Pfaffenhofen
Schatzmeisterin plündert Kasse des Mietervereins

40-Jährige veruntreut über 22 000 Euro

28.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:45 Uhr

Pfaffenhofen (em) Weil sie tief in die ihr anvertraute Kasse gegriffen hatte, ist die ehemalige Schatzmeisterin des Pfaffenhofener Mietervereins zu zwei Jahren Freiheitsentzug verurteilt worden. Allerdings setzte das Schöffengericht den Vollzug auf vier Jahre zur Bewährung aus.

Die 40-Jährige Sabine Hubert (Name geändert) aus einem Nachbarlandkreis nahm vor einigen Jahren Kontakt mit dem Mieterverein auf, weil sie Schimmelprobleme in ihrer Wohnung hatte und Hilfe suchte. Als der Schatzmeister des Vereins sein Amt niederlegte, wurde sie vom Vorstand gefragt, ob sie bereit sei, sich ehrenamtlich zu engagieren. Sie wurde schließlich in diese Position berufen, da ihr finanzielle Angelegenheiten nicht fremd waren. „Am Anfang lief alles rund“, schilderte der Vorsitzende vor Gericht, „der ausstehende Abschluss des Vorjahrs wurde nachgeholt – es ging alles auf.“ Es lief wohl so gut, dass der Vorstand Sabine Hubert bei der nächsten Mitgliederversammlung in das Amt wählen ließ. Doch privat hatte die Schatzmeisterin massive Probleme. Ihr Sohn war gerade verstorben, ihr Ehemann forderte immer wieder Geld, da er zwar Hartz IV erhielt, aber etliche Male Sperrzeiten aufgebrummt bekam. „Sein Motto: Ich schaffe Probleme, du löst sie.“ Unter Schluchzen schilderte die Angeklagte diesen Standardspruch ihres Mannes. „Er brauchte dies, er brauchte das.“ Da begann sie in die Vereinskasse zu greifen. Mal waren es Barabhebungen, mal Überweisungen. Niemand merkte etwas. Als einmal die Stromrechnung fällig war, griff sie wieder zu. Diesmal fiel die Barabhebung auf, doch der redegewandten Frau gelang es immer wieder, den Vorstand davon zu überzeugen, dass das „nur leihweise und kurzfristig“ sei. Als ihr Mann sich dann per SMS von einem Kuraufenthalt aus von ihr trennte, verlor sie völlig den Halt. Jetzt verging kaum ein Tag, an dem sie sich nicht aus der Vereinskasse bediente. Es wurde so massiv, dass der Verein kurz vor der Selbstauflösung stand und nur durch den Privatkredit eines Mitglieds liquide gehalten werden konnte. „Aber es muss doch Geld da sein, es wurden doch gerade die Mitgliedsbeiträge eingezogen“, wunderte sich der Vorstand. Jetzt wurde genauer hingeschaut, auf dem Konto waren nur noch wenige Euro, das Fehlverhalten der Schatzmeisterin flog auf. Der Verein erstattete Anzeige. Bei der Recherche stellte die Staatsanwaltschaft fest, dass Sabine Hubert in 197 Fällen insgesamt 22 073,94 Euro veruntreut hatte. Und zwar binnen neun Monaten.

„Wie konnte das passieren“, wunderte sich der Amtsrichter Jochen Metz, der die Sitzung des Schöffengerichts leitete. „Der eine Kassenprüfer ist weggezogen, der andere kam nicht dazu, so wurde nicht richtig geprüft.“ Der Richter schüttelte den Kopf: „Da hatte sie es aber leicht.“

Die Angeklagte zeigte sich zerknirscht: „Ich gebe alles zu, es tut mir unendlich leid.“ Die Aussage, dass es nicht ihre Absicht war, den Verein zu schädigen, war freilich schwer nachvollziehbar. „Ich wollte das Geld zurückzahlen, aber es ging nicht.“ Und gegen die Forderungen ihres damaligen Mannes konnte oder wollte sie sich nicht durchsetzen: „Er saß schon mal wegen Körperverletzung. Da schwang immer die Angst mit.“ Bis Anfang September lebte sie von Hartz IV, nun arbeitet sie als Reinigungskraft. Derzeit hat sie etwas mehr als 60 000 Euro Schulden angehäuft, mit der Caritas strebt sie nun eine Privatinsolvenz an. Die Staatsanwältin wertete die Vorgehensweise der Angeklagten als „starkes Stück“. Sie habe ihre Position schamlos ausgenutzt. 30 Monate Haft forderte sie deshalb. Das Schöffengericht blieb unter diesem Antrag und setzte die Strafe auf 48 Monate zur Bewährung aus. Zu den Auflagen zählt, dass Sabine Hubert sich bemühen muss, die Schulden beim Verein abzutragen. Mindestens 100 Euro im Monat muss sie zurückzahlen. Dass die dreifach Vorbestrafte nicht hinter Gittern landete, ist vorwiegend darauf zurückzuführen, dass sie einen Arbeitsplatz hat und ihr der Verein die Plünderung der Kasse nicht gerade schwer gemacht hatte.