Priel
Prieler Himbeergeist gibt’s sogar in Florida

Edelbrandsommelier Edi Kraus mit sechs Gold- und einer Silbermedaille ausgezeichnet

25.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

 

Priel (PK) Die einen begeistern sich für Sport, andere sammeln Briefmarken. Edi Kraus aus dem Jetzendorfer Ortsteil Priel hat ein sehr seltenes Hobby, er hat sich der Schnapsbrennerei verschrieben und zählt mittlerweile zu den erfolgreichsten Edelbrandsommeliers in Bayern.

Bei der Bayerischen Obstbrandprämierung für Edelbrenner wurden ihm im Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten von Ministerialrat Professor Richard Balling für seine produzierten Edelbrände sechs Gold- und eine Silbermedaille verliehen. Der 43-Jährige, der beruflich im IT-Dienstleistungszentrum des bayerischen Finanzministeriums tätig ist, widmet sich in seiner Freizeit außer dem Feuerwehrdienst in Jetzendorf mit Begeisterung seiner kleinen Brennerei.

In einer zweimonatigen Ausbildung an der Hochschule in Weihenstephan hat Kraus die Ausbildung zum Edelbrandsommelier absolviert, von denen es in ganz Deutschland nur rund 80 gibt. Mit der Brennerei begonnen hat Kraus vor rund drei Jahren und sich zur Ausübung dieses seltenen Handwerks eine kostspielige Brennanlage angeschafft.

Mittlerweile hat er auch schon mehrwöchige Fortbildungen an der Uni Hohenheim bei Stuttgart hinter sich. Seine Brennerfolge spornten ihn an, doch dass es zu sieben Medaillen reicht, hätte er sich nicht träumen lassen. Mit „Gold“ wurden vom Südostbayerischen Verband der Obst- und Kleinbrenner der Vogelbeerbrand (Eberesche), der Holunderbrand, der Holundergeist, der Schlehengeist, der Himbeergeist und der Johannisbeergeist von Kraus bewertet. „Silber“ gab es für seinen Vogelbeergeist. Dennoch ärgert es Kraus, dass er einen Geist zuviel zur Prämierung eingereicht hat, was dazu führte, dass ihm wegen dieser Formalie der Staatsehrenpreis für 2014 noch verwehrt blieb. Nächstes Jahr wird ihm das sicherlich nicht mehr passieren. Das Hobby von Kraus nimmt viel Zeit in Anspruch, ohne Mithilfe seiner Eltern könnte er nicht so tolle Erfolge verbuchen.

Mit den sieben eingereichten Proben hat er unter 110 Brennern immerhin den achten Platz erreicht. Am arbeitsintensivsten sei die Herstellung des Ebereschebrands. Zwei Liter trinkfähiges Material bedeuten 20 Arbeitsstunden. Dass sich der besonders saubere Umgang bei der Herstellung der Brände und Geister auch auf den guten Geschmack auswirkt, bezeugen die Kunden von Kraus, der ein 50-Liter-Brennrecht hat. „Der zuletzt hergestellte Holunderbrand ist schon ausverkauft und auch die rote Johannisbeere ist schon weg“, so Kraus, dessen edle Produkte zu 85 Prozent an Liebhaber außerhalb der Gemeinde Jetzendorf gehen. Sogar Genießer aus Florida und Uruguay beliefert er.

Die bayerischen Edelbrandsommeliers werden laut Kraus weltweit als „Botschafter des geistigen Genusses“ bezeichnet. „Damit sind natürlich große Erwartungen verbunden“, unterstreicht Kraus und verweist darauf, das Wichtige an den Spitzenbränden sei, dass Obst aus den heimischen Streuobstwiesen verwendet wird. Obwohl sich Kraus nicht gerne in den Mittelpunkt stellt, räumt er ein, dass Edelbrände eben handwerkliche Meisterwerke der Destillierkunst aus überwiegend kleinen Brennereien sind. „Sie präsentieren die aromatische Vielfalt, die in jeder Frucht steckt. Ein Edelbrand animiert den Genießer, sich mit Nase und Gaumen auf eine Erkundungsreise zu begeben, und den schönen Augenblick festzuhalten“, gerät der erfolgreiche Edelbrandsommelier aus der Gemeinde Jetzendorf fast schon ins Schwärmen.