Pfaffenhofen
"Kleine Liebeserklärung an Italien"

Die Pizza gehört seit Kurzem offiziell zum Weltkulturerbe Zwei Experten erklären, warum eine Kunst dahinter steckt

14.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Eine Kunst, für die es jahrelange Übung braucht, ist das Umherwirbeln des Pizzateigs in der Luft. Nino Ferro ist seit über 40 Jahren Pizzabäcker und hat den Dreh raus. - Foto: Kretzmann

Pfaffenhofen (PK) Was die Italiener wohl schon lange wusste, ist nun offiziell: Die Unesco hat die "Kunst des neapolitanischen Pizzabäckers" zum Weltkulturerbe erklärt. Zwei Italiener aus Pfaffenhofen erklären, warum die Pizza tatsächlich ein Kunstwerk und damit mehr als nur beliebtes Fast Food ist.

"Wasser, Mehl, Hefe und Salz, mehr ist es nicht", sagt Nino Ferro, Pizzabäcker im Restaurant Da Stella in Pfaffenhofen, während er den Pizzateig durch die Luft wirbelt. Klingt im ersten Moment simpel, doch dahinter steckt ein künstlerisches Handwerk, wie der Italiener erklärt: "Es dauert schon einige Zeit, bis man das Pizzabacken beherrscht, es gibt so viele Geheimnisse, die man erst über die Jahre lernt", sagt er. Seit 40 Jahren ist Ferro Pizzabäcker. "Ich habe es tatsächlich in Neapel von klein auf gelernt, es hat mich einfach fasziniert", erzählt er. "Es gibt so vieles, das man beachten muss, allein die Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Teigkonsistenz. Aber irgendwann hat man es dann einfach im Gefühl."

Hinter der Pizza steckt laut Ferro also mehr als nur die runde Scheibe mit Käse. Das hat nun auch die Unesco erkannt und die Pizza zum immateriellen Kulturerbe erklärt, genauer gesagt die "Kunst des neapolitanischen Pizzabäckers". Doch warum ausgerechnet neapolitanisch? "Die Pizza Napoletana ist sozusagen die Ur-Pizza und kommt, wie der Name schon sagt, aus Neapel", erklärt Daniele Pilla, Geschäftsführer der Trattoria da Flavio in Pfaffenhofen. "Man kennt sie hier eher als die Pizza Margherita." Die Zutaten für den Belag sind genauso simpel wie die für den Teig: Tomate, Mozzarella und ein wenig Basilikum. "Gebacken wird sie ursprünglich nur im Holzofen und der Teig ruht um die 48 Stunden, bis er perfekt ist", sagt Pilla. "Man erkennt die Napoletana eigentlich schon von weitem an dem leicht nach oben gewölbten, hauchdünnen Teig."

Nicht nur hinter der Bezeichnung Napoletana steckt eine Geschichte. Auch der Name Margherita kommt nicht von ungefähr. So erzählt man sich in Italien, dass das italienische Königspaar, Umberto I. und seine Frau Margherita, im Sommer 1889 den Pizzabäcker Raffaele Esposito zu sich eingeladen haben, um sich etwas volksnah zu geben. Und Esposito erfand zu diesem Anlass und in nationalem Überschwang die Pizza in den italienischen Nationalfarben grün, weiß und rot - mit Basilikum, Mozzarella und Tomatensoße - und widmete sie der Königin. "Und mittlerweile isst die ganze Welt Pizza", sagt Pilla. "Da sind wir also schon stolz auf unsere Pizza und die Auszeichnung der Unesco. Es ist wie eine kleine Liebeserklärung an Italien."

Und weil die Pizza mittlerweile ihren festen Platz in sämtlichen Esskulturen weltweit hat, sind auch die Zutaten für den Belag sehr verschieden. "Es gibt so viele verschiedene Variationen", sagt Ferro. "Bei den Deutschen ist die Pizza Regina, also mit Schinken und Champignons, sehr bliebt." Das bestätigt auch Pilla. "Die Regina wird bei uns auch wirklich sehr oft bestellt." Ganz weit oben steht auch die Pizza Hawai mit Ananas und Schinken sowie die Variante mit Meeresfrüchten.

Allerdings gibt es auch Zutaten, die in den Augen der beiden Italiener auf gar keinen Fall auf den Teig dürfen. "Ganz schlimm finde ich Ketchup, Mayonnaise und Spaghetti", sagt Ferro. "Das kann einfach nicht schmecken." Eine weitere Bestellung wird er nie vergessen: "Ein Gast wollte eine Calzone mit Meeresfrüchten. Ich habe mich fast geweigert, sie zu machen. Am Ende war es nur ein matschiger Klumpen", erzählt der Italiener. "Aber der Kunde ist König, also habe ich sie gemacht." Für Pilla gehören eingelegte Steinpilze und Trüffelöl auf gar keinen Fall auf die Pizza. "Sieht nicht gut aus und schmeckt auch nicht." Dicht dahinter auf der No-Go-Liste der Zutaten stehen bei ihm Würstchen und Pommes.

Trotz der wildesten Pizzavariationen sind die beiden Italiener stolz auf ihr Nationalgericht. "Gerade weil die Pizza so vielfältig ist, ist sie wahrscheinlich auf der ganzen Welt so beliebt", sagt Ferro. "Ich kenne, glaube ich zumindest, auch keinen, der Pizza nicht mag."