Pfaffenhofen
Einst vom Hopfen geprägt

In Pfaffenhofen wurde das Grüne Gold hauptsächlich vom Bürgertum im Nebenerwerb angebaut

02.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Foto: DK

Pfaffenhofen (PK) Die Hopfenernte hat begonnen – doch in Pfaffenhofen ist davon nicht mehr viel zu bemerken. Das war früher noch ganz anders: „Pfaffenhofen war eine Stadt, die vom Hopfen geprägt war“, weiß der Pfaffenhofener Hermann Singer, der für unsere Zeitung zurückblickt.

Bis Mitte des 19. Jahrhundert wurde Hopfen in Pfaffenhofen hauptsächlich vom Bürgertum im Nebenerwerb produziert. Vereinzelt sogar noch bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Erst in den späteren Jahren setzte sich der Hopfenbau auch in den bäuerlichen Betrieben durch.

Geschäftsleute und Handwerker in der Innenstadt sowie Kleinbauern, sogenannte Nebenerwerbslandwirte und Taglöhner, bewirtschafteten neben ihrem Hauptberuf einen mehr oder weniger großen landwirtschaftlichen Betrieb. Auf Pachtgrund oder auf eigenen Feldern bauten sie Getreide, Kartoffeln, Kraut und Rüben an – und vor allem bauten sie Hopfengärten.

Bedingt durch die ständig wachsende Bierproduktion galt der Hopfen im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Produkten als eine sehr lohnende Einnahmequelle. Der Hopfen dient fast ausschließlich der Bierherstellung. Er sorgt im Bier für den bitteren Geschmack und Geruch und stabilisiert den Schaum.

An den nahen, damals noch unbebauten Hängen rings um die Stadt, und bis vor ihren Toren wurde in Pfaffenhofen das Grüne Gold angebaut. So um das Jahr 1900 hatte die Stadt gerade mal 4000 Einwohner. Im Westen, dort wo die meisten Hopfengärten standen, war die Bebauung bei den Bierkellern der Kellerstraße zu Ende. Nur einige Anwesen von Kleinbauern und Nebenerwerbslandwirte entlang der Hohenwarter Straße, der Quellengasse und der Scheyerer Straße fand man im Außenbereich.

Am Süd- und Nordhang des Schleiferberges – vom Radlberg bis zur Umgehungsstraße und im Bereich der Trabrennbahn, wuchs der Hopfen. In der Quellengasse, unterhalb der Berufsschule, schauten bei einigen Taglöhnern die Dolden zum Fenster rein. Der geringste Grund um das Haus wurde genutzt, um Hopfen anzubauen. An der linken Seite der Hörlstraße, nach dem Treppenaufgang und sogar auf der kleinen, nur 600 Quadratmeter großen Grünfläche neben der Treppe oberhalb des großen Kellergebäudes, im sogenannten Hinterhof (100 Meter vom Pfarrkirchturm entfernt) wurde Hopfen angebaut. Links der Gritschstraße, zwischen Thaller- und Lettnerstraße. Rechts, nach der Abzweigung der Schützenstraße bis zur Landwirtschaftsschule, traf man auf Hopfengärten. Auch am Beginn der Kellerstraße bei der Ingolstädter Straße, am Rande der Altstadt, vom Bekleidungshaus Retzlaff bis zur Linkskurve und gegenüber bei der Telekom weiter bis zum heutigen Parkplatz. Rings um die Stadtmauer lief einst ein Grüngürtel, den man mit Obst, mit Gemüse und wie hier, entlang der Kellerstraße, mit Hopfengärten belegte. Zwischen der Schützenstraße und dem Ambergerweg, entlang zur Kreuzloh, dort wo heute teils moderne Wohnblöcke stehen, stand lange Zeit ein 200 Meter langer Hopfengarten. Vom Portenschlagerweg bis zur Hopfenstraße traf man auf Hopfen. In der St.-Wendelin-Straße, beidseitig des Weinbergweges bis kurz vor dem Tierheim, standen weitere Gärten.

Südlich der Niederscheyerer Straße sowie rechts entlang der Posthofstraße standen Hopfengärten. Und auch im Osten, nach der Bahnunterführung, dort wo die Stadt damals zu Ende war, nutzte man beidseitig der Moosburger Straße einige der Hänge bis zum Kuglhof, um Hopfen anzubauen. Mehrere dieser Hopfenanlagen wurden bis in die 1930er Jahre betrieben, teilweise noch länger und erst als die Siedlungsbautätigkeit einsetzte, abgebaut.

In der Innenstadt hatten einige Hopfenbauern private Hopfendarren errichtet. Frischer Hopfen enthält etwa 80 Prozent Wasser. Zur Erhaltung der Lagerfähigkeit musste er nach der Ernte auf neun bis zehn Prozent getrocknet werden.

Am Riederweg, beim BayrischenTaferl, stand die Darre des Hutmachers Rieder von der Löwenstraße (Anton Rieder war im 19. Jahrhundert 19 Jahre lang Bürgermeister der Stadt). In der Münchener Straße, im heutigen Hipp-Gelände, betrieb Johann Nepomuk Weilhammer eine Trockenhalle. Am Parkplatz hinter dem Rathaus stand einst die Hopfenpräparieranlage von Max König, die nach einem Brand durch eine Städtische Präparieranlage ersetzt wurde. Ein 30 Meter hoher Kamin ragte aus dem Bau, als Schutz vor Schwefeldämpfen. In dieser Präparieranstalt wurde der Hopfen nach dem Trocknen geschwefelt, um ihn für den Versand haltbar zu machen. 1962 wurde darin der Betrieb eingestellt und elf Jahre später erfolgte der Abriss. Heute steht an der Stelle das Postgebäude. Einige Schritte weiter stand eine weitere Präparieranstalt eines Münchener Betreibers mit einem hohen Turm. Die Schwefelung, um den Hopfen haltbar zu machen, wird seit Ende der 1980er Jahre nicht mehr angewandt.

Häufig wurde der Hopfen auch in Speichern getrocknet oder man legte in einfach auf das Blechdach. Pfaffenhofen, als einer der 13 Siegelbezirke der Hallertau, hatte im linken Erdgeschoss des Rathauses eine Siegelhalle. Um die Qualität des Hopfens zu sichern, wurden die Ballen versiegelt und zertifiziert. 1937 wurde die Siegelhalle in das Städtische Hopfenlager verlegt und im Jahre 1968 in die Tierzuchthalle am Volksfestplatz. Heute wird die Siegelung bei den Hopfenbauern selbst erledigt. Im Frühherbst, während der Erntezeit ab Ende August, als die Darren in Betrieb waren und die Hopfenbauern ihre großen Ballen in die Stadt brachten, lag ständig ein besonderer, verführerisch-würziger Duft in den Straßen. Pfaffenhofen war im 19. Jahrhundert eine Stadt, die vom Hopfen geprägt war. Eine Hopfendolde an der Spitze des Maibaumes erinnert noch daran.