Paunzhausen
Kein Ja zur Klage

Ilmmünster bittet um Hilfe gegen Windräder: Paunzhausen verschiebt Entscheidung

01.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:08 Uhr
Die geplanten Anlagen bei Herrnrast betreffen nicht nur die Bürger von Ilmmünster - sondern auch von Letten. −Foto: Hofmann

Paunzhausen (PK) Zahlreiche Bürger hatten sich ein klares Ja der Gemeinde Paunzhausen gewünscht: Die Nachbarkommune Ilmmünster hatte um Unterstützung gebeten bei einer Klage gegen die geplanten Windräder bei Herrnrast. Bürgermeister Johann Daniel und seine Räte vertagten die Entscheidung.

"Bürgermeister Steinberger von Ilmmünster hat mich vor zwei Wochen angerufen und hat mir erzählt, dass Primus weiterhin Anlagen betreiben will. Er hat mich gefragt, ob wir bei einer Klage dagegen mitmachen würden", leitete Bürgermeister Johann Daniel die Diskussion am Donnerstagabend im Paunzhausener Gemeinderat ein. Wie bekannt ist, plant das Regensburger Unternehmen Primus im Herrnraster Forst - zwar auf Ilmmünsterer Grund aber nahe am Paunzhausener Ortsteil Letten - zwei Windräder zu bauen. Am Pfaffenhofener Landratsamt laufen dazu Prüfungen, ein Bauantrag liegt jedoch noch nicht vor. Daniel stellte die Frage in den Raum: "Warum werden wir jetzt schon gefragt, wenn noch gar kein Bauantrag vorliegt? Das sind doch alles noch ungelegte Eier." Er sieht wenig Chancen in einer Klage und ein Telefonat mit dem Frontmann der Bürgerinitiative gegen die Windräder in Ilmmünster, Franz Lisson, habe ihn darin bestätigt, denn Nachbargemeinden haben formaljuristisch kein Mitspracherecht. Lisson setze seine Hoffnung eher in eine spezielle Artenschutzrechtlichen Prüfung, da er neben Rotmilan und Uhu auch weitere geschützte Vogelarten hier vermutet - und so die Windräder verhindern will.

Zudem vermisst Daniel klare Aktionen seitens Ilmmünster. "Wenn man so eine klare Mehrheit gegen diese Windräder hat, dann nehm ich mir doch ein paar dieser Leute an die Hand und spreche mit den Planern persönlich", kritisierte Daniel. "Ich weiß nicht, ob Herr Steinberger das getan hat. Aber wenn, dann habe ich davon noch nichts gehört."

Um seinem Amtskollegen mit einer Entscheidung zur Klage nicht in den Rücken zu fallen, schlug Daniel vor, dieses Votum erst dann zu fällen, wenn tatsächlich ein Bauantrag vorläge.

Konrad Offenberger (BL) wollte dieses Ansinnen in den Gemeindetag verschieben. Nach heißen Diskussionen schlossen sich die Gemeinderäte schließlich dem Vorschlag ihres Bürgermeisters an und stimmten geschlossen für die Vertagung.

Enttäuscht zeigten sich die zahlreichen Bürger im Anschluss an die Sitzung und einige - darunter auch zwei direkt Betroffene aus Letten - diskutierten noch lange über diese Entscheidung. "Ich verstehe das nicht", sagte Emma Gasteiger, die Steinberger vor einem Jahr gemeinsam mit Daniel eine Liste mit 260 Unterschriften gegen diesen Windpark überreicht hatte. "Wir hatten uns ein klares Statement gewünscht", so auch Edward Blyth, der wie Gasteiger in Letten - also in unmittelbarer Nähe des geplanten Windparks - wohnt. Dieser kleine Weiler mit nur ein paar Häusern gehört nicht zum Dorfgebiet. Als Außenbereich wird es bei der 10-H-Regelung zum Abstand der Windräder zur Wohnbebauung damit nicht berücksichtigt. Als Argumente führen die Gegner jedoch nicht die persönliche Nähe sondern Landschafts-, Umwelt- und Artenschutz an: "15 Jahre hat es gedauert und letztes Jahr konnten die drei Bürgermeister voller Stolz das Wanderwegenetz Herrnrast eröffnen. Der Windpark liegt genau in diesem idyllischen Gebiet. Die Strecken starten entweder vom Reichertshausener Friedhof, in Herrnrast oder vom Sportplatz Paunzhausen und bieten Strecken zwischen 2,5 und 16 Kilometern Länge. Soll das jetzt wohl ein Windparkwanderweg werden?", schimpfen nicht nur Gasteiger und Blyth. Sie sehen ein einzigartiges Gebiet in Gefahr mit uralten Eichenwaldbeständen und starkem Naherholungswert, auch und gerade weil einige Besitzer diesen Wald der Natur überlassen und so eine Art "Urwald" entstanden sei, die es zu erhalten gäbe. Die Folgen eines Windparks wären breitere, befahrbare Wege und die Zerstörung eines Ökosystems, fürchten die Windkraftgegner.