Pfaffenhofen
Der Wald - eine Wundertüte

23.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Foto: DK

Pfaffenhofen (PK) Unsere Zeitung ermöglicht in Kooperation mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eine Reihe von Beiträgen, die einen Blick hinter die Kulissen gewähren: Im Blickpunkt steht der Wald in unserer Region.

Über 100 Millionen Bäume und gut 4200 Eigentümer: Die meisten Menschen kennen den Wald in ihrer Nähe. Sie nutzen ihn zur Erholung, zum Sporttreiben oder zum Schwammerlsuchen. Andere gehen auf die Jagd oder machen ihr eigenes Brennholz. Und für die Eigentümer ist der Wald auch ein Einkommen.

Wald ist ein Multitalent. Wälder erfüllen viele Funktionen: Sie sind Lebensraum, Erholungsraum, schützen vor Erosion, reinigen Luft und Wasser. Und Wälder sind meistens auch ein Wirtschaftsraum. All das fällt den meisten Waldbesuchern gar nicht auf - denn die Vereinigung der vielen Funktionen auf gleicher Fläche gelingt im Großen und Ganzen gut. Das ist in unserem dicht besiedelten Land auch wichtig. Und es ist die Aufgabe der Bayerischen Forstverwaltung, diesen Ausgleich zu moderieren.

Wie wäre das: Spaziergänger im eigenen Garten zu haben? Sicherlich mindestens ungewohnt. Im Wald ist das ganz normal: Zum Zweck der Erholung besteht ein allgemeines Betretungsrecht, das in der Bayerischen Verfassung und im Waldgesetz für Bayern festgeschrieben ist. Beim Waldspaziergang durchschreitet man Wald von vielen Eigentümern, das können auch schnell mal hundert sein. Es ist so selbstverständlich, dass es vielen Menschen gar nicht bewusst ist - anders als im heimischen Garten. Selbstverständlich ist das keineswegs, es gibt inzwischen auch großflächige umzäunte, private Waldgebiete in außereuropäischen Ländern.

Wald ist Geschichte zum Anfassen. Wälder erzählen viel über den Alltag und das Leben der Menschen. Die Geschichte des Waldes ist somit auch Wirtschaftsgeschichte. Eine Geschichte, die jeden Tag neu geschrieben wird. Und da im Wald zwischen der Pflanzung und der Ernte viele Jahrzehnte, oft sogar mehr als hundert Jahre liegen, kann man am Waldzustand ablesen, wie die Eigentümer ihren Wald bewirtschaftet haben. Der Wald von heute wurde oft vor langer Zeit begründet.

Welche Gedanken sich die damaligen Waldbauerinnen und Waldbauern gemacht haben, können wir oft nur erahnen. Vielleicht hatten sie auch eine Idee, was aus dem Holz einmal werden soll. Wegen der extrem langen Produktionszeit kann man in der Forstwirtschaft nicht angebotsorientiert produzieren. Wer weiß heute schon, welches Holz in 80 Jahren benötigt werden wird?

Wer heute junge Fichten, Buchen, Ahorne oder Douglasien in seinem Wald hat, hat sich zuvor vielleicht gedanklich auf eine Zeitreise in die Zukunft begeben: Wie wird das Klima in 70, 80 oder gar 100 Jahren sein? Wie verändern sich Wuchsbedingungen und die Ansprüche der Gesellschaft? Welchen Nutzen werden die Nachfahren vom Wald erwarten? Vorausdenken und Generationenvertrag sind daher schon lange Teil der Waldbewirtschaftung. Es erscheint daher nahezu logisch, dass der Gedanke der Nachhaltigkeit vor über 300 Jahren in der Forstwirtschaft erfunden wurde. 2013 feierte die Forstbranche in Deutschland dieses Jubiläumsjahr.

Weil man für die Zukunft plant, ist Waldbau und Forstwirtschaft immer ein Arbeiten mit Unsicherheit. Für die Zukunft wird es sogar noch ein bisschen schwieriger, unüberschaubarer. Die Umwelt verändert sich schneller als früher. Sie verändert sich innerhalb eines Baumlebens. Das Klima und die Waldböden verändern sich, das wirkt sich auf die Gesundheit, das Wachstum der Bäume und die Konkurrenzverhältnisse zwischen den Baumarten aus. Die Vegetationsperiode startet früher und endet später, die Jahresdurchschnittstemperaturen steigen, Jahre mit Wetterextremen nehmen zu. Die Klimaveränderung wirkt sich auch auf die Waldtiere aus, bis hin zu Schadinsekten, die meistens Wärme und Trockenheit mögen. Was können die Beratungsförster der Bayerischen Forstverwaltung da raten?

Wald, das ist das Thema der Bayerischen Forstverwaltung. Beratungsförster der Bayerischen Forstverwaltung haben all diese genannten Aspekte im Kopf, wenn sie bei Beratungen Tipps geben. Ein Zauberwort der Gegenwart lautet: Mischwald. Mischwald ist vielfältiger, häufig stabiler, und für risikomeidende Personen auch wirtschaftlich vorteilhaft. Allerdings muss man wissen, welche Baumarten gute Mischungen ergeben und wie man diese im Wald möglichst rein durch das Wirken der Natur erhält. Welche Baumarten wo gut zu wachsen vermögen, können Förster am Boden und an verschiedenen Zeigerpflanzen ablesen. Bäume, die bei uns heute schon am Rand ihres (klimatischen) Verbreitungsgebietes leben, werden es in Zukunft vermutlich schwieriger haben als solche, die bei verschiedenen der gängigen Klimaprognosen noch immer mitten im grünen Bereich sind. Es ist wichtig, das zu wissen. Denn Wald ist Leben.