Pfaffenhofen
"Hut ab vor so viel Engagement"

Mit dem Erlös aus der Weihnachtstombola unterstützt der Rotary Club Pfaffenhofen junge Flüchtlinge bei der Ausbildungssuche mit Erfolg

05.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:32 Uhr

Haben gemeinsam etwas erreicht: Salim Nasimi (von links), Beratungslehrer Rudi Pawlitschko, Bashir Azimi, Rotary-Mitglied Michael Deutscher und Ahmad Bilal Stanikzai. - Foto: Kretzmann

Pfaffenhofen (PK) Über 30 000 Euro kamen bei der Weihnachtstombola des Rotary Clubs zusammen. Mit diesem Erlös unterstützt er in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und der Berufsschule Pfaffenhofen junge Flüchtlinge bei der beruflichen Integration. Drei von ihnen haben jetzt ihre Ausbildung begonnen.

Seit rund zwei Jahren sind die drei Afghanen Salim Nasimi (18), Ahmad Bilal Stanikzai (17) und Bashir Azimi (18) in Deutschland. Der Krieg, das politische Regime und die Unruhen in ihrem Heimatland zwangen sie zur Flucht. Sie wollten sich ein neues, besseres Leben aufbauen, die schlimmen Bilder vergessen und ganz von vorne anfangen. "Anfangs war es wirklich nicht leicht," sagt Azimi. "Alles war so neu und fremd und ich wusste gar nicht, wie ich den ersten Schritt machen sollte."

Mittlerweile fühlt sich der 18-Jährige wohl in Pfaffenhofen. Er ist angekommen, hat, wie auch die beiden anderen, die deutsche Sprache gelernt, seinen Quali gemacht und vergangenen Freitag mit seiner Ausbildung zum Fachinformatiker in einer Pfaffenhofener Firma angefangen. "Ich habe mich schon immer für Computer interessiert, deswegen die Entscheidung für eine Ausbildung in diese Richtung", sagt Azimi. "Aber ohne die Hilfe des Rotary Club, der Berufsschule und auch des Landratsamtes hätte ich das alles nicht geschafft."

In ihren Clubs engagieren sich im Rotary weltweit Männer und Frauen in führenden Positionen für Völkerverständigung, Mitmenschlichkeit, Toleranz und dem Dienst am Gemeinwesen. Präsident des 50 Mitglieder starken Rotary Clubs in Pfaffenhofen ist Augenarzt Jürgen Garus. "Berufliche Integration junger Zuwanderer" heißt das Leuchtturmprojekt der Pfaffenhofener Rotaiere, das vorrangig vom ehemaligen Club-Präsidenten Hans-Peter Sonnenborn betreut wird. "Auf die Idee wurden wir durch ein Rotary-Club-Mitglied gebracht, das einen jungen Syrer betreute", berichtet Rudi Pawlitschko, Beratungslehrer der Berufsschule. So sei es dann zur Zusammenarbeit und zur Weihnachtstombola gekommen. Der Erlös aus der Tombola fließt etwa in Fahrkarten zu Sprachkursen, Bücher und Nachhilfestunden. "Wir geben das Geld sehr sorgsam aus, und so ist noch einiges übrig, das wir sinnvoll investieren können", sagt Michael Deutscher, Rechtsanwalt aus Pfaffenhofen und Mentor der drei jungen Männer. "Wir vom Rotary Club haben dann festgestellt, dass wir neben den finanziellen Mitteln auch unsere persönlichen Fähigkeiten einbringen können."

So steht Deutscher den Dreien als Ansprechpartner zur Seite, hilft ihnen Kontakte zu finden, führt Gespräche mit ihnen, die vielleicht auch einmal seelisch entlasten, und hilft ihnen ebenso bei Fragen rund um Ausbildung, Wohnungssuche oder auch zum deutschen Behördendschungel. Der Rechtsanwalt betont, dass er als reiner Unterstützer fungiert habe, denn "die Initiative ging immer von den drei Jungs aus, denn sie haben ihr Schicksal in die Hand genommen und den Ehrgeiz gezeigt, voranzukommen und etwas zu erreichen."

Diesen von Deutscher gelobten Ehrgeiz hatte auch Stanikzai. Er hat soeben mit seiner Ausbildung zum Elektrotechniker in einem Betrieb in Geisenfeld angefangen. Genau wie Nasimi und Azimi hat er Integrations- und Deutschkurse besucht, Praktika gemacht und seinen Schulabschluss nachgeholt. Und nach der Ausbildung will er noch weiter kommen: "Ich will auf die FOS, mein Fachabitur machen und studieren, Elektrotechnik wäre toll", sagt der 17-Jährige. "Wenn wir jetzt dann beide unser eigenes Geld verdienen, wollen Ahmed und ich uns eine Wohnung suchen und zusammenziehen." Eine kurze Zeit war der 17-Jährige Gastschüler auf dem Schyren-Gymnasium. "Die Schüler waren damals so begeistert von ihm und haben sich so gut mit ihm verstanden, dass einige sofort ihre Hilfe angeboten haben", berichtet Pawlitschko. "Schüler helfen Schülern sozusagen. Sie unterstützten ihn und auch die anderen beiden in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch und bekamen aus dem Erlös für das Projekt ein kleines Taschengeld dafür. "Es ist wirklich toll, wie das alles funktioniert, wie jeder zusammenhilft und wie fleißig die drei Jungs sind. Hut ab vor so viel Engagement", lobt der Beratungslehrer.

Pawlitschkos Lob geht auch an Nasimi. Der 19-jährige Afghane hegte schon immer eine Begeisterung für Mathematik, Physik und Chemie. "Die Naturwissenschaften faszinieren mich einfach und ich wollte später immer damit arbeiten", sagt er. Nach seinem Quali hat er sich dann mit Mentor Deutscher und Beratungslehrer Pawlitschko an einen Tisch gesetzt und sich erkundigt, wie es beruflich für ihn weitergeht - mit Erfolg, denn auch er hat soeben mit seiner Ausbildung zum Mechatroniker für Kälteklimatechnik in einem Pfaffenhofener Betrieb angefangen. "Zuvor habe ich dort schon ein Praktikum gemacht und es war toll. Mein jetziger Chef und meine Kollegen waren wirklich sehr nett zu mir und haben mir viel geholfen", berichtet er. Und das sollte sich auszahlen: "Sein Chef war begeistert von ihm, weil er so fleißig, interessiert und engagiert war", erzählt Deutscher.

"Es sind all diese einzelnen Mosaiksteine, die letztlich zum Erfolg geführt haben", sagt Pawlitschko. Rund 15 Flüchtlinge werden derzeit im Rahmen des Projekts betreut. "Die drei Jungs sind wirklich tolle Beispiele dafür, dass Integration funktionieren kann, wenn man zusammenhilft und sich gegenseitig unterstützt."