Pfaffenhofen
Deutsch-chinesische Völkerverständigung

Meiting Yang knüpft Kontakte zwischen den Berufsschulen ihrer alten und neuen Heimat

27.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Meiting Yang kam 2015 nach Pfaffenhofen und will nun die Verständigung zwischen ihrer alten Heimat China und Deutschland zu verbessern. - Foto: Frye-Weber

Pfaffenhofen (PK) Den Rest ihres Lebens in ihrer Heimat verbringen, das war der 35-jährigen Chinesin Meiting Yang zu langweilig. Stattdessen kam sie nach Pfaffenhofen und will nun den Austausch zwischen chinesischen und deutschen Berufsschulen fördern.

Deutschland erfreut sich in der Volksrepublik China eines hohen Ansehens, weiß die Wahl-Pfaffenhofenerin Meiting Yang aus eigener Erfahrung. Das gelte gleichermaßen im Hinblick auf die Sympathiewerte für die hiesige Bevölkerung als auch für die Wirtschaftsprodukte. "Made in Germany" bürge im Reich der Mitte für Qualität und Effizienz. Kein Wunder also, dass in China das Interesse an dem deutschen dualen Ausbildungssystem sehr groß ist. Die 35-jährige Chinesin, die seit rund zehn Jahren in Deutschland lebt, versucht genau hier anzuknüpfen und einen Austausch zwischen deutschen und chinesischen Berufsschulen herzustellen.

Eigentlich hatte Meiting Yang in China schon viel erreicht. Sie hatte studiert, einen Bachelorabschluss in Pädagogik und eine angesehene, gut bezahlte Stelle als Lehrerin in ihrer Heimat Tianjim, im Norden Chinas in der Nähe von Peking. Doch die Vorstellung, mit Mitte 20 schon den endgültigen Job gefunden zu haben, erschien der jungen Frau wenig reizvoll. Als sie ihren Eltern ihren Plan unterbreitete, in Deutschland einen Magisterstudiengang absolvieren zu wollen, waren diese zunächst strikt dagegen. Entsprechend der chinesischen "Ein-Kind-Politik" hat Meiting Yang keine Geschwister und das einzige Kind in dem fernen europäischen Land zu wissen, behagte den Eltern zuerst nicht.

Doch Yang setzte sich durch. Sie nahm ein Magisterstudium mit Pädagogik im Hauptfach und den beiden Nebenfächern Philosophie und Psychologie in München auf. "Obwohl ich bereits in China 400 bis 500 Stunden Deutsch gelernt hatte, war das sehr schwer." Vor allem der bayerische Dialekt bereitete ihr Probleme. So stand in Deutschland zunächst der Spracherwerb im Vordergrund, bevor sie die Zulassungsprüfung ablegen und an der Uni richtig starten konnte. Nach dem erfolgreichen Abschluss arbeite Yang im niederbayerischen Dingolfing in einem Unternehmen, das Trainings- und Vertriebskonzepte für die Automobilbranche entwickelt.

Bedingt durch den Jobwechsel des Ehemanns nach München zog die Familie im Herbst 2015 nach Pfaffenhofen. "Durch die freiberufliche Tätigkeit kann ich Beruf und Familie besser vereinbaren", begründet Meiting Yang, den Entschluss die Festanstellung aufzugeben.

Dabei hat sie die Idee, die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und China zu stärken, komplett überzeugt. Zudem, so glaubt sie, komme ihr zugute, dass sich die politische Stimmung in ihrem Heimatland verändert und sich China für wirtschaftliche Kontakte mit dem Ausland öffne. Da deutsche Produkte im Reich der Mitte hoch im Kurs stünden, sei auch das Interesse am deutschen Ausbildungssystem sehr groß. So konzentriert sich die Asiatin derzeit vor allem darauf, einen deutsch-chinesischen Austausch zwischen Berufsschulen herzustellen. Kontakte hat sie inzwischen zu einigen Schulen in Shanghai und auf dem Festland sowie zu den Berufsschulen in Pfaffenhofen und Dingolfing und dem Institut für Forschungs- und Bildungsqualität in München. Erst kürzlich war sie wieder in China, um Vorträge an den Schulen zu halten. Zwei- bis dreimal im Jahr reist sie für mehrere Wochen in ihre alte Heimat, um neue Kontakte zu knüpfen.

Zudem unterrichtet sie an der Pfaffenhofener Volkshochschule Chinesisch und gibt auch ein interkulturelles Seminar. Beeindruckt zeigt sie sich vor allem von der Motivation der Teilnehmer an den beiden Kursen. Denn die vielen sprachlichen und kulturellen Unterschiede erforderten hohe Konzentration und eine große Lernbereitschaft. So seien die Schriftzeichen und die Grammatik der beiden Sprachen absolut nicht vergleichbar. Das zeige sich schon in der Anrede. "In Deutschland steht der Vorname an erster Stelle und dann folgt der Nachname, bei uns ist es umgedreht, so lautet die Anrede in China in meinem Fall Yang Meiting"; erläutert sie.

Um noch mehr Menschen in Deutschland Land und Leute ihrer Heimat näherzubringen, würde die 35-Jährige gerne ein China-Zentrum in der Kreisstadt gründen. "Ich würde mich freuen, für diese Idee Mitstreiter zu finden."