München
Klares Nein zu Fremdenhass

Politik und Kirchen debattieren über den Umgang mit der Anti-Islam-Bewegung "Pegida"

19.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:50 Uhr

München/Dresden (DK) Dürfen Katholiken an „Pegida“-Kundgebungen teilnehmen? Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, hält nichts von einem Verbot: „Ich kann nur zu politischer Verantwortung aufrufen“, sagte er gestern in München. Derweil geht die Debatte um den richtigen Umgang mit der Anti-Islam-Bewegung weiter.

Befeuert wird diese Diskussion noch von einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov. Demnach stößt „Pegida“ („Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“) im Westen Deutschlands auf fast genauso viel Zustimmung wie im Osten. 36 Prozent der befragten Bürger im Osten sagen, sie fänden es gut, dass jemand auf Fehler in der Asylpolitik aufmerksam mache und sich gegen den Islamismus ausspreche. Im Westen sind es 33 Prozent.

Für einen sachlichen Umgang mit „Pegida“ sprach sich Kardinal Marx aus. Jeder, der an einer Kundgebung teilnehme, müsse sich überlegen, „hinter welchen Transparenten er herläuft“. Ansonsten gebe es „keine oberhirtlichen Anweisungen“ an die Katholiken. Damit widersprach Marx dem Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der in einer Predigt erklärt hatte: „Christen dürfen bei ,Pegida’ nicht mitmachen.“

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, rief dazu auf, bei pauschalen Angriffen auf eine Religion, auf Flüchtlinge oder Asylbewerber „in aller Klarheit nein zu sagen“. Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhass dürften keinen Platz haben, betonte auch der bayerische SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher, während die Vorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion, Margarete Bause, vor „rechten Rattenfängern“ warnte.

Einen differenzierten Blick forderten der Chef der CSU-Landtagsfraktion, Thomas Kreuzer, und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Unter den Demonstranten befänden sich „ehrenwerte Bürger, die verunsichert sind“, sagte Kreuzer. Bouffier riet zu Gesprächen mit jenen, „die einfach nur unzufrieden sind oder Angst haben“. Alexander Gauland, der stellvertretende Vorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), nannte gegenüber „Spiegel online“ viele „Pegida“-Forderungen „sehr vernünftig“: „Ich sehe darin keine Ausländerfeindlichkeit.“

Seit Mitte Oktober finden jeden Montag in Dresden Kundgebungen der „Pegida“ statt. Die Teilnehmerzahl stieg von 160 auf zuletzt 15 000. Anti-Islam-Bewegungen gibt es mittlerweile auch in anderen deutschen Städten. Seite 2 und 14