Geisenfeld
Der Straßenräuber wollte Bares

Fahrten im offenen Pferdegespann waren früher gefährlich – Serie "Kriminalfälle von anno dazumal", letzte Folge

29.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Geisenfeld (GZ) In der heutigen Zeit schneller Blechkarossen braucht man – zumindest auf unseren Straßen – kaum mehr Angst zu haben, von einem Gangster zum Anhalten und zur Herausgabe von Geld gezwungen zu werden.

Anders als früher, als die Bürger mit langsamen und offenen Pferdegespannen unterwegs waren. Über einen solchen Fall von Straßenraub berichten wir in unserer letzten Folge über „Kriminalfälle von anno dazumal“.

Es war am 18. September 1875 abends um 19.30 Uhr, als der Bauer Andreas Robin aus Aiglsbach mit seinem Einspänner von Geisenfeld nach Hause fuhr. In einem Gehölz am sogenannten Lohberg passierte es dann: Mit dem Ruf „Halt, Geld her!“ forderte ein Straßenräuber den Bauern zur Herausgabe seines Bargeldes auf. Bei dem Räuber handelte es sich um den 19-jährigen Dienstknecht und Taglöhner Stephan Wachs aus Hartacker. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, feuerte er aus einem mit gehacktem Blei geladenen Gewehr einen Schuss auf den Bauern ab. Der Räuber verfehlte jedoch sein Ziel, und Robin gelang es, mit seinem Fuhrwerk zu entkommen.

Doch der Räuber gab nicht auf, heißt es im Bericht des Geisenfelder Wochenblatts, er lauerte auf ein zweites Opfer. Dieses näherte sich eine halbe Stunde später – ebenfalls in einem offenen Einspänner: Was dann passierte, wird wie folgt beschrieben: „In der Absicht, ihn seiner Barschaft zu berauben, hat der Verbrecher den Gütler Simon Schlicht mit seinem Gewehr von hinten her einen Schlag in das Genick versetzt, so daß dieser bewußtlos vom Wagen herab auf die Straße fiel. Der Räuber versetzte dem am Boden Liegenden noch einige Schläge mit dem Gewehr auf den Hinterkopf und Rücken und versuchte, dessen Rock aufzuknöpfen.“ Als das Opfer aber dann wieder das Bewusstsein erlangte, bedrohte ihn der Strolch mit seinem Gewehr und rief „Geld her!“. Woraufhin Schlicht ihm sein Steuerbuch sowie zwölf Banknoten im Gesamtwert von 125 Gulden ausgehändigt habe.

Lange über seine Beute freuen konnte sich der Räuber indes nicht. Wie es im Bericht abschließend heißt, wurde er von der Polizei aufgespürt und verhaftet – und dann von einem Schwurgericht zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt.