Reichertshofen
Mehr als nur eine neue Farbe

Pfarrhaus in Reichertshofen ist für 288 000 Euro saniert worden Fassade in Lindgrün statt Gelb-Ocker

02.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:21 Uhr

Reichertshofen (PK) Das schönste Haus von ganz Reichertshofen bewohnt Pfarrer Karl Mayr. So hat ihm einst sein Vorgänger, Geistlicher Rat Josef Donau, das Pfarrhaus angepriesen. Was Pfarrer Mayr nur bestätigen kann. Jetzt ist es für 288 000 Euro saniert worden.

Was dazu geführt hat, dass die Pfarreiangehörigen von St. Margaretha in Reichertshofen sich an eine neue Farbe ihres wunderschönen Pfarrhauses aus der Jugendstilzeit gewöhnen müssen. Bislang in kräftigem Gelb-Ocker, verfügt es nun über eine dezentere Farbgebung in gedecktem Lindgrün. Das ist die ursprüngliche Farbe, wie eine Schürfung ergeben hat, die von der Diözese veranlasst wurde, ehe der Außenanstrich erneuert wurde. Die Außensanierung hatte sich angeboten, nachdem das Gerüst ohnehin stand, um das Dach zu sanieren. Das war der eigentliche Grund für die insgesamt auf 262 100 Euro veranschlagte Maßnahme. Einen Nachtrag gab es für die Außenmauern, die natürlich in derselben Farbe wie das Haus gestrichen werden mussten, so dass insgesamt ein Volumen von 288 000 Euro von der Bischöflichen Finanzkasse (BFK) bewilligt wurde. 85 Prozent davon übernimmt die BFK, weitere Zuschüsse gibt es nicht, so dass Kirchenpfleger Rudolf Repper Eigenmittel der Pfarrei aus Rücklagen einsetzen muss.

Im Juli vergangenen Jahres hatte Repper den positiven Bescheid der Diözese bekommen und "gleich nach den Ferien", also Ende August, Anfang September das Gerüst aufbauen lassen. Bis November wurde der Kran noch gebraucht, so dass auf einige Parkplätze verzichtet werden musste. Noch im alten Jahr konnte der Anstrich fertiggestellt werden.

Weitgehend wurden örtliche Firmen oder solche aus der Region eingesetzt, was für die Bauherren den Vorteil hatte, dass vieles entspannt und kooperativ auf kleinem Dienstweg gelöst werden konnte. Vor Überraschungen auf dem Bau ist ja bekanntlich niemand sicher. Eine solche Überraschung bot sich Bauherren und Handwerkern auf dem Dachboden. Denn der beherbergte einen 1000-Liter-Wassertank. "Und keiner wusste, wofür der Tank einmal benötigt worden war", erzählt Mayr. Immerhin sind ihm und seinem Kirchenpfleger teurere Überraschung wie beispielsweise Asbest erspart geblieben. Für den Tank wurde nur der ohnehin vorhandene Kran gebraucht, um ihn herunterzuheben. Dann wurde das Teil entsorgt. Möglicherweise hat es einmal dazu gedient, den Wasserdruck im Haus aufrechtzuerhalten, vermuten die beiden.

"Sehr froh" ist Pfarrer Mayr, dass das aus dem Jahr 1913 stammende Pfarrhaus nun in so gutem Zustand ist. Immerhin war bereits Gefahr im Verzug gewesen, da viele der 50 Jahre alten Dachplatten verbraucht waren. Den Biberschwanzplatten fehlten teilweise bereits die Halt gebenden Nasen, so dass damit gerechnet werden musste, dass sie sich selbstständig machen und herabfallen könnten. Roter Staub war in Massen auf dem Dachboden zu finden, und bei Starkregen fand der Pfarrer gelegentlich Pfützen neben seinem Bett. So fand er Gehör bei der BFK, obwohl das Budget schon knapp war.

Der Dachstuhl konnte weitgehend erhalten bleiben, wurde nur an schadhaften Stellen ausgebessert, hinzu kam eine neue, verstärkte Lattung. Die Holzfenster wurden nicht ausgetaucht, lediglich an einigen Stellen repariert. Neu sind lediglich die Ochsenaugen rechts und links der Eingangstür, die anhand alter Fotos rekonstruiert wurden und nun wieder eine interessante Verstrebung aufweisen. "Es war ein langes Ringen, bis festgelegt war, wie dick die Streben sein sollen", erzählt der Kirchenpfleger von seinen Erfahrungen mit dem Denkmalschutz.