Wenn
Schonungslose Stachelbären

26.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr
Die Stachelbären: Claus Drexler (von links), Roland Andre, Michael Eberle und Brigitte Moser. −Foto: Bendisch

Wenn alles schwirrt, summt, tanzt und lacht, wird in Pfaffenhofen Gartenschau gemacht. Die Stachelbären konnten es in ihrem herrlichen Sonderprogramm zum und mitten im grünen Großereignis deutlich kürzer: "Bleame und Leid halt."

"Des soll so a Art Kabarett sein": Das ältere Ehepaar, bewaffnet mit mächtigen Leberkassemmeln, ist offensichtlich ortsunkundig, hat sich aber einen Platz in der ersten Reihe gesichert. Schließlich möchte man alles mitnehmen. Besucher von außerhalb und Pfaffenhofener Insider gleichermaßen gut zu unterhalten, ist ein schwieriger Spagat. Roland Andre, Claus Drexler, Michael Eberle und Brigitte Moser schaffen ihn in ihrem speziellen Gartenschau-Ambiente - eine restlos verdorrte Yucca, kombiniert mit einer schwächelnden rosa Gummipalme - aber ganz locker. Und wo man gerade bei den Palmen ist: "Die Gartenschau ist nicht das Gelände vor dem mongolischen Restaurant!" Bis Ende August heißt es nun Obacht in der Kreisstadt, weil einem dauernd orientierungslose Rentner, die Nase im Prospekt, fast vors Auto laufen. Man hat mit tonnenweise Sand eine "Verwüstung" der Innenstadt geschaffen, nicht gekleckert, sondern geklotzt, denn: "So klein kann in Pfaffenhofen gar nichts sein, dass es nicht automatisch groß wird." Handlungsbedarf besteht aber noch bei interaktiven Schaukästen, in denen sich für ein Zehnerl was bewegt. Wie beim Kripperl in der Spitalkirche. Bei der "Brezen-Hydra" könnte man eine Wiesender-Filiale in den Boden drücken - und gleichzeitig springen an anderer Stelle zwei neue auf. Weil der Gartenschau-Frosch als Synthese aus Markus Käser und Kerstin Schnapp auch nicht der Knaller ist, müssen andere Maskottchen und Souvenirs her. Plüschratten in den Stadtfarben oder ziemlich leere Matchbox-Stadtbusse?

Ein Renner wird ganz sicher der Lego-Bausatz, mit dem man den "Dampfer" (Dämpfer) an der Insel ruckzuck nachbasteln kann. Über den Architekten möchte man nicht meckern: "Der hat vielleicht eine grundsolide Ausbildung im Plattenbau-Kombinat". Der Migrations-Maibaum und das Ehepaar kurz vor der Silberhochzeit sind Beiträge, an der nicht nur Pfahofara ihre Freude haben. Er möchte Fußball schauen, sie nach langer Zeit auch mal wieder Komplimente hören. Nach erbarmungslosem Bohren ihrerseits quält er sich ein "du bist schee schiach, aber schön" ab und kann das tatsächlich noch toppen. Schließlich gibt es auch im Tierheim Lebewesen, die keiner will: "So eine alte Mischung aus chinesischem Nackthund und Apricotpudel. Aber irgendwann kommt einer und nimmt sie mit, aus Liebhaberei oder Mitleid." Die Erneuerung des Ehegelübdes im Rahmen der Gartenschau ist dann kein Thema mehr.

Wenn Gäste aus Norddeutschland auf dem Gelände auf Bayrische Ureinwohner treffen, prallen auch sprachlich Welten aufeinander. Was tun, wenn die beseelten Besucher an der Fischtreppe ihren Krug in die Ilm tauchen und schlürfen? Die boarische Warnung vor Durchfall und Erbrechen haben sie nicht verstanden, also rät man höflich auf Hochdeutsch: "Trinken Sie nicht so schnell, das Wasser ist noch kalt!"