltermin wahr, damit es demokratisch wieder weitergeht", bat Wolf.

Anschließend kamen viele Themen auf den Tisch. Pfaffenhofen sei ein boomender Landkreis, der für die Zukunft wirtschaftlich gut aufgestellt sei. Auch wenn große Gewerbeflächen - wie etwa Bruckbach - kritisiert würden. "Wir haben die große Verantwortung, neue Arbeitsstellen zu schaffen. Auch vor Ort und unabhängig von der Autoindustrie, denn Stillstand bedeutet Rückschritt", so Wolf. Für die Zukunft sei es wichtig, weiterhin wirtschaftlich gut dazustehen. "Aber wir müssen auch an die Menschen denken, die am Arbeitsleben nicht so teilnehmen können. Für sie muss ein soziales Netz aufgebaut werden."

Bezahlbarer Wohnraum sein immer schwieriger zu finden. "Hier sind die Gemeinden sehr stark gefordert", bekräftigte Wolf. Im Landkreis müsse über neue Siedlungsformen nachgedacht werden. Denn der massive Flächenverbrauch müsse eingedämmt werden. "Da sind wir sowieso schon am absoluten Limit", meinte er. Da der Landkreis selbst keine Flächen habe, müssten sich die Kommunen mehr engagieren. "Mit bis zu 30 Prozent Fördergeldern können Wohnungen gebaut und zu niedrigeren Mieten angeboten werden. "Denn private Investoren werden natürlich marktübliche Mieten ansetzen. Und die sind hoch", ergänzt Wolf. Für viele sogar zu hoch.

Für ein vielschichtiges Thema hielt Wolf das betreute Wohnen für Senioren. Wenn es angeboten würde, finde sich sofort einen Markt dafür. "Aber wenn wir es dem freien Markt überlassen, werden sich nur Kunden dafür finden, die es sich leisten können." Eine Kommune, die Wohnkapazität schaffe, mache auf gar keinen Fall einen Fehler. "Wir müssen nur einen gerechten Verteilungsschlüssel finden."