Ernsgaden
Ein Ufo über der Terrasse

Kamera-Drohne eines Hobby-Piloten aus dem Ort lässt viele Ernsgadener um ihre Privatsphäre fürchten

10.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:15 Uhr

Ernsgaden (GZ) „Spanner-Drohne“ oder harmloses Spielzeug? Das ist die Frage bei einem mit einer Kamera ausgestatteten Fluggerät, das ein 55-jähriger Ernsgadener als Hobby über dem Ort kreisen lässt. Mehrere Bürger fühlen sich belästigt – was für den Freizeit-Piloten selbst freilich „alles Unsinn“ ist.

„Da sitzt man abends gemütlich draußen und denkt nichts Schlechtes, und dann kommt so ein Ufo angeflogen. Es bleibt eine Weile in der Luft stehen, als würde es einem zuschauen, dann dreht es ab.“ So schreibt ein Ernsgadener in den sozialen Netzwerken über das Phänomen, das im Ort für viel Gesprächsstoff sorgt. Mit dem Ufo gemeint ist die ferngesteuerte und mit einer Kamera ausgestattete Drohne, die ein 55-jähriger Ernsgadener immer wieder über dem Ort kreisen lässt.

Wenn man sich in Ernsgaden umhört, bekommt man zu vielen Bürgern Kontakt, die sich beschweren, weil sie sich in ihrer Privatsphäre beeinträchtigt fühlen. Einige haben sich auch schon bei der Geisenfelder Polizei erkundigt, „ob denn so etwas erlaubt ist“. Namentlich in der Zeitung genannt werden will aber keiner. Anonym macht eine Frau ihrem Ärger jedoch Luft: „Du willst doch nicht dabei beobachtet werden, wenn du abends beim Grillen auf deiner Terrasse sitzt“, schimpft sie. „Und schon gar nicht dabei gefilmt werden.“

Etliche Beschwerdeführer haben sich an die Ernsgadener Gemeinderätin Silvia Hartmann (CSU) gewandt, und die hat das Thema in der jüngsten Gemeinderatssitzung aufs Tablett gebracht. Und angeregt, den Sachverhalt doch mal vom Landratsamt prüfen zu lassen. Dem will Bürgermeister Karl Huber (CSU) auch nachkommen, wie er sagt. Er hat Verständnis für die Beschwerden, zumal bekannt sei, dass sich der Drohnen-Pilot den Blick durch die Kamera-Linse live auf eine Video-Brille übertragen lässt.

„Genau das macht den Nachweis, ob solche Drohnenpiloten die Privatsphäre achten, so schwierig, sagt Polizeihauptmeister Stefan Herbst, Luftfahrtbeauftragter der hiesigen Inspektion (siehe auch Infokasten unten). Schließlich gebe es bei Livebildern auf die Videobrille keinen Speicherchip, den man überprüfen könne.

Der, um den es hier geht, heißt Raimund Wiesmann. „Meinen Namen können Sie gerne schreiben“, sagt er, „denn es gibt nichts, was ich mir vorwerfen müsste“. Der 55-jährige Kundendienstler, der seit einem Jahr in Ernsgaden wohnt, wundert sich freilich, „dass so viele über mich sprechen, aber keiner mit mir“. Ferngesteuerte Mobile seien schon immer sein Hobby, und den Quadrokopter habe er sich angeschafft, „weil er leicht zu steuern ist“. Wer behaupte, dass er bewusst über Grundstücken fliege, wenn Menschen im Freien sind, „der lügt“.

Mit seiner 30-Euro-Kamera sei er „überhaupt nicht in der Lage, irgendetwas groß heranzuzoomen“. Ein Gesicht in 20 Metern Entfernung sei „schon nicht mehr zu erkennen“. Wenn dies jemand nicht glaube, „so kann er sich gerne mal meine Videobrille aufsetzen“, sagt Wiesmann.

Gleichzeitig lässt der 55-Jährige jedoch wissen lässt, dass er seine Drohne in Zukunft nicht mehr über Ernsgaden steigen lassen will. Zum einen werde „immer dieselbe Gegend auf Dauer langweilig“, und zum anderen habe ihm jemand erzählt, „dass das hier wegen des nahen Manchinger Flughafens gar nicht erlaubt sein soll“.