Apotheker Roland Andre (57) ist als Kabarettist in ganz Pfaffenhofen bekannt - aber ebenso als Experte in Sachen Naturheilkunde. In den kommenden Wochen stellt er 14 Kräuter und deren Wirkungen vor.
Die Beschäftigung mit Kräutern sieht Roland Andre als aktiven Naturschutz an. "Denn je besser einer die Pflanzen kennt, um so mehr lernt er sie zu schätzen." Der 57-jährige Apotheker befasst sich schon fast sein ganzes Leben lang mit Heilpflanzen und deren Wirkungen. Geweckt hat das Interesse sein früherer Biolehrer am Schyren-Gymnasium, Hermann Kaplan, der spätere BN-Kreisvorsitzende. Diese Jugenderfahrung hat Andre geprägt. Ein Pflanzenbestimmungskurs an der vhs auch. "Damals bin ich heiß geworden auf die Heilpflanzen. Und das ist nie wieder weggegangen."
Sogar während des Pharmaziestudiums in München ist seine Liebe zu den Heilkräutern nicht erloschen. "Das war ungewöhnlich, weil Schulmedizin und Kräuterkunde eigentlich nicht so recht zusammenpassen", erzählt der heutige Chef der Lindenapotheke, die sich eingangs der Pfaffenhofener Kellerstraße befindet. "Aber damals hat sich eine Blase von Studenten gebildet, in der in mich wohlgefühlt habe - und die Heilkräuter einfach mochte."
Einfach nur ein schlichter Verkäufer von Medikamenten, das wollte Andre nie sein. 35 Jahre ist es mittlerweile her, dass er als Stachelbär das politische und gesellschaftliche Geschehen im Landkreis erstmals kabarettistisch verarbeitet hat. An über 30 Programmen hat er seither mitgewirkt.
Parallel zur Arbeit in der Apotheke hat sich Roland Andre immer weiter fortgebildet. "Auf ein Buch folgte immer wieder das nächste - und die Autoren sind dabei immer älter geworden", sagt er. Irgendwann kam er über Hildegard von Bingen bis zu Paracelsus. "Eine wirkliche Ausbildung in der Naturheilkunde gibt es ja nicht. Das musst du dir einfach selbst beibringen." Also hat es der Pfaffenhofener versucht. Homöopathie, Phytotherapie, Bachblüten, Aromatherapie, Antroposophische Medizin, Spagyrik - Andre kennt sich überall aus. Die eigene Hochzeit, drei Kinder, der Umzug nach Paunzhausen in ein Anwesen mit großem Garten, vielen Tieren und eigene Schlüsselerlebnisse in der naturkundlichen Heilung kamen hinzu. Aus all dem ist ein Roland Andre entstanden, der seit 15 Jahren sogar als Dozent für Naturheilkunde bei "Natura Naturans", einer Arbeitsgemeinschaft für traditionelle abendländische Medizin, wirkt.
Sein Verhältnis zur Pharmazie, also seinem eigentlichen Broterwerb, wurde dadurch nicht getrübt. Die Schulmedizin sei wichtig, so Andre, aber nicht immer das einzig Richtige. "Die Pflanzen, ihre Inhaltsstoffe, ihre Wirkungen, Neben- und Wechselwirkungen sind alt, bekannt und erwiesen", sagt er. Die Schulmedizin erkenne diese Wirkungen zwar nicht an. "Aber etwas, das seit 1000 Jahren bekannt ist, kann man auch nicht einfach so wegwischen." Bei alledem sei aber auch der Glaube an die "Pflanzenmagie" wichtig, räumt er ein. Der Glaube und auch der Wille, sich darauf einzulassen. "Für mich können beide Richtungen gut nebeneinander bestehen", sagt der 57-Jährige. "Die Naturheilkunde ist ein anderer Weg - und für viele ganz einfach eine zusätzliche Chance."
