Pfaffenhofen (mck) Der Landkreis hat den gerichtlich angeordneten Baustopp für den nordwestlichen Bauabschnitt der Landratsamtssanierung missachtet – scheinbar ohne sich dessen bewusst zu sein. Überhalb der Traufkante, also im Bereich des umstrittenen Nordgiebels und am Satteldach, ruhen die Arbeiten zwar seit fast einem halben Jahr.
Doch unterhalb wurde weitergebaut.
„Der Landkreis hat durch die Hintertür Fakten geschaffen“, schimpfte Rechtsanwalt Patrick Bühring, der den klagenden Nachbarn vertritt, gestern vor Gericht. „Das finde ich ein starkes Stück: Sie sind kein windiger Bauträger, der sich einfach nicht an die Weisungen des Gerichts hält – Sie sind der Landkreis!“
Dessen Vertreter schienen sich bei der gestrigen Gerichtsverhandlung aber keiner Schuld bewusst zu sein: „Wir haben den Beschluss anders gelesen“, erklärte Rechtsanwalt André Schneeweiß. Und Baujurist Christian Röck ergänzte, man sei davon ausgegangen, dass der Bau lediglich überhalb der Traufkante eingestellt worden sei und man darunter hätte weiterbauen dürfen.
Ein Irrtum. „Es gibt keine Beschränkung aufs Dach“, stellte die vorsitzende Richterin Cornelia Dürig-Friedl klar. Die gegenteilige Auslegung des Landkreises halte sie da für sehr gewagt.
Auslegung hin oder her: Die umstrittene Tektur des Bebauungsplans hat sich auf alle Geschosse des Anbaus am nordwestlichen Eck des Gebäudekomplexes bezogen. Streng genommen wurde dort also monatelang schwarz gebaut. Sogar als sich das Gericht beim Ortstermin selbst ein Bild machen wollte, wurde auf dem Gerüst unterhalb des Nordgiebels gearbeitet. Dem Rechtsanwalt des Klägers war das zu viel: „Ich erwarte, dass der Landkreis die Bauarbeiten sofort ruhen lässt.“ Dass das Landratsamt diese Forderung bisher abgelehnt habe, sei „eine Frechheit“ und obendrein die Missachtung eines Gerichtsbeschlusses. Und als Bühring gestern mit weiteren juristischen Schritten drohte, gab der Landkreis nach und ließ über Schneeweiß eine Erklärung abgegeben: An besagtem Anbau werde ab sofort nicht mehr gearbeitet. Weitergehen darf es also erst, wenn vermutlich noch im August eine neue Baugenehmigung auf dem Tisch liegt.
