Pfaffenhofen
Wenn Massen zu Menschen werden

Vier Wasserwachtler aus dem Landkreis Pfaffenhofen waren acht Stunden mit Flüchtlingen im Zug

04.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Seit über einem Jahr kommen jeden Tag zum Teil tausende Menschen nach Deutschland, um Schutz vor Krieg, Not und Verfolgung zu suchen. Eine enorme Herausforderung, die man nur meistern kann, wenn es Freiwillige gibt, die sich um die Menschen kümmern.

Eine der vielen Herausforderungen ist der Transport der Flüchtlinge von der Deutsch-Österreichischen Grenze zu den Erstaufnahmeeinrichtungen in ganz Deutschland.

Bei einem dieser Züge mit über 260 Flüchtlingen, darunter 54 Kinder, von Passau nach Düsseldorf waren vier Mitglieder der Wasserwachten aus Manching (Thorsten Knebel), Reichertshofen (Thomas Ehrl), Wolnzach (Thomas Demmel) und Pfaffenhofen (Dominik Schmid) als medizinisches Personal mit an Bord.

Die vier Wasserwachtler machten sich bereits um 4 Uhr auf den Weg, um rechtzeitig zur Abfahrt in Passau zu sein. Um 8 Uhr begann die Bundespolizei, die erschöpften Menschen, die mit Bussen aus Österreich gebracht wurden, auf den Zug zu verteilen. Um halb neun fuhr der Zug ab mit dem Ziel Düsseldorf. Kurz nach der Abfahrt kamen die ersten Flüchtlinge in den Sanitätsbereich, um sich versorgen zu lassen. Hauptsächlich wegen Grippe und Fieber, wie Dominik Schmid und Thorsten Knebel berichteten. Eine kleinere offene Verletzung wurde neu verbunden. Eine der meistgestellten Fragen sei aber gewesen, wohin die Reise gehe und wo man überhaupt sei. "Viele wussten nicht einmal, dass sie bereits in Deutschland waren." Im Laufe des Tages, nachdem Getränke, Verpflegung und Babynahrung von der Wasserwacht verteilt worden waren, fassten die Menschen, die erschöpft, verzweifelt, ängstlich aber auch hoffnungsvoll waren, langsam Vertrauen zu den Zugbegleitern. Immer öfter sah man ein freundliches Winken, ein beruhigtes Lächeln. All diese Menschen, so die beiden Wasserwachtler, hätten in den vergangenen Wochen sehr viele Strapazen auf sich genommen, zu Hause alles hinter sich gelassen "und saßen nun mit nichts, außer dem, was sie an hatten, in einem Zug und wussten, dass sie in Sicherheit sind".

Später kamen weitere Fieberkranke hinzu. Allerdings konnten keine Medikamente verteilt werden. Da man nicht wisse, ob die Menschen bereits Medikamente erhalten hatten, ob es Unverträglichkeiten gibt, sei dies eine gängige Praxis. So musste man sich mit den alten Hausmitteln behelfen. Ein etwa fünfjähriges Mädchen mit sehr hohem Fieber bekam Wadenwickel, aus einer kurzerhand zerschnittenen Decke, die das Fieber in kürzester Zeit senkten. Als das Kind dann auch noch Schokolade und Gummibärchen bekam, konnte es wieder lachen. Auch der Vater lächelte dankbar. "Genau dieses Lächeln, das des Vaters und das des Kindes, sind der Lohn für die Helfer auf dem Zug", so Schmid und Knebel, "ein wenig Zuversicht und Glück für Menschen, die sich nach Sicherheit sehnen."

Bei der Ankunft in Düsseldorf wurden die Flüchtlinge von freiwilligen Helfern empfangen und weitergeleitet, ebenso waren die Bundespolizei und Sanitäter des ASB vor Ort, um für alles gerüstet zu sein. Für diese Menschen geht die Reise entweder in eine andere Stadt oder sie bleiben vorerst im Düsseldorfer Erstaufnahmelager.

Die Helfer aus dem Landkreis Pfaffenhofen konnten ihre Rückreise antreten. Nach über 20 Stunden und etwa 1500 Kilometern gab es eine einhellige Meinung: Es war für alle eine beeindruckende und sehr positive Erfahrung. Die Menschen, die man acht Stunden lang begleitet hatte, waren ausnahmslos höflich, freundlich, friedlich und dankbar. Trotz der Sprachbarriere konnte man sich verständigen und das ein oder andere nette Wort oder Geste austauschen.

In einigen Wochen wird die Kreiswasserwacht Pfaffenhofen erneut einen Zug begleiten.