Pfaffenhofen
Klinikleitung soll "Ungeklärtes ausräumen"

Geschäftsführer Woedl räumt Missstände ein – verweist aber auch auf Erfolge

23.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:52 Uhr

Pulverfass Ilmtalklinik: Im Kreistag räumte Marco Woedl unter anderem ein, dass Patienten in der Notraufnahme mitunter lange warten müssen, bis sie behandelt werden. - Foto: Zurek

Pfaffenhofen (PK) Verstöße gegen das Arbeitsrecht und Diebstahl von Medikamenten – was Geschäftsführer Marco Woedl im Kreistag an Missständen in der Ilmtalklinik einräumte, entbehrt nicht der Brisanz. Zündstoff bieten auch offene Fragen zur Informationspolitik des Hauses.

Hintergrund der öffentlichen Stellungnahme waren Vorwürfe, die Thomas Herker (SPD) im Kreisausschuss vorgebracht hatte. Tatsächlich habe es in einer Abteilung Probleme mit der „Einhaltung des Arbeitsgesetzes“ gegeben, räumte Woedl ein. An „der Lösung dieses Problems wird gearbeitet“, versicherte er und verwies auf eine Überprüfung, die derzeit das Gewerbeaufsichtsamt vornehme. Kein bloßes Gerücht ist, wie der Geschäftsführer ebenfalls gestehen musste, der Diebstahl von Medikamenten aus der Klinik. Der Täter habe mittlerweile ermittelt werden können und es würden „Konsequenzen hinsichtlich einer noch sichereren Medikamentenlagerung gezogen“, erklärte Woedl.

In einem Punkt wehrte sich der ansonsten eher distanziert wirkende Geschäftsführer vergleichsweise deutlich gegen Herkers Vorwürfe. Als ehemaliges Aufsichtsratsmitglied hatte dieser sich „unzureichend und teilweise falsch informiert“ gefühlt und auf „geschwärzte Passagen“ in Unterlagen verwiesen, die dem Gremium vorgelegt worden seien. Diese Aussage könne „nicht nachvollzogen werden“, meinte Woedl und vermied dabei jegliche persönliche Formulierung. Sollte sich die Aussage auf das externe „Konzept Intensivstation“ beziehen, werde festgestellt, dass die bislang noch nicht thematisierten Punkte des Konzeptes der Beratungsgesellschaft bereits auf der Tagesordnung für die nächste Sitzung am 30. Juli stünden. Ob sich Herker, der die Kreistagssitzung vorzeitig verlassen musste, mit dieser Erklärung zufrieden gibt, bleibt abzuwarten. „Ich möchte, dass alles, was ungeklärt auf dem Tisch liegt, ausgeräumt werden kann,“ stellte Landrat Martin Wolf (CSU) klar.

Nicht verleugnen wollte Woedl auch, dass es „immer wieder“ Beschwerden von Patienten oder deren Angehörigen bezüglich der Wartezeiten in der Notaufnahme gebe. Als erste „wichtige Maßnahme“ seien bereits Plätze für die Aufnahme von Patienten im rückwärtigen Bereich geschaffen worden, wodurch unter anderem die Diskretion besser gewahrt werden könne. Mit dem Ergebnis einer „genauen Analyse“ der Situation, die als Basis für einen Maßnahmenkatalog dienen soll, rechnet der Geschäftsführer im September. Was die Personalsituation angeht, sei es nach Auswertung einer Umfrage ein „Hauptbedürfnis“ der Pflegekräfte Unterstützung bei Administrationsaufgaben zu erhalten. Speziell dafür müssten zusätzlich 0,5 Stellen für jede Station geschaffen werden. Auch durch die Ausgliederung von Servicetätigkeiten könne die Belastung der Pflegekräfte reduziert werden – ein Punkt der „in Bearbeitung“ sei. Generell habe sich seit Jahresbeginn die Anzahl der Vollkräfte von 424 auf 432 erhöht, dies entspreche der Soll-Personalausstattung bei gut belegten Stationen. Auch im ärztlichen Dienst seien von 78,4 Soll-Stellen 80 besetzt. Die Anzahl der Überlastungs-Anzeigen ist laut Woedl rückläufig – von 53 noch im ersten auf elf im zweiten Quartal.

Um Liquiditätsengpässe wie jenen Ende Februar, in dessen Folge der Landkreis ein Überbrückungsdarlehen in Höhe von einer Million Euro gewährte, zukünftig zu vermeiden, würden derzeit Bankgespräche geführt, ließ Woedl des Weiteren wissen.

Der Vortrag gab im Übrigen den vielfältigen Maßnahmen in Bereich Qualitätssicherung, Risikomanagement und Zertifizierung breiten Raum. Mit dem Hinweis auf sieben Klinikführungen, an denen im Juni und Juli rund 40 Kreisräte teilgenommen hatten, unterstrich Woedl die Bereitschaft der Leitung zu einer transparenten Informationspolitik. Er umriss zudem die Pläne für eine Gebäudesanierung und die medizinische Weiterentwicklung der Ilmtalklinik, deren neues Logo „Mit ganzem Herzen im Dienste der Menschen“ er vorstellte.

Seitens des Kreistags kamen hinsichtlich der Ausführungen Woedls keine tief greifenden Rückfragen auf. Wolf befand: „Ich erlebe im Moment eine Geschäftsführung und Ärzteschaft, die sich engagiert gegen Negativschlagzeilen stellt und energisch nach vorne arbeitet.“ Er bedauere, dass Konflikte, die aus organisatorischen Umstrukturierungen resultieren, „leider immer wieder nach außen getragen“ würden, was „die Diskussion nicht einfacher macht.“ Die Klinik eigne sich überdies nicht als Wahlkampfthema, betonte der Landkreischef. Eine Lanze für die finanzielle Unterstützung der Einrichtung brach FW-Kreisrat Max Hechinger: „Wir Kreisräte, insbesondere die Bürgermeister, müssen bereit sein, in ein kommunales Krankenhaus zu investieren.“