Pfaffenhofen
Nur immer wieder die gleichen Parolen

Demo: Pfaffenhofener zeigen Moscheegegnern kalte Schulter – und Solidarität mit türkischen Mitbürgern

24.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:23 Uhr

45 Teilnehmer der »Bürgerbewegung« marschierten geschlossen in Richtung Moschee-Baustelle an der Hohenwarter Straße.\t

Pfaffenhofen (PK) Bei der Demonstration der „Bürgerbewegung pro Deutschland“ gegen den Pfaffenhofener Moscheebau ist es zu keinen Ausschreitungen gekommen. Die Moscheegegner wirkten wie ein verlorenes Häuflein trotziger Jugendlicher, die immer wieder die gleichen Parolen skandierten.

Das Interesse der Pfaffenhofener hielt sich in Grenzen, sieht man von den Gegendemonstranten ab, die sich mit ihren türkischen Mitbürgern solidarisch erklärten und vor dem Landratsamt mit Trillerpfeifen und „Geht nach Hause“-Rufen die angemeldete Kundgebung der islamkritischen Organisation störten. Es waren rund 70 bis 80 Personen im Interesse der Demokratie angetreten, die den 45 von der Polizei gezählten Anhängern der sogenannten Bürgerbewegung gegenüberstanden. Pfaffenhofener waren in deren Reihen kaum zu entdecken, wenige Sympathisanten hielten sich in der Nähe auf und mokierten sich über die „Gutmenschen“ vor dem Landratsamt. So wurden vom rechten Initiator Stefan Werner immer wieder die gleichen Argumente verlesen, die im Lärm der Trillerpfeifen schwer verständlich waren. Inhaltlich wurde polemisiert mit der Entstehung von Parallelgesellschaften, der Verdrängung einheimischer Kultur, Verlust von Heimatgefühl und anderen, populistischen Argumenten, die Emotionen und Ängste schüren. Diese Demagogie findet scheinbar ihre Zielgruppe vor allem unter Jugendlichen, ältere Bürger waren an einer Hand abzuzählen.

Eine vorläufige Festnahme seitens der Polizei erfolgte gegen einen Ordner der Rechten, dessen Hinterkopf ein aufgemaltes Hakenkreuz zierte. Seine Personalien wurden erfasst, es gibt eine Strafanzeige und fortan musste der Betreffende eine Wollmütze tragen. Ebenso wurde auf der Gegenseite ein Schild mit dem Wort „Hass“ beanstandet, auf dem zwei Buchstaben als SS-Runen dargestellt waren. Das war offensichtlich so gedacht, den Rechten einen Spiegel vorzuhalten, wird aber noch staatsanwaltlich geprüft.

Nach immer wiederkehrenden Parolen und verbalen Schmähungen gegen die Gegendemonstranten setzte sich der Zug der Rechten in Richtung Moschee in Bewegung, eskortiert von der Polizei und beobachtet von Richard Schröder von der Kripo Ingolstadt, zuständig für das Ressort „Staatsschutz“. Erst 100 Meter nach der Moschee durften sich die Islamkritiker auf einem leer stehenden Bauplatz versammeln und ihre Parolen wiederholen, von den Anwohnern weitestgehend mit Missachtung gestraft. Am frühen Nachmittag wurde die Versammlung aufgelöst und die Teilnehmer verzogen sich.

Da konnte Pfaffenhofens Dritte Bürgermeisterin Monika Schratt (Grüne) aufatmen, die hinter den Marktständen und zur Vermeidung von Konflikten in gehörigem Abstand zur „Bürgerbewegung“ einen Stand aufbauen durfte. Mit der Aktion „Pfaffenhofen ist bunt“ und zusammen mit Reinhard Haiplik (ÖDP) hatte sie schon in den ersten drei Stunden rund 100 Unterschriften solidarischer Bürger gesammelt.

Überhaupt hatte die Polizei bereits im Vorfeld auf Deeskalation gesetzt, sich mit der türkischen Gemeinde und dem Landratsamt abgesprochen und Maßnahmen ergriffen, die jegliche Eskalation verhindern halfen. Eine gelassene Pfaffenhofener Bevölkerung, eine letztendlich disziplinierte Demonstration und eine zurückhaltende, aber stets präsente Polizei ergaben als Fazit einen „Sturm im Wasserglas“.

Bürgermeister Thomas Herker (SPD) kam aus terminlichen Gründen erst spät zum Hauptplatz. Sein Kommentar: „Grundsätzlich hat jeder das Recht, für seine Meinung zu demonstrieren, hier aber waren es eher Berufsdemonstranten mit kaum nennenswerter Pfaffenhofener Beteiligung. Mit Sicherheit gibt es eine gewisse Verunsicherung gegenüber der Moschee. Die aber wird von türkischen Gastarbeitern gebaut, die seit 30 Jahren in Pfaffenhofen leben.“ Gefreut habe ihn, dass deutlich mehr Gegendemonstranten anwesend waren, als die angereiste „Bürgerbewegung“ Teilnehmer zählte. Mit unter den Beobachtern waren der Bauunternehmer der Moschee, Hasim Ardogan, sowie Recep Bal, der Vorstand der Türkisch-Islamischen Gemeinde in Pfaffenhofen. Sie zeigten sich demokratisch und sagten: „Das ist Meinungsfreiheit, die muss man respektieren“.