"Kunst kommt nicht von künstlich"

02.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:18 Uhr

Beeindruckender Auftritt in der Stadtpfarrkirche: Die beiden Solistinnen Gabriele Schmid (vorne Mitte) und Renate Kaschmieder boten zusammen mit Nikolai Ardey (Bass) und Max Kiener (Tenor) sowie dem Kammerchor a-cappella-nova und dem Kammerorchester St. Johannes Baptist eine meisterliche Interpretation des "Messias". - Foto: Waltenberger

Pfaffenhofen (PK) Mit einem festlichen Neujahrskonzert begeisterten der Kammerchor a-cappella-nova, das Kammerorchester St. Johannes Baptist und die Solisten Gabriele Schmid, Renate Kaschmieder, Max Kiener und Nikolai Ardey unter Leitung von Max Penger die Zuhörer in der Pfaffenhofener Stadtpfarrkirche.

Nach der kurzen Begrüßung durch Stadtpfarrer Frank Faulhaber konnten die Besucher mit dem Weihnachtskonzert von Francesco Manfredini ankommen, zur Ruhe finden und sich einstimmen lassen auf das weitere musikalische Geschehen. Nach diesem vom Streichorchester vorgetragenen Concerto in drei Sätzen sang der Chor, begleitet von einer Violine und dem vom Kontrabass gespielten Basso continuo, das in seiner Schlichtheit anrührende "Puer natus in Bethlehem".

Beim Weihnachtslied "Es ist ein Ros entsprungen" waren die Strophen abwechselnd auf den im Chorraum singenden Chor und auf ein Quartett aus zwei Frauen- und zwei Männerstimmen, das im Mittelgang Aufstellung genommen hatte, aufgeteilt. Aufgehoben wurde die dadurch entstehende Spannung erst als der Chor den Gegengesang des Quartetts aufnahm und der Schluss gemeinsam erklang.

Beim "Ave Maria" für siebenstimmigen Chor wurden die schon im Chorsatz angelegten Kontraste zwischen Soloparts für Einzelstimmen und dem Gesamtchor durch ein Gegenüberstellen von Chor und Sängern auf der Kanzel erweitert. Schade war, dass sich nur für die Zuhörer im vordersten Kirchenschiff die volle Klangwirkung dieser interessanten Gegenüberstellungen entfaltete, während die restlichen Besucher im Wesentlichen nur den in den Raum singenden Chor hören konnten. Mit "Fröhliche Weihnacht überall" leitete der Chor zum Oratorium "The Messiah" über. Aus diesem dreiteiligen Oratorium stand der Weihnachtsteil auf dem Programm.

Georg Friedrich Händel, der England zu seiner Wahlheimat gemacht hatte, erlangte nachhaltigen Ruhm durch seine Oratorien, die meist auf Textvorlagen der Bibel beruhten. Sein berühmtestes Oratorium, Messias, entstand 1741 in nur drei Wochen und wurde von Händel in Englisch verfasst.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Unter der Leitung von Max Penger interpretierten Musiker, Sänger und Solisten den Messias in einer meisterlichen Art und Weise. Das Publikum konnte erleben, welch beeindruckende Leistung zustande kommt, wenn hervorragende Musiker, ein überaus talentierter Chor und ausgezeichnete Solisten unter kreativer Leitung zusammenarbeiten.

"Kunst kommt nicht von künstlich", sagte die Sopranistin Gabriele Schmid im Anschluss an das Konzert, "Kunst muss die Menschen erreichen und berühren." Das ist den Mitwirkenden unter Leitung von Musikdirektor Max Penger wahrlich gelungen. Einfühlsam und tröstend interpretierte Max Kiener, Tenor, die Prophezeiung der Erlösung Jerusalems, jubelnd die koloraturreichen Arie, die von der kommenden Heilszeit erzählt. Gewaltig und imposant spann der Chor, dem die Rolle des Erzählers und Kommentators zukam, den Handlungsfaden weiter.

Nicolai Ardey, Mitglied im Kammerchor, erzählte souverän und bestimmt in teils ungewohnt bewegten Partien, von den Verheißungen der alttestamentlichen Propheten. Renate Kaschmieder beeindruckte mit ihrer außergewöhnlichen Altstimme, die unwillkürlich an warme, edel schimmernde Farben erinnerte. Gabriele Schmid füllte mit ihrem strahlend funkelnden Sopran den Raum und brillierte mit fein nuancierten Koloraturen.

Der eine oder andere Besucher mag bedauert haben, dass der Messias in der Originalsprache erklang. Auf das Singen in englischer Sprache angesprochen meinten die beiden Solistinnen, Gabriele Schmid (Sopran) und Renate Kaschmieder (Alt) übereinstimmend, dass es keine Sprache gibt, die mehr oder weniger schwierig zu singen ist. Ihrer Meinung nach aber ist das Singen in der Originalsprache der Komposition am einfachsten, "weil dann Musik und Text einfach zusammenpassen."

Nach diesem gelungenen Konzert zum Auftakt des neuen Jahres fand im Foyer des Landratsamtes ein kleiner Sektempfang statt, zu dem Landrat Schäch als Hausherr die Gäste willkommen hieß.

Claudia Waltenberger