Rohrbach
Das Kreuz mit dem Löwenzahn

Rohrbacher Gemeindekindergarten kommt wohl lange vor dem Neubau unter kirchliche Trägerschaft

28.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:45 Uhr
Der Kindergarten Löwenzahn soll unter kirchliche Trägerschaft gestellt werden - was kontrovers diskutiert wird. −Foto: A. Ermert

Rohrbach (PK) Die Erzieherinnen sind verunsichert, die Gemeinderäte sauer. Der Kindergarten Löwenzahn soll früher als erwartet unter kirchliche Trägerschaft gestellt werden. Eine Information, die Bürgermeister Peter Keck (SPD) und die Rohrbacher Verwaltung offenbar etwas zu lange für sich behielten.

So viele Besucher wie bei der Sitzung am Dienstag hat der Rohrbacher Sitzungssaal selten aufnehmen müssen. Das Kindergartenpersonal war so gut wie vollzählig anwesend - und man spürte die Unruhe, die Sorgen um ihre Zukunft. Beim Blick auf die Ankündigung war davon nichts zu erahnen. Die veröffentlichten Punkte wirkten belanglos - und erwiesen sich auch als das (Berichte folgen). Das Kindergartenthema wurde von Bürgermeister Peter Keck (SPD) erst kurz vor der Sitzung eingefügt. Und die Gemeinderäte reagierten äußerst ungehalten auf Kecks Mitteilung, dass die Einschreibung für das neue Kindergartenjahr am Freitag, 9. März, anstehe - und die Eltern an diesem Tag über den bevorstehenden Wechsel der Trägerschaft informiert werden, der zum 1. Januar 2019 erfolgen soll.

Der altehrwürdige Löwenzahn ist gut 40 Jahre alt und wird seit jeher als Gemeindekindergarten betrieben. Nun soll die katholische Kirche die Einrichtung als Träger übernehmen. Eltern von Löwenzahn-Kindern, die dies kritisch sehen, könnten an die Sternschnuppe wechseln.

Bisher gingen Personal, Räte und Bürger von einem Wechsel zur kirchlichen Trägerschaft nach dem Umzug in einen Kindergartenneubau aus, der auf dem Areal zwischen der Kirche und dem alten Kindergarten entstehen soll. Wann dies so weit sein wird, war und ist überhaupt nicht absehbar.

Helmut Schalk von den Freien Wählern (FW) fühlte sich nicht ausreichend informiert und fragte: "Dürfen wir das im Gemeinderat nicht wissen?" Und auch Helmut Weich (SPD) meinte: "Das ist eine völlig neue Information. Keiner wusste etwas." Peter Otto (FW) fügte an, dass er sich überfahren fühle. "Man hat noch keine Planung, keine Finanzierung. Und es überrascht, dass zum jetzigen Zeitpunkt schon Personalfragen kommen", sagte er.

Es entbrannte eine hitzige Debatte im Rat. Keck wies angesichts des Gegenwinds, der zügig aufkam, schnell darauf hin, dass in dieser Sitzung kein Beschluss gefasst werde. Sämtliche Räte der Bürgergemeinschaft fehlten. Und Keck wollte zumindest jetzt alle Fraktionen an der Entscheidung beteiligen. Um die Wogen zu glätten, teilte er noch mit, die Klärung offener Fragen des Kindergartenpersonals sei in einem gemeinsamen Gespräch mit der Personalstelle des Bistums bereits erfolgt. Das gesamte Personal werde zu unveränderten Konditionen übernommen. Die Konfession spiele dabei keine Rolle. Lediglich bei einem Kirchenaustritt werde genau hinterfragt, welche Gründe zu diesem Schritt führten. Weiter wurde festgelegt, dass es für die Kinder keine Einschränkungen geben werde. Alle Glaubensrichtungen seien im Löwenzahn weiter willkommen. Nur eine Bedingung werde seitens der Kirche gestellt: "Am Kreuz in der Kita darf man sich nicht stören", so Keck. Auch die Gebühren bleiben gleich. "Es ändert sich faktisch nichts", bekräftigte Keck.

Peter Otto (FW) regte an, dass man genau nachfragen müsse, wie sich ein Kirchenaustritt auswirke. "Wir wollen das einfach wissen", meinte er. Bereits bei der Einschreibung müsse man sich von den Eltern schriftlich bestätigen lassen, dass das Kreuz respektiert werde. "Sonst geht einer vor Gericht und es können Probleme entstehen."

Hans Wolf (CSU) zeigte Verständnis für die Verunsicherung beim Personal. "Wir müssen bei den Verträgen auch zwischen den Zeilen lesen", forderte er. Doch Keck versicherte, es seien alle Themen angesprochen worden.

Hermann Rottmeir (CSU) erachtete es als selbstverständlich, dass auf das Wohl des Personals geachtet werden müsse. Es bestehe Kündigungsschutz. Bedenken könne man in der nächsten Sitzung einbringen. Beate Kempf (CSU) wies darauf hin, dass sachliche Gespräche geführt und nicht Emotionen geschürt werden sollten. Für Elvis Schwarzmair (SPD) ist es wichtig, dass die Eltern über die geplante kirchliche Trägerschaft bei der Einschreibung informiert werden. "Wir im Gemeinderat können uns auch noch später entscheiden."

Robert Mair (FW) stellte schließlich die entscheidende Frage: Warum wird der Trägerschaftswechsel nicht erst vollzogen, wenn der neue Kindergarten bezogen wird? Keck sagte daraufhin, dass die katholische Kirche bei den Neubauplänen nicht mitziehen werde, wenn dieser Schritt nicht schon vorab geklärt sei.

Allerdings wurde der Kindergarten in letzter Zeit für viel Geld brandschutzsaniert und auf Vordermann gebracht, sodass es keinen zwingenden Grund gibt, zügig einen Neubau zu errichten. Was die Kirche, die dann ja ihr Ziel der Trägerschaft in einem fertigen Kindergarten erreicht hat, denn in nächster Zeit dazu bewegen soll, freiwillig viel Geld für einen Neubau in die Hand zu nehmen, erklärte der Bürgermeister nicht.

Verwaltungsleiter Peter Kremer wollte abschließend wissen, ob denn bei der Einschreibung den Eltern gesagt werden soll, dass eine kirchliche Trägerschaft geplant sei, der Zeitpunkt dafür aber noch nicht feststehe. Mit dieser Aussage konnte der Gemeinderat leben - und so wird es am 9. März den Eltern dann wohl auch vermittelt.

Ob das Kindergartenpersonal mit diesen Ausführungen beruhigt und zufrieden ist, darf bezweifelt werden. Es verlangt sicher noch nach weiterer Aufklärung - denn lange Zeit, nachdem sie den Sitzungssaal verlassen haben, debattierten die Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen im Rathausgang noch lautstark weiter.