Pfaffenhofen
Für alle eine gute Sache

Die langjährige Tafel-Leiterin Gudula Langmaier erinnert sich

17.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:25 Uhr

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge zog sich die langjährige Vorsitzende der Pfaffenhofener Tafel, Gudula Langmaier, von ihrem Amt zurück. - Foto: Frye-Weber

Pfaffenhofen (pfw) Von 100 auf 0 hat Gudula Langmaier ihr Engagement zurückgefahren, als sie im Sommer diesen Jahres ihre Arbeit für die Pfaffenhofener Tafel einstellte. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge ist die langjährige Vorsitzende und Leiterin aus dem Amt geschieden. „Die Mitarbeiter und die gute Stimmung fehlen mir schon, aber eine Wochenarbeitszeit von 40 Stunden für das Ehrenamt ist mir einfach zu viel geworden“, bekennt Langmaier, die nun wieder Zeit findet, Zeitung zu lesen und Freundschaften zu pflegen.

Dabei ist sie immer noch von dem Konzept der Tafel überzeugt: „Das ist für alle Beteiligten eine gute Sache!“ Für die Kunden ist es unmittelbare Hilfe, für die Mitarbeiter ist es eine befriedigende Arbeit und für die Lebensmittelhändler ist es sinnvoll, weil sie ihre Waren nicht wegschmeißen müssen. So beliefern fast alle Supermärkte und Bäckereien im südlichen Landkreis die Pfaffenhofener Tafel und ihre Außenstellen in Wolnzach, Rohrbach, Steinkirchen und Hohenwart.

Gudula Langmeier war eine Frau der ersten Stunde. Schon beim ersten Helferabend war sie dabei, als 2003 die Tafel in Pfaffenhofen gegründet wurde. „Damals war noch gar nicht abzusehen, wie sich das entwickelt“, erinnert sich die Pfaffenhofenerin. 21 Kunden sind am ersten Tag gekommen, weiß sie noch ganz genau. Inzwischen sind es über 600. Die Gründe für den Anstieg seien vielfältig. Einerseits sei die Anzahl der berechtigten Menschen gestiegen, andererseits sei die Einrichtung bekannter geworden. „Die Bedürftigkeit so offen zu zeigen, ist ein enormer Schritt“, beobachtet Langmeier. Gerade in kleineren Kommunen, in denen Jeder Jeden kennt, sei die Hemmschwelle hoch. Aus dem Grund sei die Tafel im Draht optimal gelegen. Denn der Ort sei zentral und wegen des Hofes dennoch versteckt. Berechtigt zum Erhalt der Waren ist jeder, der ein geringes Einkommen durch einen entsprechenden Bescheid, wie Arbeitslosengeld 2, geringe Renten oder Gehalt, nachweisen kann. Die Ausstellung der Kundenausweise gehörte neben der Büroarbeit und dem Aufbau der Kundendatei zu den ersten Aufgaben von Gudula Langmeier. Berufserfahrung kam ihr dabei zugute. Nachdem sie 2006 den stellvertretenden Vorsitz übernommen hatte, folgte sie 2012 Sieglinde Wiegand als Leiterin und Vorsitzende des Fördervereins. „Das ist ein Fulltime-Managementjob mit 100 Mitarbeitern, der Organisation, Administration und Vertretung nach außen“, beschreibt Gudula Langmaier die vielfältigen Aufgaben. Daneben entwickelten sich immer wieder soziale Kontakte zu den Kunden. „Über die Versorgung mit Lebensmitteln hinaus sind die Mitarbeiter Ansprechpartner und es entwickeln sich Beziehungen“, weiß die langjährige Leiterin. Der Anteil junger Menschen sei unter den Berechtigten eher gering. Dagegen sei es für ältere Kunden, beispielsweise Menschen mit geringer Rente, oft schwer, wieder den Absprung zu schaffen. „Da ändert sich ja leider die Situation nicht mehr“, sagt Langmaier. Kunden im Alter zwischen 30 und 50 hingegen könnten sich oft wieder in den Arbeitsmarkt eingliedern. So erinnert sie sich an eine Frau, die nach einer Scheidung mit drei Kindern und ohne Berufsausbildung auf die Hilfe der Tafel angewiesen war, es aber im Laufe der Zeit schaffte, einen Beruf zu erlernen und anschließend ihre Familie wieder selbstständig zu versorgen.

Unmittelbar die Erfolge zu sehen und die Überzeugung, wirklich sinnvolle Arbeit zu leisten, hat Gudula Langmaier über die ganzen Jahre motiviert. Erst als im vergangenen Jahr auch der Körper signalisierte, dass die Arbeit zu viel wurde, entschied sie sich, die Tätigkeit für die Tafel aufzugeben. Bewusst entschied sich Langmaier im Sommer für den totalen Rückzug, weil dies auch für die Nachfolger einfacher sei. Nachdem nun etwas Zeit verstrichen ist und sich die 57-Jährige erholen konnte, sucht sie eine neue berufliche Herausforderung. Dass das in ihrem Alter nicht ganz einfach ist, weiß die Mutter von zwei erwachsenen Kindern, aber sie hofft auch, dass sie bei der Bewerbung mit den während ihrer langjährigen Tätigkeit für die Tafel gesammelten Erfahrungen punkten kann.